Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Bettruhe-Studien der ESA
Schlafen für die Raumfahrt

Seit Anfang September befinden sich zwölf Probanden im Envihab-Labor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln. Sie liegen im Bett – und zwar rund um die Uhr. Ununterbrochen zu liegen beeinflusst den Körper auf ganz ähnliche Weise wie bei einem langen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit.

Von Dirk Lorenzen | 03.11.2015
    Raumflug im Liegen: Bei der dürfen die Teilnehmer sich niemals aufrichten.
    Raumflug im Liegen: Bei der Bettruhe-Studie dürfen die Teilnehmer sich niemals aufrichten. (Foto: DLR)
    Weil die Muskeln kaum noch genutzt werden, bilden sie sich zurück. Auch die Knochensubstanz und der Blutkreislauf verändern sich. Im Rahmen von Bettruhe-Studien untersuchen Mediziner, wie sich diesen negativen Effekten begegnen lässt. Dafür liegen die Testpersonen 60 Tage lang in einem Bett, das um sechs Grad geneigt ist. Der Kopf liegt immer etwas tiefer als die Füße. Die Probanden müssen stets mindestens mit einer Schulter die Matratze berühren – und dürfen wirklich nie aufstehen. Nur so wird das Dauerliegen zum gefühlten Raumflug.
    Die Wissenschaftler führen mit den Bett-Astronauten 90 Experimente durch: Oft geht es um den Stoffwechsel oder um Verfahren, wie sich der Muskelschwund verhindern lässt. Mit einem speziellen Schlittensystem können die Testpersonen in waagerechter Position springen und so die Muskeln stimulieren. Künftig könnten auch Astronauten auf der Raumstation mit dieser "künstlichen Schwerkraft" dem körperlichen Abbau entgegen wirken.
    Die zwölf Weltraum-Lieger müssen zwei Monate auf ihr normales Leben verzichten, viele Tests über sich ergehen lassen und haben wegen der ständigen Überwachung kaum Privatsphäre. Ertragen sie diese Bedingungen bis zum Ende, bekommen sie 15.000 Euro Honorar – Weltraum-Flieger werden sie nicht.