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Bienensterben
EU will Neonicotinoide teilweise verbieten

Die zur Schädlingsbekämpfung eingesetzten Neonicotinoide sind für Bienen schädlich. Um dem Bienensterben in Europa entgegen zu wirken, will die EU-Kommission den Einsatz dieser Pestizide im Freiland verbieten. Kommende Woche stimmt der zuständige EU-Ausschuss darüber ab.

Von Pascal Lechler | 20.04.2018
    Biene im Anflug
    Selbst wenn aber der zuständige EU-Ausschuss in der kommenden Woche dem Verbot zustimmt, kommt das Verbot für die Bienen in diesem Jahr zu spät (picture alliance/dpa/Foto: Patrick Pleul)
    Ein massives Bienensterben im Rheintal 2008 schreckte Imker und Forscher auf. Als Verursacher wurden schnell die sogenannten Neonicotinoide ausgemacht. Mit ihnen wird das Saatgut behandelt. Saat beigemischt und dienen der Schädlingsbekämpfung. Inzwischen hat aber die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, kurz EFSA, in mehreren Studien nachgewiesen, dass die Neonicotinoide auch Schmetterlinge und vor allem Bienen töten. In manchen europäischen Ländern sind die Bienenbestände schon um 60 Prozent zurückgegangen. Die EU-Kommission will jetzt reagieren. Sie will, dass die Pestizide nicht mehr auf Feldern also im Freiland eingesetzt werden dürfen. In der kommenden Woche steht das Verbot im zuständigen EU-Ausschuss zur Abstimmung. Eigentlich hätte das Verbot bereits im März beschlossen werden sollen. Deswegen dränge jetzt die Zeit, meint der CDU-Umweltexperte im Europaparlament Peter Liese.
    "Das Insektensterben ist ein ernstes Problem und wir müssen alles tun, um es zu verhindern. Neonicotinoide spielen offentsichtlich eine Rolle. Die Stellungnahme der Europäischen Lebensmittelagentur ist klar. Und deswegen hoffe ich, dass die Mitgliedsstaaten inklusive Deutschland jetzt sehr schnell ein Verbot beschließen."
    Schädlingsbekämpfungsmittelhersteller klagte vor dem EuGH
    Bereits nach dem massiven Bienensterben 2008 wurde der Einsatz der Neonicotinoide 2013 eigeschränkt. So dürfen die Pestizide nicht mehr auf Raps ausgebracht werden oder auf Kirschen und Äpfel gesprüht werden. Die Schädlingsbekämpfungsmittelhersteller Bayer und Syngenta haben gegen diese Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt. Sie fordern von der EU Schadensersatz. Das Urteil in dem Verfahren steht noch aus. Lange sah es danach aus, dass sich, ähnlich wie beim Verbot des Unkrautvernichters Glyphosat, das Bundesumweltministerium und das Bundeslandwirtschaftsministerium nicht auf eine einheitliche Linie einigen könnten. Doch inzwischen will auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nach langem Zögern ein Verbot der Neonicotinoide und legt sich so mit der mächtigen Agrarlobby an. Die setzt weiter auf die Neonicotinoide. Der Agrarexperte der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, fordert deshalb ein grundsätzliches Umdenken der Branche.
    "Natürlich ist es so, die konventionelle Landwirtschaft hat sich in eine Sackgasse manövriert. Es gibt kaum noch Stoffe, die stattdessen eingesetzt werden können. Das heißt, man müsste tatsächlich in der Landwirtschaft einiges ändern - an der Art und Weise, wie man wirtschaftet, um anders reagieren zu können, außer mit dem Ersatz dieser Stoffe oder mit der Hoffnung, dass es andere neue Stoffe gibt. Es muss sich tatsächlich etwas in der Produktionsweise der Landwirtschaft ändern."
    Selbst wenn aber der zuständige EU-Ausschuss in der kommenden Woche dem Verbot zustimmt, kommt das Verbot für die Bienen in diesem Jahr zu spät. Die Saat, die mit den Pestiziden behandelt wurde, ist in diesem Frühjahr schon längst auf den Äckern und kann dort ihre tödliche Wirkung entfalten.