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Bienensterben
Viele Völker haben Winter gut überstanden

Schätzungen gingen davon aus, dass bis zu 30 Prozent der Bienenvölker das Jahr 2015 nicht erleben würden. Darum hatten Bienenforscher schon im März des vergangenen Jahres die Imker gewarnt, sie müssten sich besonders gründlich um ihre Bienenvölker kümmern. Offensichtlich waren einige Imker dabei relativ erfolgreich.

Von Joachim Budde | 15.05.2015
    Dete Papendieck steht an einen Bienenstock hinter der Imkerei der Universität Bonn gelehnt. Es ist Mitte Mai, der Himmel ist bewölkt, es ist windig. Vor den Bienenkästen geht es eher gemächlich zu. Knapp 100 Bienenvölker betreut der Imkermeister.
    "Die Bienenvölker sind soweit eigentlich ganz gut durch den Winter gekommen, weil ich im Herbst die Jungvölker des letzten Jahres mit den Altvölkern vereinigt habe und somit verstärkt habe und somit haben wir also so unterdurchschnittlich Winterverluste gehabt."
    Jedes Frühjahr ziehen Imker neue Völker an. Im ersten Jahr sind sie noch klein und wachsen heran. Im Jahr darauf sollen sie als eigenständiges Volk den Bestand vergrößern. Oder man benutzt sie wie Dete Papendieck, um im Herbst schwache Völker fit für den Winter zu machen.
    Das war nach Ansicht vieler Bienenexperten für den letzten Winter dringend nötig. Sie hatten schon im Frühjahr 2014 vor einem extrem verlustreichen Winter gewarnt. Schätzungen gingen davon aus, dass bis zu 30 Prozent der Bienenvölker das Jahr 2015 nicht erleben würden. Das hat sich nicht bewahrheitet, sagt Papendiecks Chef Andreé Hamm, der Leiter des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn.
    "Wir sind im Schnitt so bei 22, 23 Prozent Völkerverlusten, wobei eine große Anzahl von Imkern überhaupt keine großartigen Veränderungen zum Jahr davor hatte, wir hier am Institut zum Beispiel wir hatten keine nennenswert höheren Verluste als in den letzten Jahren, sind also weit unter zehn Prozent geblieben, also das Katastrophenszenario, so wie es da teilweise prognostiziert wurde, hat sich in der Form, zumindest aus unserer Sicht der Dinge, nicht bewahrheitet."
    Ein gutes Bienenjahr birgt Gefahren für die Völker
    Nach dem extrem milden Winter von 2013 auf 2014 hatten die Bienen einen besonders guten Start ins Jahr. So paradox das klingt, ein gutes Bienenjahr birgt Gefahren für die Völker. Denn auch ihr Feind Nummer Eins, die Varroa-Milbe, hatte ideale Bedingungen. Ist der Varroa-Befall im Herbst zu stark, fehlt den Bienen die Kraft, um den Winter zu überstehen.
    Aber auch wenn der Durchschnitt unter den Befürchtungen geblieben ist - manche Regionen und manche Imker haben dem Deutschen Imkerbund Verluste von 30 Prozent und mehr gemeldet. 40 Prozent der befragten Imker wiederum haben alle Völker über den Winter gebracht. Vielleicht haben die Warnungen dazu beigetragen, dass viele Imker besonders gut auf ihre Völker achtgegeben haben. Auch Pflanzenschutzmittel sind ein Problem. Immer wieder tauchten Pestizidrückstände im Honig auf, sagt Andreé Hamm.
    "Natürlich sind alle Insektizide, die wirken auf Schädlinge, auch schädlich für Nützlinge. Bienengefährlichkeit wird natürlich getestet, Fehlverhalten des Anwenders führt auch immer wieder zu Völkerverlusten und Schäden. Das heißt, es gibt Vorschriften, wann man was applizieren darf im Jahresgang, wann man was applizieren darf im Tagesgang, und wenn die Dinge alle eingehalten werden, dann kann man ganz gut miteinander leben."
    Das zeigt sich auch daran, dass die Zahl der Völkerverluste während der Sommermonate, also dann, wenn die Bienen den Pestiziden ausgesetzt sind, deutlich niedriger als im Winter liegen, zuletzt unter fünf Prozent. Es kommen viele Dinge zusammen: Einflüsse aus der Landwirtschaft, Krankheitserreger und Parasiten, und wie viel Blüten die Pflanzen tragen.
    "Pestizide ohne Frage sind ein weiterhin großes Problem für den Imker, genauso wie die Trachtarmut ein großes Problem ist, wie die Varroa-Milbe ein großes Problem ist, und wie eben gute imkerliche Praxis eben zwingend notwendig ist, nur das alles in der Summe richtig koordiniert und richtig durchgeführt, führt zu einer Minimierung der Völkerverluste auf ein erträgliches Mindestmaß, was man immer haben wird."