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Bilanz Deutsche Bank
Analyst: "Ergebnis nach wie vor erbärmlich"

Die Bilanz der Deutschen Bank sorgte heute für unterschiedliche Reaktionen. Der Gewinn sackte um 29 Prozent auf 238 Millionen Euro ab. Die Bank erklärte, das liege vor allem daran, dass Kosten für Rechtsstreitigkeiten nicht von der Ertragssteuer abgezogen werden dürften. Aber sonst laufe alles bestens, sagte Co-Vorstand Anshu Jain. Analysten widersprechen.

Von Michael Braun | 29.07.2014
    Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main
    Ja, gestand Deutsche Bank Finanzvorstand Stefan Krause ein, es gebe hohe Prozessrisiken, die die Bank weder der Zeit noch der Höhe nach beeinflussen könne. (Andreas Arnold, dpa picture-alliance)
    Die Börse wusste heute mit der Aktie der Deutschen Bank nicht recht umzugehen. Es war auch nicht so einfach. Denn der Sparkurs und ein erstarktes Investmentbanking hatten den Gewinn vor Steuern im zweiten Quartal auf 917 Millionen Euro steigen lassen, 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Aber unter dem Strich, nach Steuern also, sackte der Gewinn um 29 Prozent auf 238 Millionen Euro ab.
    Die Bank sagt, das liege vor allem daran, dass Kosten für Rechtsstreitigkeiten nicht von der Ertragssteuer abgezogen werden dürften. Aber sonst laufe alles bestens, sagte heute in einer Telefonkonferenz Co-Vorstand Anshu Jain, auch in dem lange darbenden Bereich der Vermögensverwaltung:
    "Der Fortschritt in diesem Quartal liegt auf der Hand: Den Vorsteuergewinn gut mehr als verdoppelt, die Gewinnqualität verbessert und netto elf Milliarden Euro für die Vermögensverwaltung eingeworben, so viel wie nie seit 2010."
    "Es laufe alles bestens"
    Na klar, sagt Dieter Hein, Finanzanalyst der bankunabhängigen Gesellschaft fairesearch, die Deutsche Bank versuche immer, ihr Ergebnis gut darzustellen. Das sei es aber nicht. Es genüge nicht, um die hohen Rechtsrisiken abzudecken und zugleich die steigenden Eigenkapitalanforderungen zu befriedigen:
    "Das Gewinnniveau ist viel zu niedrig, um aus eigener Kraft diese Anforderungen zu schaffen. Und deswegen hatten wir eben auch in diesem Jahr schon eine Kapitalerhöhung von 8,5 Milliarden (Euro). Und natürlich versucht die Bank, möglichst ihr Ergebnis immer toll darzustellen. Aber wenn man unterm Strich schaut, sind sie - ich kann es nicht anders sagen - nach wie vor erbärmlich."
    Gewinnniveau ist viel zu niedrig
    Im zweiten Quartal erhöhte das Institut die Rückstellungen für Rechtsrisiken um 470 Millionen Euro auf 2,2 Milliarden Euro. Es könnten noch weitere Belastungen von 3,2 Milliarden Euro drohen, teilte die Bank mit, für die es noch keine Vorsorge gebe. Ja, gestand Finanzvorstand Stefan Krause ein, es gebe hohe Prozessrisiken, die die Bank weder der Zeit noch der Höhe nach beeinflussen könne:
    "There is significant uncertainty as of the timing and size of potential litigation impact beyond our influence."
    Deutsche Bank in rund 6.000 Rechtsstreitigkeiten verwickelt
    Auf der Hauptversammlung im Mai hatte der Vorstand informiert, die Bank sei in rund 6.000 Rechtsstreitigkeiten verwickelt, davon tausend mit einem Streitwert von mehr 100.000 Euro. Und die Argumentation, das seien alles Altlasten, lässt Analyst Hein nicht gelten:
    "Dass das nicht nur Altlasten sind, zeigen die Meldungen aus der letzten Woche, als bekannt wurde, dass eine amerikanische Bankenaufsicht einen Brandbrief an die Deutsche Bank geschrieben hat, dass seit Langem angemahnte Missstände im Rechnungswesen gerade bei amerikanischen Töchtern, dass die Zahlen nicht verlässlich wären und man das seit Jahren anmahnt, aber sich nichts verändert. Also, von daher zu erzählen, das wären alles Verfehlungen von Vorgängern und da hat man nichts damit zu tun - das ist bestenfalls Wunschdenken."
    Spekulationen der vorigen Woche, die Bank wolle ihr laufendes Sparprogramm ausweiten, stimmten nicht, sagte Finanzvorstand Krause. Man sei auf gutem Weg, das Mitte 2012 ausgegebene Einsparziel von 4,5 Milliarden Euro bis Ende 2015 zu schaffen.