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Bilanz
Nullwachstum der französischen Wirtschaft

Die einen sind enttäuscht, die anderen bleiben zuversichtlich. Enttäuscht sind die nationale Statistikbehörde INSEE und die Banque de France, die für das zweite Quartal ein Wachstum von 0,3 Prozent vorher gesagt hatten. Enttäuscht auch die Mehrheit der Ökonomen, die auf plus 0,2 Prozent getippt hatte.

Von Ursula Welter | 14.08.2015
    Frankreichs Finanzminister Michel Sapin in Anzug und Krawatte vor einem Gebäude
    Ein Prozent Wachstum für das gesamte Jahr, das sei sehr viel mehr als in den Vorjahren, aber immer noch nicht genug, Frankreich müsse seinen Anstrengungen also fortsetzen, meinte Finanzminister Michel Sapin. (AFP/ Kenzo Tribouillard)
    Die neuen Zahlen für das zweite Quartal sind zunächst auch nur Schätzungen, aber sicher ist, dass vor allem die Binnennachfrage gebremst hat. Jener Teil, er traditionell als Motor der französischen Wirtschaft gilt. Vor allem die Haushalte konsumierten mit plus 0,1 Prozent nur schwach, die Binnennachfrage legte insgesamt auf diesem Niveau zu, da nutzte es auch nicht dass der Außenhandel anzog.
    Premierminister, Manuel Valls, legte die Zahlen so aus:
    "Auf das gesamte Halbjahr 2015 gesehen liegt das Wirtschaftswachstum damit bei plus 0,7 Prozent".
    Die Wachstumsannahme der Regierung bleibe damit erhalten, sagte Valls und so sieht es auch der französische Finanzminister.
    "Ich habe für 2015 das Wachstumsziel ein Prozent festgelegt. Dieses Ziel wird erreicht werden", sagte Michel Sapin im französischen Rundfunk.
    Französische Ökonomen sind zuversichtlich
    Die Zuversicht wird von einigen französischen Ökonomen geteilt. Die Nachrichtenagentur afp zitiert aus einer Stellungnahme des Finanzdienstleisters Unicredit, in der es heißt, die Ergebnisse seien zwar enttäuschend, aber nicht beunruhigend. Sie zeigten vielmehr die Unsicherheit, die in den statistischen Quartals-Schätzungen steckten. Die beschlossenen Steuererleichterungen für die Haushalte würden den Konsum, auf das ganze Jahr betrachtet, stützen und auch die bereits beschlossenen Erleichterungen für die französischen Unternehmen dürften helfen, die Margen der Betriebe zu verbessern und Investitionen anzustoßen.
    Aber vorläufig gilt: Das Wachstum der Investitionstätigkeit hat sich allerdings im zweiten Quartal verlangsamt, von zuvor 0,6 auf 0,2 Prozent. Der Abbau der Lagerbestände bremste die Entwicklung, Ökonomen, nicht nur in Frankreich, sehen vor allem diese schwache Investitionstätigkeit der französischen Unternehmen mit Sorge.
    Finanzminister Sapin meinte:
    Ein Prozent Wachstum für das gesamte Jahr, das sei sehr viel mehr als in den Vorjahren, aber immer noch nicht genug, Frankreich müsse seinen Anstrengungen also fortsetzen.
    Schwache Zahlen
    Zu den positiven Überraschungen der jüngsten Statistikschätzung für die französische Wirtschaft gehört, dass es leichte Bewegung am Arbeitsmarkt gibt. Obwohl das Wachstum eine Pause einlegte, wurden im Handel 27.300 Arbeitsplätze geschaffen, plus 0,2 Prozent, das war das stärkste Quartalswachstum am französischen Arbeitsmarkt seit 2011.
    Die schwachen Zahlen für das Wirtschaftswachstum, so schrieben auch die Volkswirte der Bank BNP, müssten vor dem Hintergrund der starken Zahlen im ersten Quartal gesehen werden. Unter dem Strich seit die Lage in Frankreich 2015 besser als 2014.
    Der Regierungschef knüpfte daran an, als er die schwachen Quartalszahlen positiv vermarktete und die Vorhersage wagte.
    "Wir sollten in Wahrheit, und das möchte ich hervorheben, (das Wachstumsziel) von einem Prozent noch übertreffen, und 2015 mit einem Jahresrhythmus von 1,5 Prozent beenden. Und Sie wissen, das ist eine wichtige Zahl, denn von diesem Niveau an lässt sich die Arbeitslosigkeit senken."
    Die derzeit bei einer Rekord-Quote von rund 10 Prozent liegt, mehr als 3,55 Millionen Franzosen sind ohne Arbeit.