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Bilanzprognose für 2015
Rekordverlust bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank rechnet für das abgelaufene Jahr 2015 mit einem Verlust von 6,7 Milliarden Euro nach Steuern. Grund sind milliardenschwere Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft sowie hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und Jobabbau. Das belastet auch die Aktie des Geldhauses.

Von Brigitte Scholtes | 21.01.2016
    Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank: Das Unternehmen muss kräftig sparen.
    Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank: Das Unternehmen muss kräftig sparen. (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    Die Erwartungen an das vierte Quartal waren nicht hoch gewesen im Finanzmarkt. Aber das Ausmaß des gestern Abend verkündeten Verlustes von 2,1 Milliarden Euro nach Steuern hat sehr verunsichert, meint Philipp Häßler, Analyst von equinet:
    "Das, was den Markt besonders nervös macht, ist, dass das zugrunde liegende Geschäft auch einfach schlechter gelaufen zu sein scheint als erwartet."
    Denn die Schwäche im operativen Geschäft nannte Co-Chef John Cryan als einen von drei Faktoren für den unerwartet hohen Verlust. In einem Brief an die Mitarbeiter bezifferte er das Ausmaß dieser Schwäche zwar nicht; Zahlen nannte er nur für die Belastungen durch Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und neue Regeln der Aufseher, die 1,2 Milliarden Euro zum Verlust beigetragen hätten. Das könnten sogar nur vorläufige Zahlen sein, warnte Cryan.
    Restrukturierungen und Abfindungen belasteten mit weiteren 800 Millionen Euro, und die Wertminderung von Software mit 100 Millionen. Für das Gesamtjahr summiert sich der Verlust damit auf 6,1 Milliarden Euro vor Steuern und sogar 6,7 Milliarden Euro nach Steuern. Das ist der höchste Verlust der Firmengeschichte und weit höher als der aus dem Jahr 2008, als die Bank 3,9 Milliarden Euro Verlust ausgewiesen hatte. Die Belastungen seien die Konsequenz aus den notwendigen Entscheidungen zur Umstrukturierung, schreibt Cryan an die Mitarbeiter. Andere Großbanken eilen der Deutschen Bank in dieser Hinsicht davon: Die haben zwar auch für die Sünden aus der Finanzkrise hohe Strafen gezahlt, höher sogar als die gut 12 Milliarden Euro, die die Deutsche Bank bisher hat tragen müssen. Aber sie haben im vergangenen Jahr zum Teil wieder zweistellige Milliardengewinne eingefahren. Analyst Häßler:
    Das Schlimmste überstanden?
    "Ich denke, dass der Hauptunterschied darin liegt, dass die Deutsche Bank momentan in einer Phase der Umstrukturierung ist, viel Unsicherheit bei den Mitarbeitern, vermute ich, ist, und dass es wahrscheinlich auch nicht gerade einfacher ist, Geschäft zu machen. Und zum anderen kommt halt dazu, dass sie im Investmentbanking die Bilanz deutlich reduzieren möchte, und das kostet natürlich irgendwo auch Ertrag."
    Immerhin hoffen die Investoren und Analysten, dass mit diesem Rekordverlust das Schlimmste überstanden sein sollte.
    "Dieser Verlust sollte sich im laufenden Jahr nicht wiederholen, da gehen Investoren und Analysten im allgemeinen davon aus, dass wieder ein Gewinn erzielt wird. Ich denke, wenn man jetzt auf Gesamtjahressicht schaut, dann sollten wir das Schlimmste gesehen haben. Allerdings wird das laufende Jahr jetzt auch noch belastet durch Restrukturierungsaufwendungen, Rechtsstreitigkeiten werden bestimmt auch noch ein bisschen was kosten. Das laufende Jahr ist ganz klar nochmal ein Übergangsjahr. Und 2017 und vor allem 2018 wird man dann wirklich erst sehen in den Zahlen, ob die Deutsche Bank es geschafft hat."
    Für Aktionäre sind die Aussichten jedoch erst einmal trübe. Schon im Herbst hatten sie gehofft, der Kurs könne nun den Boden gefunden haben. Doch seither ist weiter kräftig bergab gegangen. Philipp Häßer:
    "Momentan ist halt einfach die hohe Unsicherheit, die da belastet, auch das Thema Kapitalerhöhung, das kann man halt nicht ausschließen. Ich denke, dass die Aktie sich auch weiter nur verhalten entwickeln wird."
    Cryans Vorgänger Anshu Jain hatten den Aktionären allein zwei Kapitalerhöhungen im Volumen von insgesamt 11,5 Milliarden Euro zugemutet.