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Bilderberg-Treffen
Intransparenz und Verschwörungsfantasien

Beim Bilderberg-Treffen in Dresden kommen 130 hochkarätige internationale Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Finanzwelt zusammen. Nach Außen werden keine Ergebnisse preisgegeben - ein Grund warum Verschwörungsfantasien rund um das Treffen entstehen - und sich ihre Anhänger derzeit in Dresden wiederfinden.

Von Bastian Brandau | 09.06.2016
    Auf einem abgesperrten Parkplatz in Dresden (Sachsen) stehen am 08.06.2016 zwei Wasserwerfer der Polizei, ein gepanzertes Polizeifahrzeug sowie weitere Polizeifahrzeuge. Vom 09. bis 12. Juni 2016 findet im Hotel Taschenberg Kempinsky die Bilderberg-Konferenz statt. Auf der Konferenz diskutieren Politiker, Wirtschaftsbosse, Akademiker und Medienvertreter hinter verschlossenen Türen über das Weltgeschehen. Foto: Arno Burgi/dpa (zu dpa «Bilderberg: Geheime Weltregierung oder Infobörse der Mächtigen?» vom 08.06.2016) |
    Vorbereitungen zur Bilderberg-Konferenz in Dresden (dpa-Zentralbild)
    Vor dem Grand Hotel Taschenbergpalais im Dresdner Zentrum: Touristengruppen strömen vorbei, Straßenmusiker und Souvenirverkäufer buhlen um Kundschaft. Vor dem Eingang des Hotels ist ein Zaun aufgebaut, verstärkt durch Beton. Ab und zu fahren schwarze Limousinen vor, beobachtet von Journalisten, vor allem von auf Verschwörungsfantasien spezialisierten Medien wie dem Kopp-Verlag oder dem Kremlsender Russia Today.
    Spitzenvertreter aus 20 Ländern
    Sie lauern auf die ersten Gäste der Bilderberg-Konferenz. Bis Sonntag werden rund 130 Spitzenvertreter aus 20 Ländern sich hier austauschen, darunter die Bundesminister Schäuble, de Maizière und von der Leyen. Ihnen gegenüber sitzt eine Art Who's Who der internationalen Wirtschaft und Finanzwelt: Aufsichtsratschef und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, die Chefs von Konzernen wie Airbus oder Springer werden ebenso an der Konferenz teilnehmen wie Siemens-Chef Joe Kaeser oder der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Wirtschaft, Ulrich Grillo. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es ist vor allem diese Intransparenz, gegen die sich in Dresden Proteste richten. Zum Beispiel der Mahnwache für den Frieden, bei der sich Bill Heidenreich engagiert:
    "Ich denke, dass Bilderberg-Treffen hat vorwiegend eine Vernetzungsfunktion zwischen gesellschaftlichen Eliten und wenn eben Vorstandschefs und CEOs sehr vieler großer Konzerne zusammensitzen mit Vertretern von Medien zusammen mit Politikern und der Finanzwirtschaft, dann werden dort auf jeden Fall Dinge abgesprochen, sonst würden sie sich nicht treffen. Aber es ist nichts, was nicht sowieso jeden Tag stattfindet. Es findet nur hier konzentriert statt. Und deswegen demonstrieren wir."
    Medien dürfen nicht berichten
    Mehr Transparenz wünschen sie sich, aber die Ergebnisse des Treffens werden nicht kommuniziert, Medien dürfen nicht berichten. Eine Regel, die seit dem ersten Treffen der Bilderberger im namensgebenden Hotel Bilderberg in den Niederlanden 1954 Bestand hat. Regeln, die Axa-Chef Henrie de Castries zuletzt ungewöhnlich offen in einem Interview verteidigte. Er ist derzeit der Vorsitzende des Lenkungsausschusses der Konferenz. Man berate sich, ganz klassisch im Podiumsformat. Es sei ein informelles Treffen, Entscheidungen, so de Castries, würden dort keine getroffen. Das will ein Großteil der Demonstrierenden draußen nicht glauben.
    "Bezeichnenderweise ist ja Joachim Gauck ... hat ja rechtzeitig vor diesem Bilderberg-Treffen gesagt, dass er nicht nochmal antreten wird, da bestand überhaupt keine Notwendigkeit. Er hat das offensichtlich gemacht, damit die hier darüber reden können, wer wird der nächste Bundespräsident und der nächste Bundeskanzler."
    Ende der Bilderberg-Konferenz am Sonntag
    Geschlossene Weltbilder, nichts geschieht ungeplant und irgendwer kontrolliert im Hintergrund alles – Dresden dürfte in den kommenden Tagen Hauptstadt der Verschwörungsphantasten werden. Bis zum Ende der Bilderberg-Konferenz am Sonntag sind rund 20 Kundgebungen und Demonstrationen angemeldet.
    Und so kann es sicher auch kein Zufall sein, dass die Straßenmusikanten ausgerechnet die Hymne der Weltmacht USA spielen, dem vermeintlichen Strippenzieher. Die Musiker allerdings sind nur pragmatisch: Gerade läuft eine Gruppe amerikanischer Touristen auf den Dresdner Zwinger zu.