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Bildung lohnt sich

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) befasst sich auch mit Bildungsfragen. Kein Wunder, denn Bildung ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wie sehr eine Gesellschaft von Investitionen im Bereich Schule und Hochschule profitiert, belegt eine aktuelle Vergleichsstudie aus 34 Ländern.

Von Daniela Siebert | 13.09.2011
    Das hätte auch ein Termin für Wirtschaftsjournalisten sein können. Denn: Die Rentabilität stand im Fokus aller Ausführungen zum neuen OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick 2011". Die Botschaft: Bildung lohnt sich. Für die Einzelnen wie für die Gesellschaft insgesamt. Je länger ausgebildet wird, desto profitabler. So rechnete Andreas Schleicher, Leiter der OECD-Abteilung "Bildungsindikatoren und –analysen", vor:

    "Die öffentlichen Ausgaben für die tertiäre Ausbildung sind für den deutschen Steuerzahler eine hervorragende Investition. Den Nutzen, den die Öffentlichkeit in Form von höherer Einkommenssteuer und auch Sozialausgaben von besser gebildeten Menschen bezieht, der ist in Deutschland wesentlich höher als die entsprechenden Kosten. Es gibt außer den USA kein anderes Land, wo die öffentliche Hand so sehr von den öffentlichen Ausgaben profitiert."

    Durchschnittlich 169.000 Dollar bringt ein Mann mit Hochschulabschluss dem deutschen Staat langfristig an Gewinn, so Schleicher. Und auch für die einzelnen Bildungshungrigen zahlt sich der lange Weg durch Schule und Hochschule am Ende aus:

    "Trotz der beeindruckenden Zunahme von Hochqualifizierten in den Industriestaaten ist deren relativer Einkommensvorteil noch einmal um 2,6 Prozentpunkte gestiegen in den letzen zehn Jahren in Deutschland, für Männer sogar um 16 Prozentpunkte und für Frauen um 31 Prozentpunkte. Nie zuvor ist es denen, die besser qualifiziert sind besser gegangen als heute."

    Sogar durch die Wirtschafts- und Finanzkrise kamen die Hochschulabsolventen statistisch gesehen besser als andere, sagt Andreas Schleicher.

    "Da sieht man auch sehr deutlich, dass sich die Dynamik im Grunde noch beschleunigt hat. Sowohl bei der Arbeitsmarktbeteiligung: die, die gut gebildet sind, mit einem tertiären Ausbildungsweg, haben im Grunde unter der Finanzkrise nicht gelitten. Die haben weder bedeutsam an Einkommen verloren noch an Arbeitsmarktbeteiligung. Die, die den Preis für die Finanzkrise bezahlt haben – das gilt in vielen anderen Ländern sogar noch viel stärker als für Deutschland -, das sind im Wesentlichen die mit geringerem Ausbildungsstand."

    Die Wirtschafts- und Finanzkrise war auch ein willkommenes Stichwort für Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Investitionen der Bundesregierung in den Bildungsbereich zu loben. Denn, so die Staatssekretärin, anders als andere Länder hätte die Bundesrepublik ihre Förderung für diesen Bereich nicht zusammengestrichen, sondern ausgebaut.

    "In den Jahren von 2011 bis 16 wird allein der Bund mindestens 4,7 Milliarden Euro in neue Studienplätze investieren, damit über 320.000 – das ist die geschätzte Untergrenze – junge Menschen zusätzlich ein Studium aufnehmen können."

    Viele Maßnahmen der letzten Monate spiegeln sich in dem OECD-Bericht allerdings noch gar nicht wieder, da er sich auf Daten aus dem Jahr 2009 bezieht. Wie sich etwa der "Qualitätspakt für Lehre", erhöhtes BAföG, neue Stipendien und Bildungsdarlehen auswirken, ist also noch gar nicht einkalkuliert.

    Eine grundlegende Veränderung lässt sich aus dem 600-seitigen OECD-Bericht aber schon heute herauslesen: die wachsende Bedeutung der kommenden Welt- und Wirtschaftsmacht China. Denn von dort kommen die meisten internationalen Studierenden. Bildung lohnt sich – das wusste auch schon der alte Konfuzius.