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Bildungstrends in Mathe und Deutsch
Schwächen bei deutschen Grundschülern

Probleme in Mathe und Mängel in der Rechtschreibung: Eine Studie im Auftrag der Kultusministerkonferenz stellt einen Rückgang in den Mathe- und Deutsch-Leistungen von Viertklässlern fest. Allerdings ist das Niveau von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

Von Nadine Lindner | 13.10.2017
    Schüler einer 4. Klasse einer Grundschule arbeiten mit sechsstelligen Zahlen
    Ein Schulkind steht vor einer an der Wand aufgehängten Zahlenreihe und rauft sich die Haare. (picture alliance / ZB)
    Das Gesicht von Susanne Eisenmann ist ernst. Gerade hat die Christdemokratin, die Kultusministerin in Baden-Württemberg ist, den aktuellen Leistungsstand von Grundschülern in Mathe und Deutsch vorgestellt.
    "Zu den Ergebnissen. Ich glaub, das kann man offen kommunizieren, die Ergebnisse sind ernüchternd."
    Nach 2012 stellt die KMK nun zum zweiten Mal eine große Erhebung der Leistungen von Viertklässlern in Deutsch und Mathe vor. Eisenman ist derzeit Präsidentin der Kultusministerkonferenz der Länder und heute Überbringerin der schlechten Nachrichten. Gemeinsam mit Petra Stanat, Vorsitzende des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen, kurz IQB.
    "Veränderung in Mathematik, auch hier haben wir einen ungünstigen Trend bezogen auf den Regelstandard. Der Anteil der Schüler hat sich reduziert - um sechs Prozentpunkte. Und wir haben hier sechs Länder, in denen wir ebenfalls einen signifikanten Anteil haben um zehn Prozentpunkte."
    Auch in Deutsch – also beim Zuhören, der Rechtschreibung und dem Lesen. Dort gibt es viel Licht und Schatten:
    "Das variiert zwischen den Ländern. Wir haben Länder, in denen der Anteil, der Schüler, die nicht den Mindeststandard erreichen bei sieben Prozent, das ist geringer als in Deutschland, das geht hoch bis 20 oder 26 Prozent in Berlin und Bremen."
    "Sprachförderung ist von entscheidender Bedeutung"
    Getestet wurden insgesamt 30.000 Schüler in allen 16 Bundesländern. Es nahmen auch Inklusionsschüler, Schüler von Förderschulen und Einwandererkinder teil, die seit mindestens einem Jahr in Deutschland zu Schule gehen.
    Wichtig ist, auch im Vergleich zur ersten Studie 2011, dass sich die Schülerschaft gewandelt hat, vielfältiger, heterogener geworden ist. So ist der Anteil der Grundschüler mit Migrationshintergrund um knapp 10 Prozent gestiegen, auf gut 30 Prozent. Mit großen regionalen Unterschieden.
    "Wir liegen jetzt bei acht Prozent in Thüringen, das ist ein sehr geringer Anteil in manchen Ländern. Das geht rauf bis auf 53 Prozent in Bremen", so Petra Stanat vom IqB. Auf deutliche Veränderungen drängt auch der Kultusminister von Hessen, Ralph Alexander Lorz, CDU. Und hat da vor allem einen Bereich im Blick:
    "Ich glaube, die Ergebnisse bestätigen uns darin, dass Sprachförderung von entscheidender Bedeutung ist. Das Beherrschen der Bildungssprache Deutsch ist der Schlüssel für Bildungserfolg schlechthin."
    Kampf gegen Lehrermangel
    Auch Lorz‘ Gesicht – eher sorgenvoll. Es gibt viel zu tun, das ist dem hessischen Christdemokraten klar: Der Hamburger Bildungssenator Thies Rabe mahnte, dass man jetzt nicht wegschauen dürfe. Die schlechten Ergebnisse seien ein deutlicher Auftrag, so der Sozialdemokrat. Schließlich wolle man ja gute Bildung für alle Grundschulkinder. Der Weiterbildungsbedarf bei den Lehrern sei hoch.
    Susanne Eisenmann ahnt, wie viel Arbeit auch vor ihr liegt, weil ihr eigenes Bundesland Baden-Württemberg in dem Test abgestürzt ist und nur noch den vorletzten Platz vor Bremen belegt.
    Es müsse eine Trendwende geben, sagt Eisenmann. Ob und wie das in Grundschulen im Südwesten aussehen könnte, darüber wird sich die Stuttgarter Kultusministerin in den kommenden Tagen und Wochen viele Gedanken machen müssen.
    "Wir werden sehr differenziert die Ergebnisse prüfen und die länderspezifischen Stärken und Schwächen herausarbeiten. In Baden-Württemberg werden wir das sehr intensiv tun."
    Die 52-Jährige gilt eigentlich als entscheidungsfreudig und durchsetzungsstark. Kämpft aber trotzdem zu Hause gegen den Lehrermangel, der vor allem Inklusionsanstrengungen und Ganztagsschulen gefährdet.