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Billige Vitamine

Dass Obst und Gemüse in deutschen Supermärkten so billig zu kaufen sind, wird andernorts teuer bezahlt. In der spanischen Provinz Almeria sind die Lohntüten für die Erntearbeit äußerst schmal. Und die industrialisierte Landwirtschaft hinterlässt ihre Spuren in der Umwelt.

Von Heinz-Jörg Graf | 21.05.2006
    Ein Beispiel für sanften Tourismus ist die spanische Südküste gerade nicht. Gedanken- und gnadenlos ist die Costa del Sol in den letzten Jahrzehnten mit Beton zugeschüttet worden, und es wird immer noch gebaut: vor allem Apartments und Hotels für hungrige Sonnentouristen aus dem Norden. Die Anlagen sind meist in Mehrfachausfertigung zu bewundern, über-, neben- und hintereinander gestapelt. Klonarchitektur. An der Costa del Sol regiert die Norm.

    Zwar lässt die Bauwut spürbar nach, wenn man sich – von Malaga kommend - in östlicher Richtung der Provinz Almería nähert. Doch statt Beton ist die Erde jetzt großflächig mit Plastik zugedeckt, als gäbe Christo ein Riesengastspiel im östlichen Andalusien. Doch in Almería wirkt nicht der Aktionskünstler, sondern die Nachfrage nach preiswertem Obst und Gemüse aus dem Norden Europas, vor allem aus Deutschland. Unzählige Vitaminfabriken unter dem Plastikdach haben sich in der Provinz angesiedelt, Almería ist das größte Plastikgewächshaus Europas, Hydrokultur ereignet sich hier in Reinform.

    "In dieser Halle arbeiten wir mit Paprika, Zucchini und Tomaten. Gerade werden Melonen verpackt. Das ist jetzt die Jahreszeit, Frühling. In unseren Packhallen - wir haben drei - stehen spezielle Packmaschinen für die Produkte, die wir versandfähig machen, auch die Arbeiterinnen kennen ihre Handgriffe, manche nehmen nur Wassermelonen in die Hand, andere Salatgurken, Auberginen oder Paprika. In Spitzenzeiten beschäftigt unsere Kooperative etwa 1200 Menschen, in dieser Packhalle kann die Zahl auf 600 steigen. Wir können hier etwa 100.000 Kilo Zucchini und 300.000 Kilo Paprika am Tag verpacken."

    Honorio Sánchez Roman ist Geschäftsführer von MurgiVerde, einer großen Kooperative in El Ejido, dem Zentrum des Obst- und Gemüseanbaus in Almería. MurgiVerde gehören etwa 400 Familienbetriebe aus der Region an. Ihre Anbauflächen sind meist überschaubar, in der Regel 1,6 bis 15 Hektar groß, Großgrundbesitz ist in Almería kaum vertreten.

    Wöchentlich verlassen etwa 120 Lkw-Transporte mit MurgiVerde-Produkten Almería Richtung Norden. Wichtigstes Ziel: Deutschland. Hier warten Tengelmann, Aldi und Lidl auf die Fracht, und natürlich deren Kunden. 80 Millionen Euro Umsatz erzielt MurgiVerde jährlich. Eine beeindruckende Umsatzkarriere, die den Aufstieg Almerías zum wichtigsten Obst- und Gemüseproduzenten Europas widerspiegelt.

    Vor 25 Jahren war El Ejido ein armes, kleines Dorf, das 500 Einwohner zählte. Das änderte sich Anfang der 80er Jahre, als Spanier, die Jahre zuvor auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland oder Frankreich ausgewandert waren, in ihre Heimat zurückkehrten. Mit Hilfe des Kapitals, das sie mitbrachten, stellten sie auf dem trockenen Land Wasserpumpen und Plastikverschläge auf. Aus Arbeitern wurden landwirtschaftliche Kleinunternehmer, die Treibhausgemüse produzierten. Heute ist El Ejido eine Stadt mit über 50.000 Einwohnern und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Spaniens. Ein planlos gewachsener Ort, in dem man sich nicht unbedingt gerne aufhält.

    Ob Wassermelone, Tomate oder Paprika, Chinakohl, Brokkoli oder Kopfsalat, im "Mar del Plastico", im Plastikmeer von Almeria, das silbrig und grau von der Provinz Besitz ergriffen hat, gedeiht alles gleich gut, dank der klimatisch günstigen Bedingungen. Almeria hat die weltweit höchste Konzentration an Intensivkultur, die etwa 350 Quadratkilometer Land bedeckt - eine Fläche, größer als die der Stadt München - und 80 Prozent des spanischen Gemüseexports erwirtschaftet.

    Das Wirtschaftswunder im Süden Spaniens hat aber nicht allein die Sonne an Almerias blauem Himmel bewirkt, die fast während des ganzen Jahres scheint. Auch nicht die kräftig fließenden Fördermittel aus Brüssel. Es ist vor allem billige Arbeitskraft, dem die Nordeuropäer das preiswerte Obst und Gemüse in ihren Supermärkten verdanken.

    Etwa 80.000 Menschen verdienen in Almería ihr Brot in der Landwirtschaft, davon sind fast 30.000 Ausländer, die vor allem Pflückdienste in den Treibhäusern leisten. Sie kommen zum überwiegenden Teil aus Marokko, aber auch aus Nigeria, der Elfenbeinküste oder Mali. In den letzten Jahren haben sich auch Saisonarbeiter aus Rumänien, Bulgarien und Russland dazu gesellt. Ein Schmelztiegel, in dem sich vor sechs Jahren soziale Spannungen entluden, als es in El Ejido zu gewalttätigen Unruhen kam. Nordafrikaner schnitten zwei Treibhausbesitzern die Kehle durch, ein Marokkaner brachte eine Spanierin um. Ein fremdenfeindlicher Bürgermob zog mit Eisenstangen und Knüppeln durch die Straßen. Wohnungen, Bars und Geschäfte von Immigranten wurden in Brand gesteckt, Menschen verletzt.

    Als Arbeitskraft sind die Arbeitsimmigranten den Treibhausbesitzern, deren Väter und Großväter früher selbst einmal als Gastarbeiter arbeiteten, nützlich und willkommen, als Menschen nicht. Juan Miralles, Leiter von "Almería Acoge", einer katholischen Laienorganisation, deren Name ins Deutsche übersetzt so viel wie "Almería, nimm auf" bedeutet, arbeitet schon viele Jahre mit Immigranten.

    "Das wichtigste ist die Rechtsberatung. Die wird übrigens nicht vom Staat bezahlt. Die bezahlen wir von Spenden. Rechtsberatung heißt, den Immigranten zu zeigen, wie sie eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung bekommen und ihre Familien zusammenbringen können. Dann helfen wir ihnen auch dabei, Arbeit zu finden. Wir bieten auch Ausbildungen an, damit Immigranten besser bezahlte Arbeiten annehmen können. Wir verhandeln mit Arbeitgebern und wir versuchen natürlich, Wohnungen zu vermitteln. Das tun wir schon seit 20 Jahren."

    "Almeria Acoge" hat in diesem Jahr 20-jährigen Geburtstag gefeiert. Seit zwei Jahrzehnten hilft die Nichtregierungsorganisation Arbeitsimmigranten, in Almeria Fuß zu fassen. Finanziert wird sie durch Zuschüsse vom Staat und der Europäischen Union. Die Arbeit ist heute schwieriger als vor einem Jahr.

    Allerdings sieht das die NGO mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits wurde ihre Arbeit durch die Legalisierung hunderttausender illegaler Arbeitsimmigranten, die die spanische Regierung im letzten Jahr vornahm, eindrucksvoll bestätigt. Andererseits ist der Aufenthalt illegaler Arbeitsimmigranten, die heute ins Land kommen, fast hoffnungslos schwierig geworden.

    Nach der großen Legalisierungswelle im vergangenen Jahr hat der spanische Staat die Ausgabe von Aufenthaltsgenehmigungen und Pässen fast auf null reduziert. Doch ohne Papiere finden Immigranten kaum Arbeit. Um zu überleben, sind sie auf die Hilfe von Freunden und Familienangehörigen angewiesen, die den Sprung in die Legalität geschafft haben. Auf 8000 bis 10.000 schätzt Juan Miralles die Zahl der illegalen Arbeitsimmigranten. Und der Zustrom nimmt zu. Für viele Menschen, vor allem aus Afrika, die vor der Armut in ihren Ländern fliehen, ist Spanien das gelobte Land und Almeria in Andalusien die erste Anlaufstelle.

    Von einem Auswanderungsland ist Spanien inzwischen zu einem Einwanderungsland geworden. Noch Anfang der 90 Jahre zählte das Land weniger als 400.000 Ausländer, heute sind es über 3 Millionen geworden. Dass die Regierung so viele Immigranten legalisierte, ist dabei weniger altruistischen Motiven zu verdanken, eher schon fiskalpolitischen Überlegungen. Denn mit ihren Beiträgen zur Renten- und Sozialversicherung tragen die Zuwanderer nicht unerheblich dazu bei, das spanische Haushaltsdefizit niedrig zu halten.

    Doch die Legalisierung hat auch dazu geführt, dass sich die Beziehungen zwischen Spaniern und Immigranten etwas entspannt haben, wenigstens in Almería. Man spricht mehr miteinander, und nicht nur Organisationen wie "Almeria Acoge" bemühen sich um Wohnungen und Beratung. Auch Gemeindeverwaltungen sind aktiv geworden. Die Ereignisse von El Ejido haben sie wachgerüttelt. Diego Chaparrós ist Leiter von "Almeria Acoge" in Roquetas del Mar, einer Stadt in Almeria, die 72.000 Einwohner zählt und in der heute Menschen aus über 100 Ländern leben. Viele arbeiten im Obst- und Gemüseanbau.

    "In der Politik hat sich einiges bewegt. Die Stadtverwaltung ist viel offener geworden. Sie haben zum Beispiel ein ziemlich großes Immigrationsbüro eingerichtet. Sie will Fördermittel für die Immigranten bereitstellen. Die Stadtverwaltung spricht mit den Immigranten. Da läuft ein guter Dialog. Man hört aufeinander. Deshalb ist Roquetas auch ein Ort, wo sich die Leute gerne niederlassen. Natürlich gibt es auch hier Probleme, zu wenige Wohnungen zum Beispiel, aber allein die Tatsache, dass es diese Offenheit gibt, unterscheidet Roquetas von anderen Städten. "

    Als Spanien im Mai letzten Jahres Hunderttausende von Immigranten mit offiziellen Papieren ausstattete, beschwerten sich vor allem Deutschland und die Niederlande bei der spanischen Regierung. Sie fürchteten, dass viele der Immigranten nun weiter in den Norden ziehen würden. Doch Diego Chaparrós hat beobachtet, dass die Immigranten lieber in Andalusien bleiben. Hier finden sie ein soziales Netz vor, weniger geknüpft vom Staat als von ihren Landsleuten. Eine solche Nestwärme gibt man ungern auf.

    Viele der Zuwanderer, die anfangs nur auf Zeit nach Spanien kommen wollten, um schnell Geld zu verdienen und dann wieder in ihre Heimat zurückzukehren, lassen sich nach einer Weile auf Dauer in Andalusien nieder. Während die Spanier vor 1200 Jahren die Mauren aus Südspanien hinauswarfen, findet heutzutage wieder eine Reconquista statt, eine Wiedereroberung, allerdings mit umgekehrten und bescheidenen Vorzeichen.

    Die Legalisierung führte allerdings dazu, dass in der Landwirtschaft heute Mindestlöhne gezahlt werden müssen. Für Pflücker in den Gewächshäuser liegt er bei fünf Euro in der Stunde. Gemüsebauern, die sich nicht daran halten, drohen hohe Bußgeldstrafen. Doch selbst die schrecken manchen Gewächshausbesitzer nicht ab, den Lohn zu drücken, besonders bei den Immigranten "sin papeles", den Zuwanderern ohne Papiere.

    Honorio Sánchez Roman, der Geschäftsführer von MurgiVerde bestreitet, dass illegalen Immigrantenarbeitern der gesetzliche Mindestlohn verweigert wird. Er argumentiert, wenn es zu wenige Arbeitskräfte gebe, müssen die Landwirte auch den Illegalen den Mindestlohn zahlen, sonst würden sie ihre Ernte nicht einfahren können. Was die Mitglieder seiner Kooperative allerdings zahlen, wenn es zu viele Arbeitskräfte gibt, darüber spricht er nicht.

    Bei den Gemüsebauern in Almeria dreht sich alles um den Preis, den sie für ihre Produkte erzielen. Der Kampf mit den Einkäufern im Norden um Cent-Anteile ist hart. Was er für ein Kilo Paprika oder für eine Wassermelone von Aldi oder Tengelmann bekommt, dazu will Honorio Sánchez Román keine konkreten Zahlen nennen. Doch der Preisdruck sei sehr groß, sagt er. Möglichst billig wollten es die Supermarktketten haben. Wobei der Preis natürlich entscheidend von Angebot und Nachfrage abhänge. Honororio Sánchez Román:

    "Die Preise schwanken stark. Grundsätzlich richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage. Und die hängen vor allem von klimatischen Faktoren ab. Wenn es in Almeria zu Frost kommt - das ist die Ausnahme, aber im letzten Jahr gab es bei uns einen Kälteeinbruch - dann steigt automatisch der Preis für die besonders frostanfälligen Produkte, für Zucchini, Auberginen oder Salatgurken. Oder: Wenn es einmal viel regnet, kann das die Qualität der Produkte beeinflussen. Im Sommer spielt eher das Klima in den Abnehmerländern eine Rolle. Wenn die Temperaturen dort sehr hoch sind, dann steigen bei uns sprunghaft die Absätze und Preise von Wasser- und Zuckermelonen. Deshalb ist es sehr schwierig, Zahlen zu nennen, welche Preise wir konkret für Auberginen oder Melonen in einer Erntesaison erzielen."

    Die Einkaufsmacht, über die die Supermarktketten in Deutschland, Frankreich oder Schweden verfügen, ist groß. Wann immer möglich, versuchen sie, den Einkaufspreis zu drücken, zur Freude der Konsumenten und der eigenen Gewinnspanne. Die Ketten kaufen nicht nur in Almeria ein. Auch in den Niederlanden, Israel oder Italien stehen Gewächshäuser für Obst und Gemüse. Und ein billiger Konkurrent erwächst gerade vor der spanischen Haustür. In Marokko liegen die Arbeitskosten um ein Vielfaches unter denen in Spanien.

    Wo auch immer das Obst und Gemüse produziert wird: Dass man es in Deutschland so preiswert kaufen kann, hängt vor allem mit der äußerst mageren Lohntüte zusammen, die andernorts für die Erntearbeit ausgehändigt wird. Deutschland ist hier Spitzenklasse. Von den nationalen Supermarktketten zahlen die deutschen in Almeria den schlechtesten Preis. Die "Geiz-ist-geil-Welle" ist inzwischen auch in Almeria angekommen.

    Das Gewächshaus liegt in der Nähe der Packhalle von MurgiVerde. Unter dem Plastikdach ist es schwül-warm und still. Hier im Treibhaus, einem aus Latten, Pfosten und Plastikplanen aufgestellten Verschlag, lärmt nichts. Im Herbst wachsen an der Erde Zucchini und Auberginen, im Winter Paprika, jetzt im Frühjahr liegen Wassermelonen da, rund und dick, in Reih und Glied und zum Ernten bereit.

    Ähnlich Huxleys "schöner neuer Welt" ist auch hier im Plastikverschlag alles technisiert, genormt: Nach ausgeklügelten Methoden werden die Pflanzen bewässert und künstlich ernährt. Die Substrate, aus denen die Pflanzenwurzeln ihre Nährstofflösung beziehen, können aus Steinwolle, Kokosfasern oder Mandelschalen bestehen.

    "Die künstlichen Nährstoffe, die wir zuführen, sind die gleichen wie sie auch die Erde besitzt. Sie haben aber den Vorteil, dass ich genau regulieren kann, was in welcher Menge zugeführt wird und damit den Wachstums- und Reifeprozess optimal steuern kann. Das ist vergleichbar etwa mit der Ernährung eines Spitzensportlers ohne dass wir jetzt von Doping reden, dass man genau steuert, welche Menge an Kohlehydraten zugeführt werden, welche Menge an Eiweiß, damit wirklich Höchstleistungen erbracht werden können."

    Schmackhaft sind die Melonen in der Tat, doch Aromen werden sie bei dieser Anbauweise kaum entwickeln. Dazu fehlt ihnen einfach die Muttererde. Aber wozu brauchen Leistungsträger - und eine Melone aus Almeria zählt zweifellos zu dieser Gattung - auch ein Aroma?

    Almeria hat in der Regel keine gute Presse in Deutschland. Die niedrigen Löhne in den Gewächshäusern werden angeprangert und die nicht gerade umweltfreundlichen Produktionsbedingungen. Von hohen Pestizidrückständen im Obst und Gemüse berichten regelmäßig die deutschen Verbraucherschützer. Doch in der industrialisierten Landwirtschaft von Almeria hat sich in den letzten Jahren viel getan.

    Während früher beim Düngen und Pestizideinsatz das Motto galt: "Je mehr, desto besser", sind die Landwirte heute merklich bescheidener geworden - gezwungenermaßen, denn das Verbraucherbewusstsein in den Exportländern hat sich verändert und die Supermarktketten üben entsprechenden Druck auf die Erzeuger aus. Viele Familienbetriebe - MurgiVerde mit seinen Mitgliedern ist hier ein Vorreiter - haben sich zertifizieren lassen und unterliegen teilweise strengen Umweltrichtlinien. Pestizide werden deutlich sparsamer eingesetzt.

    Auch die Idee, den Ebro, einen großen Fluss im Norden Spaniens, umzuleiten, um den enormen Wasservorrat auf den Plastikplantagen für alle Zeiten zu decken, ist vom Tisch. Die Nordspanier erfreute dieser Vorschlag naturgemäß nicht. Sie sagten "No".

    Doch Angst vor Mangel an Wasser herrscht in Almeria trotzdem nicht. Stauseen und die nahen Berge versorgen die Plastikgewächshäuser immer noch ausreichend. Und das Wassermanagement in den Treibhäusern ist in den letzten Jahren technisch auf den neusten Stand gebracht worden. Zu dem Wandel hat auch beigetragen, dass in den letzten Jahren ein Generationswechsel in den Kooperativen stattgefunden hat, wie bei MurgiVerde etwa, wo Honorio Sánchez Roman, 37 Jahre jung und Betriebswirt, seit einem Jahr das Management leitet:

    "Ja, in den letzten Jahren hat in Almeria ein Generationenwechsel stattgefunden. Das hängt damit zusammen, dass der Typ des alten Landwirts es immer schwerer haben wird, sich in der industrialisierten Landwirtschaft zurechtzufinden, die Anforderungen werden immer höher. Durch diesen Generationenwechsel findet auch ein mentaler Wandel statt. Die jüngeren Geschäftsführer und Landwirte sind einfach offener. Sie sehen eher die Probleme der Immigranten, auch, dass die Umwelt geschützt werden muss. Das war den älteren Landwirten nur schwer zu vermitteln. "
    Die Provinz Almeria gehört zu Andalusien. Doch Flamencostimmung kommt nicht auf. Exzessive Landwirtschaft hat das Gesicht der Region verändert. In einem Atlas, den die UN-Umweltbehörde UNEP 2004 veröffentlichte, sind neben wuchernden Großstädten und Kahlschlägen im Regenwald auch Satellitenbilder von Almeria zu sehen. Alte Bilder und Fotos von heute sind nebeneinander gestellt. Das karge Grün von einst, das Almeria noch 1974 prägte, ist verschwunden . Stattdessen heute: das schmutzige Weiß der Plastikplanen.