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Biologie
Schutzhunde für den Tasmanischen Langnasenbeutler

Abruzzen-Schäferhunde aus der Schweiz sollen helfen, in Australien den Tasmanischen Langnasenbeutler wieder auszubürgern. Füchse haben das seltene Beuteltier in seiner Heimat nahezu ausgerottet. Da es sich gerne in der Nähe von Schafherden aufhält, sollen die europäischen Schäferhunde beide Tierarten schützen: die Schafe und den Langnasenbeutler.

Von Monika Seynsche | 27.05.2015
    Ein Herdenschutzhund der Art Maremmano-Abruzzese
    Ein Herdenschutzhund der Art Maremmano-Abruzzese (picture alliance / dpa / epa Warrnambool City)
    Marissa Parrotts Augen fangen an zu strahlen, wenn sie beginnt, über ihre Lieblingstiere zu reden: Tiere, die aussehen wie eine sehr große Maus, mit einer sehr langen Nase.
    "Die Tasmanischen Langnasenbeutler waren früher im Westen des Bundestaats Victoria sehr weit verbreitet. Aber dann wurde ihr Lebensraum immer kleiner, und vor allem kamen Katzen und Füchse nach Australien und jagten die Beuteltiere. Am Ende lebten die Langnasenbeutler nur noch auf einer einzigen Mülldeponie in der Nähe der Stadt Hamilton. Dort ging es ihnen eigentlich auch ganz gut. Aber Ende der 1980er-Jahre gab es so viele Füchse, dass die kleinen Beuteltiere selbst in ihrer letzten Zufluchtsstätte nicht mehr sicher waren, und kurz vor der Ausrottung standen. Die letzten Überlebenden wurden 1991 hier in den Zoo von Melbourne gebracht."
    Seitdem gab es Tasmanische Langnasenbeutler auf dem australischen Festland nur noch im Zoo. Die Tiere in Gefangenschaft erholten sich relativ schnell und wurden immer zahlreicher, erzählt die Reproduktionsbiologin Marissa Parrot vom Zoo in Melbourne. Sie und ihre Kollegen würden die Nasenbeutler gern wieder auswildern, aber bis heute stellen eingeschleppte Füchse und Katzen eine tödliche Gefahr dar. Nur hinter engmaschigen Zäunen sind die Tasmanischen Langnasenbeutler sicher. Deshalb hoffen die australischen Forscher auf Hilfe aus Europa.
    Im schweizerischen Jeizinen züchtet Walter Hildbrand Herdenschutzhunde der Art Maremmano-Abruzzese. Er stapft auf einen Stall zu, der etwas abseits des Dorfes am Hang liegt. Im Hof vor dem grauen Gebäude streunen sechs große weiße Hunde herum.
    Walter Hildbrand geht an ihnen vorbei in den Stall hinein. Es ist dunkel hier drinnen und es riecht nach Heu und Schaf. In einer Ecke beugt er sich nach unten und nimmt einen winzigen weißen Welpen auf die Hand. Die Mutter beobachtet ihn und wedelt mit dem Schwanz.
    "Die sind gestern geboren. Das ist die Mama, das ist die Jurka, ja. Die hat sich hier in der Ecke bei den Schafen, und die sind ja, die werden bei den Schafen geboren, wachsen mit den Schafen auf und dann sind die Schafe nachher für sie auch fast wie die Heimat."
    Die kleinen Wollknäuel sollen später einmal Schafherden vor wilden Tieren beschützen. Und nicht nur das. Gerade sind die ersten sechs Marremano-Welpen geboren, die in Australien gemeinsam mit Schafen und mit Tasmanischen Langnasenbeutlern aufwachsen werden, um sich an beide Tierarten zu gewöhnen und sie als ihre Familie zu akzeptieren. Parrot:
    "Wir wissen, dass die Nasenbeutler sich viel bewegen und tagsüber auch für Hunde schwer zu finden und damit schwer zu schützen sind. Aber die Nasenbeutler halten sich gern in der Gesellschaft von Schafen auf. Und auf die wiederum können die Hunde sehr gut aufpassen. Also werden wir die Nasenbeutler auf Schafweiden auswildern. Dort schützen die Herdenschutzhunde dann Schafe und Nasenbeutler gleichzeitig vor Füchsen und Katzen. Wir hoffen dass wir so zum ersten Mal in der australischen Geschichte ein in der Wildnis ausgestorbenes Tier wieder zurückbringen und von der Roten Liste streichen können."
    Zwei Jahre dauert die Ausbildung der Maremmano-Welpen. Im Jahr 2017 dann sollen sie jeweils zu zweit eine Gruppe Tasmanischer Langnasenbeutler in der Wildnis hüten.