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Bitcoins
Digitale Währung mit starken Schwankungen

Bitcoins sind eine digitale Währung: Sie braucht keine Banken, sondern wird allein auf den Computern der weltweiten Bitcoin-Gemeinschaft errechnet und verwaltet. Und genau hier liegen die Risiken.

Von Philip Banse | 30.12.2013
    Bitcoins-Aufkleber auf einer Glasscheibe
    In diesem Laden wird die Währung Bitcoins akzeptiert (Po Keung Cheung)
    Bitcoins kann jeder kaufen: Einfach eine Gratis-Bitcoin-Software aus dem Netz laden, das ist ihr digitales Portemonnaie; dann bei einer Bitcoin-Börse im Internet Euro gegen Bitcoin tauschen - fertig. Wenn der Kurs dann wie zuletzt durch die Decke geht, kann man Bitcoins umgehend verkaufen und potenziell satte Gewinne einfahren. Doch Anlagen in Bitcoins sind extrem riskant und nichts fürs Sparen oder gar die Altersvorsorge.
    "Empfehlung gibt es nicht, das mal ganz klar: Keine Empfehlung," sagt Rüdiger Stumpf von der Zeitschrift "Finanztest". Doch Bitcoins kann man nicht nur kaufen, sondern auch selbst herstellen: Man klinkt seinen Computer über das Internet in das Bitcoin-Netzwerk ein und hilft mit die Überweisungen anderer Teilnehmer zu berechnen: Rechnerkraft gegen Bitcoins, das ist der Deal. Doch die absolute Menge der Bitcoins ist begrenzt auf 21 Millionen. Je mehr Bitcoins errechnet wurden, desto schwerer sind Neue zu berechnen. Begrenzte Menge, immer schwerer zu finden, und bisher nicht zu fälschen - Bitcoins seien wie Gold - nur besser, sagt der US-Analyst Horace Dediu in seinem Podcast.
    "Better than gold and it is a valuable thing."
    Bitcoins - eine extrem spekulative Geldanlage
    Bitcoins seien daher eine wertvolle Erfindung. Der Wert der Bitcoins wird vor allem durch Angebot und Nachfrage gesteuert und nicht durch Zentralbanken reguliert; Bitcoins sind auch nicht wie Aktien an Unternehmenswerte gekoppelt. Der Bitcoins-Kurs schwankt extrem und sei nicht vorher zusehen, sagt Rüdiger Stumpf von "Finanztest":
    "Es kann sein, dass der Kurs in den nächsten Stunden wieder nach unten rauscht, etwa wenn Hacker diese elektronischen Börsen im Internet ausrauben, das passiert immer noch viel zu häufig. Es kann auch sein, dass Unternehmen sich von Bitcoins trennen und sagen, wir möchten keine Geschäfte mehr in dieser Währung machen. Es ist sehr, sehr unsicher und reinste Spekulation"
    So hat China gerade seinen Banken und Zahlungsdienstleistern Geschäfte mit Bitcoins verboten - innerhalb weniger Tags rutschte der Wert des Bitcoin von über 1200 auf 500 Dollar. Wer in Bitcoins investiert, müsse einen Totalverlust seiner Einlagen problemlos verschmerzen können, sagt Rüdiger Stumpf von "Finanztest". Denn es gebe auch keinerlei Anlegerschutz. Bitcoins sind jedoch nicht nur eine extrem spekulative Geldanlage - sie sind auch gewöhnliches Zahlungsmittel.
    Pizzerien, Ferienhaus-Vermittlungen, Software-Shops, Cafés und Plattenläden - immer mehr Unternehmen - so der Eindruck - akzeptieren Bitcoins.
    Im Berliner Café "Floors" kann jeder bequem per Smartphone mit Bitcoins zahlen. Besitzerin Florentina Martens schätzt vor allem, dass in die Bitcoin-Überweisung - wie bei Barzahlung - keine Banken involviert sind:
    "Und das heißt für mich, dass ich nicht noch mal extra bezahlen muss wie bei Mastercard, Kreditkarten oder Visa, wo immer noch fünf Prozent oder zehn Prozent abgeschöpft werden."
    Nur für experimentierfreudige Menschen geeignet
    Denn Überweisungen von einem Bitcoin-Konto zum anderen sind kostenlos. Keine Vermittler, keine Gebühren, Bitcoins sind ein reizvoller Weg, um Geld reibungslos von einem Ort zum anderen zu bringen, sagt Analyst Horace Dediu.
    Das schätzt gefällt auch David Albrecht, der Besitzer des Plattenladens BuyReggae.com in Berlin:
    "Wir handeln viel mit dem Ausland, etwa mit Jamaica, wo wir einen Großteil unserer Platten beziehen. Und das kostet uns regelmäßig hohe Bank- und Transaktionskosten. Und mit Bitcoin werden wir einen Großteil davon einsparen."
    Weil der Kurs des Bitcoin so stark schwankt, haben die Berliner Bitcoin-Kneipen feste Preise in Euro und berechnen vor jeder Bezahlung den aktuellen Preis in Bitcoin. Diese starken Kursschwankungen machen Bitcoins als tägliches Zahlungsmittel riskant: Vor Monaten hat jemand sein Smartphone für 10 Bitcoins verkauft, damals 400 Dollar - kurze Zeit später waren diese Bitcoins 12.000 Dollar wert. Dazu kommt: Wer sich sein digitales Portemonnaie - etwa durch einen Virus auf dem Computer - klauen lässt oder sein Passwort nicht geheim hält, steht schutzlos da. Betrügerische Abbuchungen von Kreditkarten-Konten werden oft erstattet - Bitcoins sind einfach weg. Auch sind Bitcoin-Zahlungen nicht wirklich anonym. Rüdiger Stumpf von "Finanztest" rät Verbrauchern, die mit Bitcoin bezahlen wollen:
    "Wenn ich wirklich sie nur für eine Transaktion, einen Kauf brauche, kann ich sie kurz vor dem Kauf erwerben - und vorher nicht."
    Bitcoins sind also etwas für experimentierfreudige Menschen, die Geld übrig haben, dessen Verlust nicht schmerzt.