Donnerstag, 18. April 2024

Archiv


Blatter steht im Wort

In Südafrika wird momentan Fußball gespielt, viel Fußball gespielt. Aber nicht nur: In den VIP-Logen der Stadien, in den Hotels wird auch viel Politik gemacht. Denn die gesamte Funktionärsprominenz ist natürlich auch in Südafrika.

Von Thomas Kistner | 21.06.2010
    Hinter den Kulissen der WM am Kap wird diskret große Sportpolitik gemacht - und die Zukunft des Weltfußballs geregelt. Schon im Dezember vergibt die FIFA die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 im Paket. Während für erstere nur Europa in Frage kommt, ringen um 2022 die USA, Australien und Katar.

    Alle umgarnen ihn, diesmal aber kann FIFA-Boss Sepp Blatter die Avancen nicht genießen: Denn ein Riesenproblem ist die WM 2022. Blatter, der im Mai 2011 wiedergewählt werden will, hat seinem Erzwidersacher und früheren Gefolgsmann Mohamad Bin-Hammam Hilfe versprechen müssen, nachdem ihn der Man aus Katar vom Thron zu stürzen drohte. Blatter soll bei Katar im Wort stehen, nun herrscht Burgfriede - doch es ist die Ruhe vor dem Sturm. Diesmal muss der Fifa-Boss ja liefern, was er verspricht, weil die WM vor der Präsidentenkür vergeben wird. Doch eine WM in Katar, bei 45 Grad auf der Fläche der Zuckerinsel Jamaika? Nun braucht Blatter Afrikas Stimmen, und Afrika-Chef Issa Hayatou, soll sie besorgen.

    Fifa-Vize Hayatou, Blatters einstiger Herausforderer und heutiger Kumpel, hat viele Fäden in der Hand, nicht nur als OK-Chef der Fifa am Kap. Und dass er bei deutschen Managern Kritik an der Münchner Olympiabewerbung 2018 deponierte - die Bayern-Werber empfand er im Februar in Vancouver als "aufdringlich und peinlich" - sollte für Alarm sorgen in München. Hayatou tendiert wie IOC-Kollege Blatter zum südkoreanischen Kandidaten Pyeongchang. Und das Stimmpaket Afrikas und des Fußballs im IOC liegt bei 25 bis 30 Stimmen. Für den, der es kriegt, ist es mehr als die halbe Miete.