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Blatter weist Vorwürfe zurück
"Ich kann nicht jeden zu jeder Zeit beaufsichtigen"

FIFA-Präsident Joseph Blatter hat die Verantwortung für den neuerlichen Skandal im Fußball-Weltverband größtenteils von sich gewiesen. Zum Auftakt des FIFA-Kongresses in Zürich bestritt er eine persönliche Verantwortung: "Ich kann nicht jeden zu jeder Zeit beaufsichtigen." Auch dem eindringlichen Rat von UEFA-Präsident Michel Platini zu einem Rücktritt erteilte Blatter eine Absage.

28.05.2015
    FIFA-Präsident Joseph Blatter bei der Eröffnungszeremonie des 65. FIFA-Kongresses in Zürich
    FIFA-Präsident Joseph Blatter räumt in Zürich Fehler ein - weist eine persönliche Verantwortung aber zurück. (afp / Fabrice Coffrini)
    Die FIFA, so Blatter weiter, habe Vertrauen verspielt und es sei nicht leicht, dieses zurückzugewinnen. Harte Wochen stünden bevor. "Ich bin sicher, dass noch weitere schlechte Nachrichten folgen werden." Der Fußball verdiene mehr und die FIFA habe die Möglichkeit, einen neuen Weg einzuschlagen. "Durch die Entscheidungen, die wir treffen, die Erwartungen, die wir an uns stellen und das Verhalten jedes Einzelnen", so Blatter. Schande und Demütigung über den Fußball müssten aufhören.
    UEFA will für jordanischen Prinzen Ali stimmen
    Mehrere UEFA-Mitglieder haben inzwischen angekündigt, dass bei der FIFA-Präsidentschaftswahl morgen größtenteils für Prinz Ali bin al-Hussein gestimmt werden soll – und nicht für Sepp Blatter. Die UEFA rückt damit von ihrer ursprünglichen Ankündigung ab, die Wahl zu boykottieren.
    DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sagte in seiner Funktion als Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees: "Wir sind mehrheitlich und eindeutig für den Wechsel an der FIFA-Spitze und werden dafür am Freitag beim Kongress auch ein Stück weit kämpfen". Die UEFA nehme an der geheimen Wahl teil. Laut Niersbach wird Joseph Blatter nicht als Präsident des Fußball-Weltverbands zurücktreten. Blatter habe eine entsprechende Empfehlung von UEFA-Präsident Michel Platini abgelehnt.
    Platini zu Blatter: "Bitte verlasse die FIFA"
    Platini habe ihm gesagt: "Bitte verlasse die FIFA. Lass' es sein", berichtete der Franzose auf einer Pressekonferenz in Zürich und ergänzte: "Es wäre ein Zeichen von Größe gewesen. Fußball ist wichtiger als Personalien". Blatter habe ihm aber entgegnet, er könne zu Beginn dieses Kongresses nicht aufhören. Platini gilt als großer Unterstützer von Prinz Ali. Die UEFA werde zum «allergrößten Teil» für den Jordanier stimmen, erklärte er.
    UEFA-Präsident Michel Platini während des 64. FIFA-Kongresses im June 2014 in Sao Paulo.
    UEFA-Präsident Michel Platini hat FIFA-Präsident Joseph Blatter den Rücktritt empfohlen. (AFP PHOTO / Fabrice Coffrini)
    "Boykott ist keine Lösung, das ist noch nie eine gewesen", sagte Reinhard Rauball als Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL). Ein Wandel könne nur durch die Wahl Prinz Alis herbeigeführt werden. Der englische Verbandspräsident Greg Dyke sprach sich ebenfalls dafür aus, die Wahl durchzuführen. Dyke erhofft sich gute Chancen für eine Wahl des jordanischen Prinzen. Auch Australien hat inzwischen angekündigt, für ihn zu stimmen.
    Blatter gilt bei der Wahl morgen als Favorit. Er steht jedoch massiv in der Kritik, nachdem gestern mehrere Fifa-Spitzenfunktionäre aus seinem Umfeld festgenommen worden waren. Die UEFA hatte zunächst gefordert, die Präsidentschaftswahl zu verschieben. Die afrikanischen und asiatischen Verbände sind aber dagegen.
    Steinmeier: "Korruption vergiftet den Sport"
    Die FIFA-Manager waren gestern in der Schweiz auf US-Ersuchen festgenommen worden. Den sieben hochrangigen Funktionären wird vorgeworfen, seit Beginn der 1990er-Jahre mehr als 150 Millionen Dollar Bestechungsgeld angenommen zu haben. In einem separaten Verfahren untersucht die Schweiz zudem, ob die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 und 2022 nicht korrekt abgelaufen sind.
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verteidigte die Festnahmen der FIFA-Funktionäre. "Korruption vergiftet die Politik und vergiftet den Sport", sagte er. Wenn der Fußball noch Vorbild sein wolle, müssten die Korruptionsvorwürfe aufgeklärt werden. "'Fair Play' ist die wichtigste Regel des Sports und ein Wert, der weit über die Welt des Sports ausstrahlt", so Steinmeier. Zuvor hatte die russische Regierung das Vorgehen der USA und der Schweizer Behörden kritisiert.
    (tj/cc)