Freitag, 19. April 2024

Archiv

Blick ins Himmelsgewölbe
Die Täuschung vom schief beleuchteten Mond

Sonne und Mond sind die hellsten und größten Objekte, die man mit bloßem Auge am Himmel erkennen kann, aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.

Von Hermann-Michael Hahn | 16.01.2019
    Wenn der Halbmond im Süden steht, ist die Sonne oft schon untergegangen; trotzdem verläuft die Licht-Schatten-Grenze auf dem Mond senkrecht, so dass das Licht nicht wirklich von der Sonne zu kommen scheint
    Wenn der Halbmond im Süden steht, ist die Sonne oft schon untergegangen; trotzdem verläuft die Licht-Schatten-Grenze auf dem Mond senkrecht, so dass das Licht nicht wirklich von der Sonne zu kommen scheint (Stellarium)
    Die Sonne ist ein riesiger, selbst leuchtender Gasball, während der Mond vorwiegend aus Gestein und Metallen besteht. Er bliebe dunkel, wenn er nicht durch die Sonne beleuchtet würde. Dabei entstehen die wechselnden Mondphasen, weil Sonne und Mond ihre Positionen am Himmel zueinander verändern.
    Manchmal sieht es allerdings so aus, als käme das Mondlicht gar nicht von der Sonne. Sichel oder Halbmond scheinen "schief" am Himmel zu hängen – die Mitte des beleuchteten Mondrandes zeigt dann offenkundig nicht in Richtung Sonne. Am besten ist dieses Phänomen zu beobachten, wenn Sonne und Mond gemeinsam am Tageshimmel stehen. Aber auch nach Sonnenuntergang zeigt die beleuchtete Seite des Mondes manchmal nicht unter den Horizont, also dorthin, wo die Sonne steht.

    Eine optische Täuschung

    Wenige Tage vor Vollmond geht der zunehmen Mond erst auf, wenn die Sonne schon fast im Westen versinkt. Dann erscheint das Licht auf dem Mond oft aus einer anderen Richtung als von der Sonne zu stammen
    Wenige Tage vor Vollmond geht der zunehmen Mond erst auf, wenn die Sonne schon fast im Westen versinkt. Dann erscheint das Licht auf dem Mond oft aus einer anderen Richtung als von der Sonne zu stammen (Stellarium)
    Der Mond scheint dann sein Licht nicht von der Sonne, sondern aus einer anderen Richtung zu bekommen. Doch das ist eine optische Täuschung, die dadurch entsteht, dass wir den Kosmos am Himmelsgewölbe wie in einer von innen betrachteten Kugelschale wahrnehmen.
    Dadurch erscheinen am Firmament gerade Linien gebogen. Am einfachsten wird das klar, wenn Sonne und Mond gemeinsam am Himmel stehen und man sich beim Beobachten so weit zurücklehnt, dass der Horizont nicht im Blick ist.
    Ohne den Bezug zum Horizont fällt dann sofort auf, dass alles passt: Der Mond leuchtet, weil die Sonne ihn beleuchtet.