Freitag, 19. April 2024

Archiv

Blockchain-Revolution
Mit der Datenkette Probleme der Digitalisierung lösen

Bitcoin ist eine hochverschlüsselte, bankenunabhängige Währung, die in letzter Zeit in Verruf kam. Dabei ist Blockchain, das mathematische Verfahren, auf dem Bitcoin aufsetzt, in Sachen Sicherheit und Transparenz ungeschlagen - und gibt dem Mensch wieder die Hoheit über seine digitale Identität zurück.

Von Maximilian Schönherr | 14.04.2018
    Auf einem Handy ist das Bitcoin-Logo zu sehen.
    Bitcoin/Blockchain: Banken widerstrebte das Verfahren lange, weil sie ihr Kerngeschäft in Gefahr sahen. Heute nutzen sie Blockchains, um untereinander verschlüsselt zu kommunizieren. (imago)
    Die Zeit um 2010 herum war ein Schürfparadies. Man konnte mit jedem beliebigen ans Internet angeschlossenen Computer Lösungen für ein Verschlüsselungsproblem suchen. Und wenn man eine fand, erntete man ein Bitcoin. Das Verfahren ist so angelegt, dass das nur eine gewisse Zeit lang gut geht. Denn irgendwann ist der mathematische Lösungsraum erschöpft. Heute reichen nicht einmal mehr Rechenzentren mit hunderten hoch getakteter Grafikkarten aus, um auf das digitale Gold zu stoßen. Und wer Bitcoins besitzt, leidet heute unter der oft stundenlangen Verzögerung, bis ein Geldtransfer durch ist.
    "Bitcoin hat Probleme mit seinem eigenen Erfolg. Nur war Bitcoin nie als System gedacht, womit man Kaffee an jeder Ecke bezahlen kann. Die Lösung dieses Delays wurde schon 2009 von Satashi Nakamoto beschrieben."
    Dem Erfinder des Verfahrens, der in Wirklichkeit vermutlich gar nicht so heißt und den niemand gesehen hat. Michael Mertens arbeitet an solchen Second-Layer-Lösungen, also mathematischen Zusätzen für das bestehende kryptografische Verfahren, die die Verzögerung beim Bezahlen minimieren, aber auch Probleme mit sogenannten abgestorbenen Transaktionszweigen lösen.
    So modern wie vor 20 Jahren
    Der Mathematiker war gerade auf der Bitcoin/Blockchain-Konferenz in Berlin, wo genau solche Erweiterungen diskutiert wurden. Das grundsätzliche Verfahren, Transaktionen verschlüsselt auf vielen Schultern zu verteilen, bleibt davon unberührt. Es ist so modern und sicher wie vor 20 Jahren.
    "Bitcoin ist eine Möglichkeit, um Banking zu betreiben. Und da brauche ich die Blockchain, damit Personen ohne Bankkonten sich selber Geld überweisen können. Ich kann das aber auch nutzen, um Grundbucheinträge zu verwalten, Versicherungen abzuschließen, die Echtheit von Diesel-Studien zu belegen. Blockchain ist also quasi das Rückgrat, was für Payment, aber auch x andere Anwendungen genutzt werden kann."
    Im Moment arbeitet Michael Mertens Firma Cryptotec mit einem großen deutschen Pharmakonzern zusammen, der seine Medikamente sicher an den Patienten liefern möchte. Auf den langen Transportwegen wird nämlich häufig die Verpackung kopiert und der Inhalt ausgetauscht. Das Blockchain-Verfahren macht solche Manipulationen transparent. Würden Waren- und Geldtransfers global darüber abgewickelt, gäbe es keine Bestechung und keine Geldwäsche mehr.
    "Das Charmante ist, dass man eine komplett neue Möglichkeit hat, Ehrlichkeit zu kommunizieren. Im Moment wird Ehrlichkeit immer dadurch erreicht, dass man einer Person vertraut. Das ist eine Art blindes Vertrauen. Und Blockchain ermöglicht es eben, dieses Vertrauen kontrollieren zu können. Das ist die Chance für die gesamte Welt, dass man erstmalig weltweit schnell einen Konsens findet und glaubhaft kommunizieren kann, dass das, was man tut, stimmt."
    Auch die Banken setzen auf die Blockchain
    Den Banken widerstrebte das Verfahren lange, weil sie ihr Kerngeschäft, nämlich den Handel mit Geld, in Gefahr sahen. Heute nutzen sie Blockchains, um untereinander verschlüsselt zu kommunizieren.
    "Einmal bekommt damit jeder Mensch ein eigenes Konto, unabhängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht, seinem Kontinent. Zweitens ermöglicht Blockchain, dass ich die Echtheit von allen Daten glaubhaft kommunizieren kann. Wir reden also von einer kompletten Revolution: Daten, das war einmal das, was am leichtesten zu ändern war. Festplatten und RAM wurden ja genau dafür konzipiert, dass Daten leicht zu ändern sind. Mit Blockchain wird das komplett herumgedreht. Daten werden zu dem am schwersten Veränderbaren, was es überhaupt gibt. Und das Dritte ist, dass digitale Entitäten wieder dem Menschen gehören, dem Menschen selber. Derzeit liegt die digitale Identität der Menschen meistens bei großen Konzernen wie Facebook oder Apple. Dadurch wurden die Menschen gläsern. Blockchain ermöglicht, dass der Mensch die Hoheit über seine eigenen Daten wieder zurückgewinnt."