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Blog: Postkarten aus Cannes
Stunde der Wahrheit

In Cannes kann man einiges erleben. Zum Beispiel eine Pressekonferenz, in der Tacheles geredet wird, wie DLF-Kulturredakteurin Maja Ellmenreich beobachten konnte.

Von Maja Ellmenreich | 12.05.2016
    Pressekonferenz in Cannes
    Pressekonferenz in Cannes (Deutschlandfunk / Maja Ellmenreich)
    Na, das sind doch mal klare Worte. Nachdem in der gefragtesten Pressekonferenz des Tages die üblichen Nettigkeiten ausgetauscht waren, erklärte George Clooney mit der Bestimmtheit eines Unternehmenssprechers: Es werde keinen US-Präsidenten Donald Trump geben. Kurz darauf gestand Julia Roberts, sie wisse um die Grenzen ihrer geistigen Fähigkeiten, deshalb werde sie wohl bei der Schauspielerei bleiben und nicht ins Regiefach wechseln. Blieb nur noch Jodie Foster mit ihrer klaren Ansage: "Money Monster" sei ein Mainstream-Film, der für ein breites Publikum gedreht worden sei.
    Nanu, was ist los da auf dem Podium? Ist der Film noch nicht vorbei? Oder haben sich die drei während der Dreharbeiten angesteckt mit dem darin wütenden Wahrheitsvirus? Nein, es muss wohl an der Luft da oben auf der Bühne liegen. Kurz bevor die Pressekonferenz begann, hatte nämlich bereits deren Moderatorin Tacheles geredet. Indirekt zumindest. Sie fragte nämlich nicht, ob die anwesende Journalistenschar bereit sei, Fragen zu stellen. Sondern sie fragte, ganz ohne sich und ihre Absichten zu verbergen: Are you ready to support that movie?