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Blütenmeer
Immer mehr Falschgeld im Umlauf

Nicht nur die Druckerpressen der Zentralbanken laufen auf Hochtouren, sondern auch die der Geld-Fälscher. Das teilte heute die Bundesbank mit.

Von Michael Braun | 23.01.2015
    Andreas Neuwirth leitet die Juwelier-Filiale in Frankfurts Kaiserstraße. Gelegentlich soll ihm Falschgeld untergeschoben werden.
    "Es kommt vor, aber nicht gehäuft. Allerdings kennen wir uns gut mit Geld aus. Wir haben Geräte, mit denen wir prüfen können, ob diese Scheine echt oder nicht echt sind. Und falls uns mal ein Schein unterkommt, der nicht echt ist, dann nimmt das seinen üblichen Lauf. Dann wird die Polizei informiert und das dann an die Bundesbank weitergeleitet."
    Keinen Ersatz für Falschgeld
    Es wäre gut, sich falsche Fünfziger und Zwanziger - die machen 80 Prozent des Falschgeldaufkommens aus - erst gar nicht andrehen zu lassen. Denn für Falschgeld gibt es keinen Ersatz.
    Die Gefahr wächst. Die Bundesbank hat voriges Jahr rund 63.000 falsche Euro-Banknoten registriert. Sie hatten einen Nennwert von 3,3 Millionen Euro. Rein rechnerisch, so die Bundesbank, entfielen damit acht falsche Banknoten auf 10.000 Einwohner.
    Das mag nicht viel sein. Aber die Zahl der entdeckten Fälschungen ist voriges Jahr um 63 Prozent gestiegen. Es seien vor allem hauptberuflich Verbrecher, Teile der organisierten Kriminalität, die falsche Banknoten herstellten und in Umlauf brächten, weiß die Bundesbank. Wie man sich dagegen schützen kann? Man müsse schon auf sein Geld achten, sagt Rainer Elm, der Leiter der Falschgeldstelle bei der Deutschen Bundesbank:
    "Ähnlich wie das bei allem ist, was man besitzt, muss man auch Banknoten und Münzen möglichst prüfen, wenn man sie irgendwo entgegennimmt. Und das kann man auch recht einfach, wenn man sich an die Sicherheitsmerkmale hält, die insbesondere auf den Banknoten aufgebracht sind, und diese prüft."
    Fühlbare Merkmale
    Am wichtigsten seien die fühlbaren Merkmale:
    "Das sind erhabene Stellen auf der Banknote, mit denen ich mich vertraut machen muss. Und wenn ich die fühle, dann kann ich mir schon recht sicher sein, dass es sich um eine echte Banknote handelt. Bei Fälschungen fühlt sich die Banknote immer sehr glatt an."
    Die meisten der noch gebräuchlichen Eurobanknoten sind nun schon 13 Jahre im Umlauf und noch früher konzipiert worden. Nur der 5- und der 10-Euro-Schein sind neu. Die weisen auch neue Sicherheitsstandards auf. Das sei wesentlicher Grund gewesen, neue Geldscheine entwerfen zu lassen, sagt Carl-Ludwig Thiele, der beim Bundesbankvorstand für das Bargeld zuständig ist:
    "Alle Sicherheitsmerkmale, die der Öffentlichkeit eine Echtheitsprüfung erlauben, sind auf der Vorderseite der neuen Note platziert. Und auf diese Weise ist eine einfache Prüfung der Geldscheine möglich. Und die Erfahrungen mit der ersten Serie zeigen, dass die auf der Rückseite der Banknote platzierten Merkmale weniger Beachtung fanden."
    Ende Februar kommt ein neuer 20-Euro-Schein, der ebenfalls diesen Standards entspricht.
    Die Polizei hatte zuletzt einige Fahndungserfolge gegen die Falschgelddrucker. Dies vor allem in Italien. Für die Bundesbank und die anderen Notenbanken des Eurosystems war das ein Wiedersehen mit "alten Bekannten": Die vier, fünf Fälscherbanden organisieren sich offenbar nach jedem Fahndungserfolg immer wieder neu.
    Nicht nur in Deutschland, auch in der gesamten Eurozone wuchs die Zahl der registrierten falschen Geldscheine. In ganz Euroland stieg sie um 44 Prozent. Der Zuwachs in Deutschland war mit 63 Prozent deutlich höher.