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Wissenschaftspolitiker Joseph Banks
Großer Förderer der britischen Forschung

Als junger Mann fuhr er mit Captain James Cook in die Südsee. Später sorgte er dafür, dass Tausende exotische Pflanzen nach Europa gelangten. Als Wissenschaftspolitiker und persönlicher Berater von König Georg III. war Sir Joseph Banks einer der einflussreichsten Männer seiner Zeit.

Von Irene Meichsner | 19.06.2020
    Der englische Naturforscher Joseph Banks (1743-1820)
    Der englische Naturforscher Joseph Banks (1743-1820) (picture alliance/ Ann Ronan Picture Library)
    Warum ist Sir Joseph Banks nicht so bekannt wie zum Beispiel Charles Darwin? Für den britischen Naturforscher Sir David Attenborough - hier in einem Film der "Joseph Banks Society" - ist der Fall klar: Banks war zwar auch ein bedeutender Wissenschaftler, es kam ihm aber vor allem darauf an, die Wissenschaften als solche zu fördern. 42 Jahre lang, von 1778 bis zu seinem Tod am 19. Juni 1820, war er Präsident der Royal Society, einer der ältesten und ehrwürdigsten Wissenschaftsakademien der Welt. Unter Leitung von Sir Joseph Banks entwickelten sich die "Kew Gardens", die Königlichen Botanischen Gärten vor den Toren von London, zu einer weltweit führenden, an wissenschaftlichen Prinzipien orientierten Institution. Um Großbritannien den Zugriff auf natürliche Ressourcen zu sichern, initiierte Banks den globalen Im- und Export von Nutzpflanzen und Nutztieren.
    "Er organisierte zum Beispiel den Transport des Brotfruchtbaums von Polynesien nach Westindien. Er sorgte dafür, dass die Merinoschafe erst von Spanien nach England und von dort nach Australien gelangten."
    Einer der reichsten Männer Großbritanniens
    Banks wurde am 13. Februar 1743 in London geboren. Seit er im Alter von 21 Jahren das Erbe seines Vaters, eines Großgrundbesitzers aus Lincolnshire, angetreten hatte, gehörte er zu den reichsten Männern Großbritanniens. Schon als Teenager hatte Banks seine Vorliebe für die Botanik entdeckt; 1766 begleitete er einen Freund auf einer Erkundungsfahrt nach Neufundland und Labrador. Zwei Jahre später brach er mit Captain James Cook in die Südsee auf. 10.000 Pfund ließ sich Banks dieses Abenteuer kosten - fast so viel, wie die britische Krone in diese Expedition investierte. Zu dem neunköpfigen Mitarbeiterstab, den Banks mit an Bord nahm, gehörten auch zwei namhafte Künstler. Sie sollten "on the spot", d.h. an Ort und Stelle, im Bild festhalten, was sie in den entlegenen Regionen sehen würden - ein absolutes Novum in der Geschichte der Entdeckungsreisen. Die Bilder, die es von früheren Expeditionen gab, etwa denjenigen von Christoph Kolumbus und Ferdinand Magellan, stammten durchweg von Künstlern, die bei den Fahrten selber gar nicht dabei gewesen waren, sondern die Dinge nur vom Hörensagen gekannt hatten.
    "Aber diese Expedition, unter Cook, war etwas komplett anderes."
    Banks sah seine Neugierde in jeder Hinsicht befriedigt. Allein in der "Botany Bay" an der Ostküste von Australien entdeckte er 400 bislang unbekannte Pflanzen. Er dokumentierte aber auch die Sitten und Gebräuche der Menschen, denen er in der Südsee begegnete.
    "Wie stellten diese Menschen ihre Kleidung her? Was aßen sie? Wie fingen sie ihre Fische? Andere hätten solche Dinge für nebensächlich erachtet. Es war Banks, der aufgrund seiner wissenschaftlichen Geisteshaltung darauf bestand, sie in seine Sammlung aufzunehmen."
    Ein herausragender Netzwerker
    Nach England zurückgekehrt, machte Banks Karriere - als Wissenschaftspolitiker, als Mitglied der Geheimen Handelskammer und als persönlicher Berater von König Georg III., dem er unter anderem die Besiedelung Australiens empfahl. Von Banks stammte auch die Idee, in Australien eine Sträflingskolonie zu errichten, um die überfüllten Gefängnisse in England zu entlasten. Wer in der britischen Forschung etwas werden wollte, kam an Sir Joseph Banks nicht mehr vorbei. Banks pflegte ein riesiges Netzwerk von persönlichen Kontakten, das am Ende den ganzen Erdball umspannte. Rund 20.000 Briefe an 3000 verschiedene Adressaten sind erhalten geblieben. Viele davon richteten sich an Sammler, die ihn mit Saatgut, getrockneten und lebenden Pflanzen aus aller Welt versorgten. Tausende von exotischen Pflanzen sind auf diese Weise nach England gelangt - und viele von ihnen dort auch heimisch geworden.