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Börsenplätze
Wieder keine Fusion von Frankfurt und London?

Die Londoner Börse lässt womöglich die geplante Megafusion mit der Deutschen Börse platzen. Das wäre dann schon der fünfte gescheiterte Versuch in der jüngeren Geschichte. Die Börse lehnt eine Bedingung der EU-Kommission ab. Aber es gibt - mit dem Brexit noch stärker - auch erheblichen politischen Gegenwind auf der Insel gegen die Fusion.

Von Friedbert Meurer | 27.02.2017
    Die Uhrzeiten von London und Frankfurt
    Die Uhrzeiten von London und Frankfurt (imago/Photoshot)
    Die außerordentliche Mitteilung der London Stock Exchange kam gestern Abend. Die Forderung der EU-Kommission sei unannehmbar, sich von der Mehrheitsbeteiligung an der Handelsplattform der Mailänder Börse zu trennen. Nun ist man sich auf der Insel relativ sicher: Das bedeutet hochwahrscheinlich das Aus für eine Fusion der Börsen von London und Frankfurt. "Die Hoffnungen auf eine Megafusion verblassen rasend schnell", so lautete nur eine der Schlagzeilen.
    Die Führung der London Stock Exchange begründet ihre Weigerung damit, dass ein Verkauf der Mailänder Online-Plattform einen zu hohen Preis darstelle. Das gesamte Geschäft in Italien würde damit beschädigt. Die EU hat der Londoner Börse eine Frist bis heute gesetzt: Die will man nun verstreichen lassen. Der Aktienkurs der London Stock Exchange brach daraufhin am Morgen deutlich um zunächst über sieben Prozent ein.
    Politischer Druck wurde zu groß
    Londoner und Frankfurter Börse wollen prinzipiell fusionieren, um Kosten zu sparen, Schätzungen zufolge pro Jahr 450 Millionen Euro. Gemeinsam fühlt man sich stärker, um gegen die Konkurrenz vor allem aus den USA zu bestehen. Dass die gewünschte Fusion jetzt an der Weigerung scheitern soll, sich von der Mehrheit der Anteile an der Mailänder Börsenplattform zu trennen, überrascht allerdings. Die Vermutung liegt nahe, dass am Ende auch der politische Druck zu groß gewesen ist.
    William Cash, Vorsitzender des Europaausschusses im Unterhaus und konservativer Brexit-Vorkämpfer, hatte erst letzte Woche während einer Parlamentsdebatte gewarnt, die Fusion der Börsen liege "todsicher nicht im nationalen Interesse Großbritanniens".
    "Die deutsche und französische Regierung haben klar gemacht", so Cash weiter, "dass sie mit dem Brexit der Londoner Börse Euro-basierte Finanzgeschäfte wegnehmen wollen. Paris und Frankfurt wollen unsere Kronjuwelen haben. Im Kontext der Brexit-Verhandlungen würde das aber den Handlungsspielraum der britischen Regierung unterlaufen."
    Der Druck der Fusionsgegner ist so laut, dass die Argumente der Befürworter offenbar verhallen. "Man muss das im Kontext sehen, dass die Londoner Börse mit den größeren Börsen im Wettbewerb bestehen will", erklärte Kirsty Blackman von der Schottischen Nationalpartei. "Das ist nicht gegen Großbritannien gerichtet."
    Noch ist die Fusion der beiden Börsen nicht ganz vom Tisch. In den kommenden Wochen wird die EU-Kommission mitteilen, wie sie auf die Weigerung der Londoner Börse reagieren wird, eine von ihr geforderte Bedingung zu erfüllen.