Musikschulleiterin zum Besuch der Kanzlerin

"Ich sehe wirklich ein Aufwachen von Chemnitzern"

6000 Leute hören Beethovens Neunte Symphonie auf dem Theaterplatz in Chemnitz
Festivals und kulturelle Initiativen: Die Leiterin der Musikschule, Nancy Gibson, erkennt ein Aufwachen bei den Chemnitzern. © dpa
Nancy Gibson im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 16.11.2018
Die Tötung eines 35-Jährigen, rechtsextreme Ausschreitungen, Angriffe auf ein jüdisches Restaurant: Nach den Vorfällen im August besucht Angela Merkel nun Chemnitz. Die Stadt habe sich verändert, meint die Musikerin Nancy Gibson. Doch manches sei positiv.
Die Lage in der Stadt sei sehr angespannt, es gebe eine hohe Polizeipräsenz, sagt die Leiterin der Chemnitzer Musikschule. Zumal es auch am heutigen Freitag eine Demonstration von Rechtsradikalen geben solle. "Ja, Chemnitz hat sich sehr verändert", so die gebürtige Kanadierin. Andererseits bekomme die Stadt jetzt viel Besuch von Politikern. Und:

Aus dem Schatten kommen

"Chemnitz ist zur Zeit voll von Festivals, kleine bis große, kulturelle Initiativen aller Arten, und Chemnitz bewirbt sich zu Recht für die europäische Kulturhauptstadt 2025. Ich sehe die Sache positiv, obwohl es sehr schwierig ist. Ich sehe wirklich ein Aufblühen, ein Aufwachen von Chemnitzern. Die wollen ihre Stadt nicht in diesem negativen Licht sehen, die wollen aus dem Schatten kommen und der Welt zeigen, dass viel Schönes und Gutes passiert in Chemnitz."

Kanadische Großstädte als Vorbild

Gibson wünscht sich eine Gesellschaft, wie sie sich in Toronto oder anderen kanadischen Großstädten innerhalb der letzten 30 Jahre entwickelt habe: Dort spiele Hautfarbe oder Religion keine Rolle mehr. Sie selbst sagt über sich, dass sie keinen Nachteil als Ausländerin in Chemnitz habe: "Rassisten können mich nicht erkennen." (bth)
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