"Electric Girl" beim Max Ophüls Festival

Eine Filmfigur als "moderne Gottheit"

07:42 Minuten
Eine Frau mit poppiger Kleidung und blauen Haaren blickt in die Kamera.
Schauspielerin Victoria Schulz sieht der japanischen Anime-Figur Kimiko, der sie ihre Stimme leiht, sehr ähnlich. © Hannes Hubach/NiKo Films/Filmfestival Max-Ophüls-Preis
Ziska Riemann im Gespräch mit Gesa Ufer · 18.01.2019
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Der Spielfilm "Electric Girl" feiert beim Max Ophüls Festival in Saarbrücken Weltpremiere – eine geniale Mischung aus Spiel- und Zeichentrickfilm. Regisseurin Ziska Riemann erklärt, was sie an der Figur mit überirdischen Kräften fasziniert hat.
"Electric Girl" erzählt die Geschichte der jungen Poetry-Slammerin Mia, die eine große Synchronrolle beim Film übernehmen darf. Sie leiht in einem japanischen Anime-Film der Superheldin Kimiko ihre Stimme. Kimiko muss die Welt retten, indem sie gegen die bösen Yokai-Dämonen kämpfen, die in Stromleitungen und WLAN-Netzen lauern und die Menschen durch Magnetfelder willenlos machen. Nur sie kann die Geister schlagen. Synchronsprecherin Mia, gespielt von Victoria Schulz, schlittert über die Rolle in eine handfeste Psychose.
Zeichentrick-Bild einer Frau mit blauen Haaren und einer gelben Jacke. Sie blickt vom Dach eines Hochhauses in eine Metropole.
Eine Trickfilm-Szene aus "Electric Girl".© NiKo Films/Filmfestival Max-Ophüls-Preis

"Manischer Rausch"

"Es geht in dieser Geschichte um einen Realitätsverlust in Form von einem manischen Rausch", sagt Regisseurin Ziska Riemann, die auch zu den angesagtesten Comiczeichnerinnen Deutschlands gehört. "Die Superheldin, die sie synchronisiert, wird sie am Ende selbst und transformiert sich auch äußerlich in diese Kimiko. Sie hat dann auch diese Superkräfte. Sie kann über Dächer springen und rettet und gefährdet Leben. Das ist auch, was dann irgendwann kippt. Das hat mich sofort fasziniert."
Die deutsche Regisseurin Ziska Riemann beim 46. Internationalen Filmfestival in Karlovy Vary (Tschechien)
Regisseurin Ziska Riemann über ihren Film: Realitätsverlust in Form von einem manischen Rausch.© picture alliance / dpa / Vit Simanek

Superkräfte und Urenergie

In der Anime- und Cosplay-Szene gebe es viele solche Figuren. "Für mich sind das moderne Gottheiten, in die man sich verwandelt und dann jemand anderes ist – mit einer Urenergie und Fähigkeiten, die man ohne dieses Kostüm oder ohne diese Rolle nicht hat", sagt Riemann.

Langes Casting

Die Poetryslammerin Mia verkörpert die Berliner Schauspielerin Victoria Schulz, die auch in dem Film "Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern" zu sehen war, wo sie eine junge Frau mit geistiger Behinderung spielt. Sie sieht der japanischen Anime-Figur Kimiko sehr ähnlich. Sie habe sehr lange für die Rolle gecastet, erzählt Riemann. Man habe sich zuerst für die Schauspielerin entschieden, den Film abgedreht und danach die Animes zusammen mit einem belgischen Trickfilmstudio entwickelt.
Ihr Film "Electric Girl" läuft im Wettbewerb beim Max Ophüls Festival. Es sei geplant, dass er im August oder September in die deutschen Kinos kommt.
(cosa)

"Electric Girl", Regie: Ziska Riemann, Deutschland 2018, 89 Minuten

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