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Botswana
Fracking im Kalahari-Nationalpark bedroht Ureinwohner

Der Central Kalahari Nationalpark in Botswana ist ein Paradies für Natur- und Tierliebhaber. Außerdem ist das Reservat Heimat der letzten noch jagenden Buschleute der Welt, der San. Nun soll auf ihrem Gebiet mit der umstrittenen Fracking-Methode Gas gefördert werden.

Von Jan-Philippe Schlüter | 26.11.2013
    Landraub, ein Absinken des Wasserpegels und irreparable Schäden am empfindlichen Ökosystem des zweitgrößten Wildreservats der Welt. Das sind die Befürchtungen von Survival International, sollte in der Kalahari tatsächlich Gas gefördert werden. Der Wassermangel im ohnehin sehr trockenen Botswana würde Tausende von Tieren betreffen, aber auch die San. Jumanda Gakelebone, ein Angehöriger der Buschleute, hat gesagt, Fracking werde die Umwelt zerstören. Und wenn die Umwelt zerstört sei, sei auch die Lebensgrundlage der San zerstört.
    Die botswanische Regierung hat ihre Pläne bisher penibel unter Verschluss gehalten. Doch ein Dokumentarfilm hat es aufgedeckt: Im Nationalpark soll Gas gefördert werden. Drei internationale Energie-Firmen haben im vergangenen Jahrzehnt Erkundungs-Lizenzen bekommen. Und planen jetzt Tausende von Gas-Quellen.
    Um an das im Gestein gebundene Gas zu kommen, muss die umstrittene Fracking-Methode eingesetzt werden. Dabei wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und chemischen Mitteln mit hohem Druck in den Boden gepresst. Umweltschützer befürchten, dass so das Grundwasser verunreinigt wird. Und sie werden von einem der beteiligten Unternehmen bestätigt: ein Manager des südafrikanischen Energiegiganten Sasol hat gesagt, es habe in Botswana keinerlei Auflagen für den Umweltschutz gegeben.
    Die botswanische Regierung hat erst einmal abgewiegelt und behauptet, bei den Erkundungen sei kein Fracking angewandt worden. Nachdem der Dokumentarfilm aber zahlreiche Fracking-Maschinen gezeigt hat, ist sie zurückgerudert. In einem Statement heißt es, in der Vergangenheit seien Methoden angewandt worden, die manche als „eine Art Fracking“ bezeichnen würden.
    Die Buschleute fühlen sich seit Jahren von der Regierung Botswanas verfolgt. Unter anderem sind sie aus ihren angestammten Reservaten vertrieben worden, weil dort Diamanten entdeckt worden waren. Doch im teuersten Rechtsstreit in der Geschichte des Landes haben sich die San das Recht erkämpft, auf ihr Land zurückzukehren. Nach Ansicht von Menschenrechtsorganisationen werden sie trotzdem immer noch von der Regierung verfolgt.