Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Boxen
Klitschko sollte Schluss machen

Wladimir Klitschko hat Anthony Joshua im WM-Fight im Schwergewicht einen grandiosen Kampf geliefert. War's das oder stecken noch weitere große Kämpfe im 41-jährigen Ukrainer? Thorsten vom Wege hat eine klare Meinung.

Von Thorsten vom Wege | 30.04.2017
    Wladimir Klitschko (l.) und Anthony Joshua kämpfen im Ring um den WM-Titel.
    Klitschko (l.) verlor gegen Joshua (dpa)
    Eigentlich steht nach der Niederlage von Wladimir Klitschko nur eine Frage im Raum: War`s das?
    Es gibt eine Menge guter Gründe, die für ein Ende der boxerischen Laufbahn des Ex-Champions sprechen. Der wichtigste: Der Ukrainer hat es nicht geschafft, sich in London die Weltmeistergürtel zurück zu holen, scheiterte letztlich krachend durch k.o. in der 11. Runde. Es war die zweite Niederlage am Stück, ein Novum in der bisherigen Karriere des Mannes, der gemeinsam mit seinem Bruder Vitali das Box-Schwergewicht ein Jahrzehnt lang dominiert hatte. Und ein Blick in die Statistik verrät übrigens auch, dass der Vorwurf, nur gegen handverlesene Gegner in den Ring gestiegen zu sein, ziemlich unsinnig ist.
    Außerdem: Klitschko ist 41 Jahre alt, boxt jetzt seit 20 Jahren bei den Professionals, vorher als erfolgreicher Amateur. Da wird nicht nur der Kampf an sich, sondern da wird insbesondere die Quälerei im Training immer mehr zur Tortur, denn Profiboxen steht nicht zwingend im Verdacht, der Gesundheit dienlich zu sein und man zahlt Tribut für mehr als ein Vierteljahrhundert Hochleistungssport.
    Finanziell haben die Box-Brüder zudem längst ausgesorgt, alleine der letzte Kampf spülte noch einmal zwischen 15 und 20 Millionen Euro in die Kasse. Und populärer, als er ohnehin schon ist, kann Wladimir Klitschko nicht mehr werden.
    Einen Schlussstrich ziehen
    Es gibt aber auch ein paar Gründe, die für eine Fortsetzung der Laufbahn sprechen. Der Klitschko von London war vielleicht der Beste, den wir je gesehen haben. Dynamisch, flexibel schlagend, schneller auf den Beinen als in vielen seiner Kämpfe zuvor und komplett in der Lage, mit dem 14 Jahre jüngeren Joshua athletisch mitzugehen, lieferte der Ex-Champ eine beeindruckende Leistung ab, ehe ihn eine Unaufmerksamkeit in der vorletzten Runde zum klaren Verlierer machte. Klitschko elektrisiert nach dieser Vorstellung sicherlich weiterhin die Massen – ein Rückkampf würde auch Börsen in ähnlicher Höhe möglich machen und das Interesse der Boxfans wäre dem Rematch natürlich gewiss.
    Aber genau darin liegt die Gefahr für Klitschko. Denn Joshua steht immer noch am Anfang einer möglicherweise großen Karriere – und das Risiko für Klitschko, vom Briten noch einmal auf die Bretter geschickt zu werden, wird damit nicht geringer. Alle anderen Boxer ähnlicher Güte – die Gürtel in den Verbänden WBC und WBO halten der Amerikaner Deontay Wilder und der Neuseeländer Joseph Parker – wissen jetzt, dass der Ukrainer schlagbar ist. Und noch einmal hinten anstellen und ein paar Aufbaukämpfe zu machen, dazu reicht wohl die Zeit nicht mehr.
    Wladimir Klitschko gehört gemeinsam mit seinem Bruder Vitali zu den vielleicht besten Boxern, die es im Schwergewicht gab. Auf alle Fälle zu den intelligentesten. Und genau deshalb sollte Wladimir nicht in die Falle tappen, in die viele seiner berühmten Vorgänger gegangen sind: Ob Ali oder Holyfield, Tyson oder Foreman – alle wussten nicht, wann es Zeit war, aufzuhören.
    Natürlich hätte man dem sympathischen Ukrainer ein anderes Finale gewünscht, aber seiner Klasse wird eine Niederlage nach einem Kampf dieser Güte nichts anhaben können. Und deshalb sollte Wladimir Klitschko – nach ein paar Tagen Bedenkzeit – einfach Schluss machen.