Donnerstag, 25. April 2024

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Brahms - Wagner - Mahler

"Brahms - Wagner - Mahler" ist eine Produktion des Labels VIRGIN CLASSIC, im Inland promotet durch die EMI. Die Platte vereint drei deutschsprachige romantische Vokalkompositionen von Rang: Brahms’ "Altrhapsodie", Wagners "Wesendonck-Lieder" und den Finalsatz aus Mahler’s "Lied von der Erde". Die Aufnahme des Letzteren weist im für VIRGIN typisch informations-kargen Booklet einen Bearbeiter aus, den es - musikhistorisch betrachtet - nicht wirklich gab. Arnold Schönberg nämlich, Mahlers Vokalwerk enthusiastisch verbunden, hatte 1921 zwar die Absicht, das "Lied von der Erde" zwecks einer Aufführung in seinem Privat-Verein für ein kleines Ensemble zu instrumentieren, er kam dabei jedoch nicht über die Hälfte des ersten Teilstücks hinaus. Was also als Schönberg’sche Fassung hier vorgestellt wird, dürfte wiederum eine Bearbeitung Rainer Riehn’s darstellen, der Schönberg’s Idee im Auftrag der Wiener Universal Edition 1983 ausgeführt und fertiggestellt hat.

Von Frank Kämpfer | 21.11.2004
  • Musikbeispiel: Gustav Mahler, "Das Lied von der Erde/ Der Abschied"

    Stephanie Blythe, begleitet vom Ensemble Orchestral de Paris unter der Leitung John Nelson’s mit einem Ausschnitt aus "Abschied", dem Finale von Mahlers "Lied von der Erde" - in einer Version für 13 Instrumente von Rainer Riehn nach dem Plan Arnold Schönbergs.

    Fast opernhaft interpretiert die amerikanische Mezzosopranistin: Fragilität wechselt mit Schwere, Opulenz ist mit schmerzlichem Ausdruck gepaart. Die Version aus dem Geist der Moderne stellt klar, dass das Thema des Abschieds - inhaltlich ein Bindeglied aller drei aufgenommenen Werke - auch ein kompositionsgeschichtliches ist. Vielleicht deshalb beschwört Mahler’s Lied einen Zusammenhang von Schönheit, Ewigkeit und Natur. In Brahms’ berühmter Altrhapsodie ist vom Ende der Romantik hingegen noch wenig zu spüren - Goethe’s Vers und Brahms’ Dramaturgie bestehen auf einer Ordnung der Welt, in der der Gescheiterte Linderung durch Gottes Gnade erfährt.

    Richard Wagner’s Lieder auf Texte Mathilde Wesendonck’s - (komponiert in den 1850er Jahren) - konzentrieren sich auf das Individuum, das sich seine Stellung in Zeit und Raum naiv zu erklären versucht. Der Dirigent Felix Mottl hatte die fünf Klavierlieder 1890 in Tristan-Manier quasi für großes Orchester gesetzt. 1976 gab Hans Werner Henze im Auftrag des Mainzer Schott-Verlags dem Zyklus seinen intimen, kammermusikalischen Charakter zurück. Auffallend ist in dieser Version der reiche Einsatz von Holzbläsern - Henze’s Faktur wirkt höchst filigran, erweitert Wagner’s Melodien um das Kolorit der frühen Moderne. Das heißt hier: um die Erfahrung von Schönberg und Strauss.

    John Nelson, ein Spezialist vor allem alter Musik führt die Solisten des Ensembles Orchestral de Paris mit Eleganz - Solistin Stephanie Blythe interpretiert Henze’s Wagner mit Theatralik und großem Affekt.

    Titel: "Brahms / Wagner / Mahler"
    Solistin: Stephanie Blythe, Mezzosopran
    Ensembles: A Sei Voci Orchestral de Paris
    Leitung: John Nelson
    Label: Virgin Classics
    Labelcode: LC 7873
    Bestellnr.: 7243 5 45702 2 3