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Brandon Dotson in München

Brandon Dotson wurde für den Sofja Kovalevskaja-Preis ausgewählt – von 18 Preisträgern ist er der einzige Geisteswissenschaftler. Neues Land, die fremde Stadt, eine andere Kultur. Eine Grenzüberschreitung in jeder Hinsicht, die Brandon Dotson mit seiner Familie da unternimmt.

Von Annette Kugler | 23.09.2010
    In der Wohnung im Münchner Viertel Schwabing hängt förmlich Neuanfang in der Luft: die Regale sind noch leer, auf dem Couchtisch liegt ein Deutschlandreiseführer - auf Englisch. Momentan kämpft Familie Dotson noch mit der Zeitumstellung, erzählt Ehefrau Chelsea:

    "Die ersten Tage hier waren ziemlich anstrengend. Wir sind von Seattle aus nach München geflogen, und das ist eine sehr lange Reise, vor allem mit zwei kleinen Kindern - wir spüren noch ganz schön das Jetlag"

    Die vergangenen sechs Jahre hat das amerikanische Paar im englischen Oxford verbracht – jetzt hat die wissenschaftliche Karriere Brandon Dotson nach Deutschland gespült. Der Tibetologe hat auf Kongressen schon öfter Wissenschaftler von der Münchner Ludwig Maximilians Universität getroffen – und war jedes Mal begeistert. Der Wechsel an die Universitätsstadt an der Isar ist für ihn eine große Chance: Brandon Dotson:

    "Ich bin nach Deutschland gekommen, weil ich in München die Möglichkeit habe, ein eigenes Forschungsteam zusammen zustellen und 5 Jahre lang über Königtum und Religion zu forschen"

    Möglich gemacht hat dieses Unternehmen die Alexander von Humboldt-Stiftung. Brandon Dotson wurde für den Sofja-Kovalevskaja-Preis ausgewählt– und hat jetzt die Mittel für ein fünfjähriges Forschungsprojekt.

    Seit ihrer Ankunft vor knapp zwei Wochen erkunden die Dotsons nun Stück für Stück die nähere Umgebung, das heißt vor allem die Universitätsviertel Schwabing und Maxvorstadt. Brandon Dotson:

    "Mein erster Eindruck von München war warm und sehr schön. Es erinnert mich eigentlich ein bisschen an Paris, die breiten Boulevards, die Höhe der Häuser und wie die Viertel aussehen"

    Aktuell stehen allerdings erst einmal jede Menge Behördengänge an: Anmeldung, Arbeitsgenehmigung, die Verträge an der Universität, ein neues Telefon und und und. Die ersten Besuche beim Münchner Kreisverwaltungsreferat hat Brandon Dotson schon hinter sich:

    "Ich bemühe mich da natürlich mit meinem gebrochenen Deutsch, aber dann bekomme ich eine laaaaange Antwort, die ich natürlich meistens nicht verstehe -- aber in ernsthafte Schwierigkeiten hat mich das Gottseidank noch nicht gebracht"

    Auch Brandon Dotsons Frau Chelsea kämpft noch mit der Sprache. Sie möchte sich in Deutschland zur Hebamme ausbilden lassen:

    "Ich habe das schon länger vor, aber die Möglichkeit hat sich irgendwie nie geboten; aber jetzt wo wir wissen, dass wir 5 Jahre hier sein werden, habe ich endlich genug Zeit, dieses Vorhaben auch tatsächlich zu verwirklichen"

    Deutschlernen ist nun oberstes Gebot – und zwar für die ganze Familie! Sohn Jude, vier Jahre alt, hat auf jeden Fall schon einmal damit angefangen:

    Seine Eltern hoffen, für ihn bald einen Kindergartenplatz zu bekommen – ebenfalls keine leichte Aufgabe: Möglichst zweisprachig soll er sein. Und in den Münchner Kindergärten sind die Wartelisten lang. Ein wenig Zeit bleibt ihnen noch: am 18. Oktober beginnt das Wintersemester. Und damit auch Brandon Dotsons erster Tibetisch-Lektürekurs in Deutschland.


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