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Brasilien
Ein neuer Sportminister kurz vor Olympia

Nur wenige Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele hat Brasilien einen neuen Sportminister: Der erst 36-jährige Leonardo Picciani ist in diesem Jahr bereits der dritte Sportminister des Landes. Er hielt Präsidentin Dilma Rousseff bis zuletzt die Treue - aus der politischen Diskussion um die Spiele hält er sich aber heraus.

Von Julio Segador | 28.05.2016
    Brasiliens neuer Sportminister Leonardo Pucciani
    Brasiliens neuer Sportminister Leonardo Pucciani (ANDRESSA ANHOLETE / AFP)
    Es war eine historische Abstimmung am 17. April. Die Abgeordnetenkammer in Brasilia stimmt für die Amtsenthebung von Dilma Rousseff. Leonardo Picciani ist einer von nur wenigen Abgeordneten, die der Präsidentin die Treue halten.
    Der 36-Jährige sagt "Nein, stimmt gegen das Impeachment". Und doch wird er von Interims-Präsident Michel Temer belohnt. Nur 25 Tage nach der Abstimmung ist er Brasiliens neuer Sportminister.
    Picciani stammt aus einer einflussreichen Familie
    Leonardo Picciani ist in diesem Jahr bereits der dritte Sportminister in Brasilien, wenige Monate vor der Eröffnung sind die Olympischen Spiele in den Sog der politischen Wirren geraten. Picciani glaubt dennoch nicht, dass die Spiele unter der Regierungskrise leiden werden.
    "Der Schlüsselbegriff, den auch Präsident Temer nach seinem Amtsantritt immer wieder betont hat, ist Vertrauen. Wir haben jetzt die Gelegenheit, für Vertrauen zu werben und als Land Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Und am besten gelingt dies, wenn wir erfolgreiche Spiele haben."
    Dass Leonardo Picciani mit nur 36 Jahren Minister wird, ist keine große Überraschung. Er kommt aus einer einflussreichen Politikerfamilie aus Rio und gilt als Macher. Die Nähe zu Rios Bürgermeister Eduardo Paes dürfte den Ausschlag gegeben haben, dass Picciani zum Zug kam. Paes wollte einen Vertrauten auf dem Posten haben.
    "Verschmutzung der Guanabara-Bucht bleibt Thema"
    Aus der politischen Diskussion hält sich der junge Minister inzwischen heraus. Es seien weder die Spiele Rousseffs noch die Spiele von Interimspräsident Temer, es seien die Spiele der Brasilianer, sagt er diplomatisch. Auch beim Thema der verseuchten Guanabara-Bucht, wo Segler und Surfer um Medaillen kämpfen werden, bleibt er vorsichtig.
    "Ich würde nicht sagen, dass deshalb die Spiele scheitern. Aber wir bedauern, dass wir bei diesem Thema nicht besser vorangekommen sind. Aber klar ist: Die Verschmutzung der Guanabara-Bucht bleibt ein Thema auch für die Zeit nach den Olympischen Spielen."
    Komfortable Situation
    Die Ernennung des Piccianis zum neuen Sportminister dürfte auf die Olympischen Spiele keine großen Auswirkungen haben. Die meisten Sportstätten sind nahezu fertiggestellt. Und sollte etwas nicht funktionieren, kann man ihn dafür kaum verantwortlich machen. Eine komfortable Situation für den 36-Jährigen, der als Brasiliens Sportminister am 5. August seinen Platz bei der Eröffnung der Olympischen Spiele im Maracana-Stadion neben IOC-Präsident Thomas Bach sicher hat. Vor zwei Monaten hätte Leonardo Picciani davon noch nicht einmal geträumt.