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Brasilien
Olympia-Absagen wegen Angst vor Zika

Aufgrund des Zika-Virus, das für Gehirnschäden bei Neugeborenen verantwortlich sein soll, sagen immer mehr Sportler ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio ab. Brasilianische Verantwortliche betonen, dass die Infektionsgefahr durch den Winter mit den milderen Temperaturen gesunken und die Stadt ein sicherer Austragungsort für die Sportveranstaltung sei. Dem stimmen jedoch nicht alle Experten zu.

Von Julio Segador | 20.07.2016
    Schild mit Logo der Olympischen Spiele 2016 und Paralympische Spiele am Maracana-Stadion in Rio de Janeiro, Brasilien.
    Am 5. August werden die Olympischen Spiele in Rio eröffnet. (picture alliance / dpa - Michael Kappeler)
    Schwitzen im Training für Gold. Aline da Silva Ferreira ist Brasiliens größte Ringerhoffnung. 2014 wurde sie Vize-Weltmeisterin, kam als erste Brasilianerin überhaupt in dieser Sportart aufs Medaillen-Treppchen. Nun soll Olympia-Gold folgen. Von Aedes Aegypti, jener Stechmücke, die die Zika-Infektion überträgt, lässt sich die 29-Jährige jedenfalls nicht verrückt machen.
    "Ich passe auf mich auf bei der Olympiavorbereitung. Und ich glaube nicht, dass bei Olympia Schwangere teilnehmen werden. Deswegen nicht zu den Spielen zu kommen, wäre also eine Dummheit."
    Beispiele von Sportlern, die den Olympischen Spielen den Rücken kehren, gibt es inzwischen mehr als genug. Die komplette Golfspitze verzichtet auf einen Start in Rio, auch eine ganze Reihe von bekannten Tennisspielern hat abgesagt, darunter Wimbledon-Finalist Milos Raonic.
    Mario Andrada, der Sprecher des Olympia-Organisationskomitees, kann sich einen deutlichen Seitenhieb auf die Top-Golfer nicht verwehren. Derzeit sei das Risiko, auf noblen Golfplätzen in Florida mit Zika infiziert zu werden, deutlich größer als in Rio. Denn in der Olympia-Stadt herrschen aufgrund des Winters eher milde Temperaturen. Andrada jedenfalls gibt Entwarnung:
    "In allen brasilianischen Bundesstaaten gehen die Infektionszahlen drastisch zurück. In dieser Zeit hierher zu reisen stellt kein Gesundheitsrisiko dar, aufgrund der Witterung und aufgrund der vorbeugenden Maßnahmen, die wir getroffen haben."
    Zika-Krankheitserreger inzwischen in 57 Ländern aktiv
    In der Tat ist laut Weltgesundheitsorganisation der Zika-Krankheitserreger inzwischen in 57 Ländern aktiv, 37 davon auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent. Rio und die Spiele aus diesem Grund zu meiden, halten Andrada und Medizinexperte Joao Grangeiro für übertrieben. Grangeiro ist im Organisationskomitee für die Bekämpfung von Zika verantwortlich. Wachsam sind er und sein Team aber dennoch.
    "In dem Moment, in dem wir feststellen, dass in einer olympischen oder nichtolympischen Installation Mückenlarven gedeihen, werden wir dies sofort bekämpfen. Die Gesundheitsbehörde wird die Kontrollen streng fortführen."
    Sein Urteil: Rio werde ein "sehr sicherer" Austragungsort für Olympia sein. Ein Urteil, das von Fachleuten durchaus kritisiert wird. Erst kürzlich hatte eine Gruppe von 150 internationalen Ärzten und Wissenschaftlern wegen Zika auf eine Verschiebung der Spiele gedrängt. Die Veranstalter und auch die Weltgesundheitsorganisation warnten in diesem Zusammenhang vor Panikreaktionen. Panik hat Ringerin Aline da Silva Ferreira nicht. Sie wird in Rio, bei den Spielen in ihrer Heimat versuchen Gold zu holen. Aber ganz kalt lässt Zika die 29-jährige Athletin doch nicht.
    "Für mich als Person hat sich einiges geändert. Ich hatte eigentlich vor, dieses Jahr nach den Spielen Mutter zu werden - aber da fehlt mir nun der Mut, wegen der Viren. Das ist schon eine große Verantwortung, denn es geht ja nicht nur um mein Leben, sondern auch um das Leben dieses kleinen Menschen. Deshalb habe ich keinen Mut, jetzt Mutter zu werden."