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Britanniens rote Linie für die BAE-EADS-Fusion

Die Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems bekommen bei ihrer geplanten Mega-Fusion weiterhin kräftigen Gegenwind. Der größte BAE-Anteilseiger zweifelt die Strategie des Vorhabens an. Und auch die britische Regierung meldet Bedenken und Forderungen an.

Von Jochen Spengler | 08.10.2012
    Die Bauchschmerzen in Großbritannien bleiben groß. 45 Konservative Abgeordnete haben ihren Premierminister David Cameron schriftlich vor dem 35-Milliarden-Euro-Zusammenschluss gewarnt. Er berge schwerwiegende Nachteile für die Britische Industrie und das US-Geschäft von BAE Systems.

    Auch Invesco, mit einem Anteil von mehr als 13 Prozent Hauptaktionär des britischen Rüstungsriesen, hat erhebliche Bedenken signalisiert. Invesco kritisiert seit Jahren den Expansionskurs des Unternehmens und wünscht sich stattdessen mehr Rendite. Invescos Anteile reichen indes nicht, die Fusion zu verhindern.

    Dies könnte allerdings die britische Regierung und gestern hat erstmals eines Ihrer Mitglieder öffentlich dazu Stellung bezogen – Verteidigungsminister Philip Hammond:

    "Wir haben sehr klar gemacht, dass wir rote Linien haben bei der BAE-EADS-Fusion, und dass wir, wenn sie nicht beachtet werden, unsere goldene Aktie nutzen werden um das Geschäft zu verhindern."

    Zu den britischen Forderungen gehört vor allem eine erhebliche Reduzierung der Staatsanteile an einem künftigen Gemeinschaftsunternehmen, das zum weltweit größten Luftfahrt- und Rüstungskonzern würde. London fürchtet vor allem, der französische Staat könne den 4,5 Prozent-Anteil, den die Lagardere-Industriegruppe an EADS hält, übernehmen. Es verlangt eine schriftliche Verpflichtung von Paris, dass die französischen Unternehmensanteile auf Dauer gekappt werden. Auch Deutschland dürfe nicht die Daimler-Anteile an EADS aufkaufen.

    "Es ist nicht notwendig, überhaupt keine französische oder deutsche Staatsbeteiligung am Unternehmen zu haben, aber es ist notwendig den Anteil soweit zu reduzieren, dass sie den Konzern nicht kontrollieren oder gar lenken können."

    Die britische Haltung entspricht den Wünschen des EADS-Chefs Thomas Enders, der ebenfalls den Staatseinfluss minimieren will.

    Enders sieht eine Fifty-fifty-Chance, dass es bis übermorgen zu einer Einigung kommt. Neben der Staatsbeteiligung müssen auch noch Probleme wie die Frage des Firmensitzes, der Standorte und Arbeitsplätze gelöst werden