Samstag, 20. April 2024

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Britische Rockband The Hunna
"We’re old school, man!"

Die Musikwelt scheint 2018 fest in der Hand von Computern, doch eine neue Generation von Rockbands gewinnt Terrain zurück: The Hunna aus England bieten mit Gesangsmelodien und Gitarren genügend Anknüpfungspunkte für ein mit maschinell gefertigter Musik sozialisiertes Publikum. Eine erfolgreiche Kampfansage.

Von Christian Moster | 22.04.2018
    Vier Männer stehen vor einer hellgrauen Wand. Rechts und links je ein Turm aus Lautsprecherboxen
    Die englischen Neuentdeckung The Hunna (Christian Moster)
    Musik: "Y.D.W.I.W.M."
    Jack: "Es ist nicht wie früher. In unseren Teenie-Zeiten, da brannte die Luft im Rock. Es gab so viele gute amerikanische und englische Rockbands, vor allem, die alle großartig waren und alle unterschiedlich. Es ist nicht dasselbe, zur Zeit. Und ich denke, wir gehören zu denen, die den Reiz an der Sache zurückbringen wollen."
    Sagt Jack Metcalf, Schlagzeuger der englischen Neuentdeckung The Hunna. Das Quartett aus der Region Hertfortshire, nördlich von London, ist Teil einer bemerkenswerten Bewegung in der jungen Musikszene des Vereinigten Königreichs. In einer Zeit der Elektronischen Popmusik, drängen auf der Insel wieder Bands an die Öffentlichkeit, die erneut die Sprache des guten alten Rock’n’Roll benutzen. The Hunna sind Vorreiter jener neuen britischen Gitarrenszene.
    Ryan: "In der letzten Zeit waren Trap und Rap angesagt, was cool ist, Dance, Singer/Songwriter... Aber jetzt wollen die Leute wieder Gitarrenbands, das wird vermisst und das gehört auch einfach dazu. Und es gibt diese ganzen tollen Bands, Catfish And The Bottlemen sind großartig, Nothing But Thieves, die wir gut kennen, Arctic Monkeys sind zurück, The 1975, The Amazons, wir. Da ist definitiv was in der Luft, v.a. drüben in England - das kriegen wir natürlich besonders mit, weil wir von dort kommen. Aber ja, wie du sagst: Plötzlich sind da wahnsinnig viele Bands."
    Jack: "Es gibt eine riesige Indie-Welle."
    Ryan: "Ja, riesig. Und das ist großartig."
    Musik: "You & me"
    Rockmusik
    The Hunna sind - offensichtlich - eine Gitarrenband. Doch das hätte auch anders kommen können. Die Gitarre war in den zurückliegenden Jahrzehnten unbestritten das beliebteste Instrument unter jungen Musikbegeisterten. Heute ist es der Computer. Die vier Musiker von The Hunna sind in ihren Zwanzigern. In diesem Alter ist es wahrscheinlicher, dass man Beats produziert und Dance-Tracks bastelt. The Hunna aber sind echte musikalische Handwerker. Das unterscheidet sie von der Mehrheit ihrer Generation. Grund dafür sind prägende frühe Erfahrungen.
    Daniel: "Unser Ding war halt immer Gitarrenmusik. Wir haben zwar einen sehr breiten Musikgeschmack, aber als Musiker zieht es uns einfach zu gitarrenbasierter Musik."
    Jack: "Wir sind eben einfach eine Rockband..."
    Ryan: "Das gilt für uns alle. Das Gefühl, das ich hatte, als ich Kings Of Leon zum ersten Mal gesehen habe. Oder auch andere Bands. Es war einfach. Das will ich machen. Ich mag alle möglichen Arten von Musik, Pop, Soul, Dance, alles. Aber dieses Gefühl, das ich da hatte... Es war ursprünglich. Und Rockmusik ist ursprünglich. Solche Erfahrungen berühren dich einfach im Innersten."
    Jack: "Es ruft irgendwie deinen Namen. Manche Bands - wenn du als Kind zum Beispiel die Foo Fighters gesehen hast, sagst du dir: Wow, das ist Wahnsinn. Und wenn du älter bist, merkst du: Moment, ich könnte ein Instrument lernen, ich könnte in einer Band spielen, ich könnte so etwas auch machen. Wie Ryan sagte: Wir mögen verschiedene Genres, aber Rock ist einfach unseres. Und wir bringen ihn zurück!"
    Daniel: "Wir bringen ihn zurück, Alter!"
    Ryan: "Rock wird niemals sterben. Und wir bringen ihn zurück!"
    Musik: "Bonfire"
    Authentizität
    Die Rede von der "Alten Schule", der "old school" - diesen Kampfbegriff der Rockmusik benutzen The Hunna sehr bewusst. Doch das ist keine bloße Inszenierung. Bei The Hunna ist wirklich einiges ganz genau so, wie es eine oder zwei Musikergenerationen zuvor auch schon war. Das betrifft Musikalisches, aber auch die Geschichte der Bandentstehung. Ein wichtiger Punkt, wenn man "old school" sein möchte. Und tatsächlich: The Hunna können die älteste aller Bandentstehungsgeschichten überhaupt erzählen. Damit sehen sich klar im Gegensatz zur heutigen "Industriemusik".
    Daniel: "Heutzutage sind viele Bands unfreiwillig zusammen."
    Ryan: "Sie werden gecastet!"
    Daniel: "Genau, gecastet. Manche Leute meinen, WIR wären gecastet. Dabei kommen wir alle aus derselben Stadt."
    Jack: "Wir sind alle im selben Krankenhaus geboren!"
    Ryan: "Genau, zu unterschiedlichen Zeiten. Und wir sind alle zur selben Schule gegangen, zu unterschiedlichen Zeiten. Und wir sind alle in Watford zu denselben Konzerten gegangen, zur selben Zeit, ohne es zu merken. Ich habe Daniel mit 15 in der Schule kennengelernt, mit 16 haben wir angefangen, mit der akustischen Gitarre Musik zu schreiben und seitdem spielen wir auch zusammen in Bands."
    Daniel: "Das sind jetzt zehn Jahre!"
    Ryan: "Boah, zehn Jahre, Mann, unglaublich! Unser Bassist Jermaine und Daniel kennen sich seit sie sechs sind."
    Jack: "Die süßen Kleinen!"
    Ryan: "Und bevor es mit The Hunna so richtig los ging, hatten wir vier, fünf Jahre nur für uns, als Freunde. Wir haben viel erlebt, in der Zeit und haben das alles gemeinsam durchgemacht."
    Jack: "Die Band der vier Brüder!"
    Ryan: "Ja, selbst wenn es morgen mit dieser Band vorbei wäre, dann wären wir trotzdem noch vier beste Freunde. Das macht einen großen Unterschied für unsere Arbeit. Und das kann uns keiner nehmen."
    Eine Band aus vier Freuden mit, geschwisterähnlichem Verhältnis gar: Das ist natürlich das Gegenteil einer gecasteten Boygroup. The Hunna wollen vor allem eines darstellen: Sie sind authentisch. Entscheidend hierfür ist auch: The Hunna machen ihre eigene Musik. Die Songs, die sie spielen, stammen von ihnen.
    Ryan: "Wir schreiben selbst, ja. Obwohl es ja, eher im Popbereich vielleicht, viele Ghostwriter gibt."
    Jack: "Ich glaube nicht, dass wir wie wir selbst klingen würden wenn jemand anderes für uns schreiben würde. Dann wären wir nicht The Hunna."
    Ryan: "Letztes Jahr haben uns Good Charlotte und Biffy Clyro einen gemeinsamen Song geschickt und uns gefragt, ob wir ihn spielen oder irgendwie daran mitwirken wollten. Aber es hat nicht funktioniert, weil es nicht von uns kam. Wir konnten nicht so recht eine Verbindung dazu herstellen.
    Daniel: "Wir sind auch ziemlich old school in der Art, wie wir live spielen. Wir haben keinerlei vom Band zugespielte Sachen, einfach nur zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Und wir schreiben unsere eigene Musik. Wir wollen nicht auf dieser gewissen ‘anderen Seite’ der Musikwelt sein. Das ist ok. Aber für uns funktioniert es einfach nicht."
    Musik: "Never enough"
    Internet & Co.
    The Hunna als die authentische "old school" Rockband aus vier besten Freunden, die ihre eigene Musik machen. Die Geschichte, die die Musiker erzählen, erzeugt das heimelige Gefühl eines warmen Holzofens im Winter. Aber da ist noch mehr. Alle in der Band sind unter 30, Angehörige der Generation Web 2.0 und nutzen ganz selbstverständlich die moderne Digitaltechnik. Hier sind sie gar nicht traditionalistisch.
    Ryan: "Wie auch heute auf der Bühne beim Soundcheck. Da jammen wir irgendwas und nehmen es mit dem Mobiltelefon auf um es nicht zu vergessen. Und später im Proberaum entwickeln wir es weiter. Wir benutzen die Musikproduktions-Software Logic, damit können wir Ideen grob skizzieren."
    Eine andere Selbstverständlichkeit sind heute die Sozialen Medien. The Hunna bringen zum Interview ihren persönlichen Social Media Manager mit. Der ist so wichtig, dass er auf Tour ständig mit der Band mitreist. Soziale Medien spielten auch bei der Bandentstehung eine Rolle. Beim Zusammenkommen mit Schlagzeuger Jack Metcalf halfen die Videoplattform YouTube und das Bildernetzwerk Instagram.
    Jack: "Die Jungs haben mich auf Instagram entdeckt -deshalb nennen sie mich "Instagram King". Wir kommen zwar alle aus derselben Gegend, aber ich kannte sie nicht wirklich. Aber sie hatten ein paar Videos auf YouTube. Und ich dachte mir: Hey, die Jungs sind cool! Und so kamen wir ins Gespräch."
    Und dann ist da natürlich noch Spotify. The Hunna hatten dort ein Erlebnis mit einem US-amerikanischen Pop-Megastar.
    Daniel: "Taylor Swift hat uns zu ihrer persönlichen Playliste hinzugefügt. Und das hat sofort einen unserer Songs weltweit bekanntgemacht. Das waren gerade die Tage! Und jetzt kriegen wir plötzlich unglaublich viele neue Hörer. Und die wollen uns dann vielleicht auch mal sehen und kommen vielleicht zu unseren Konzerten."
    Ryan: "Alles dank Spotify."
    Daniel: "Unglaublich!"
    Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Ausgerechnet The Hunna erhalten einen Karriereschub durch Spotify und durch Taylor Swift. Der Song, mit dem das passierte, war "She’s casual".
    Musik: "She’s casual"
    Geld
    Auch Musiker müssen auch Geld verdienen und das ist im digitalen Zeitalter schwierig geworden, vor allem dann, wenn man auf einen einzelnen nationalen Markt beschränkt ist. In Deutschland machen die Mitglieder junger Bands deshalb häufig parallel die Ausbildung oder das Studium weiter, trotz beginnender Karriere. Man weiß: Mit Musik kann man kaum seinen Lebensunterhalt bestreiten, deshalb wird man das irgendwann aufgeben und einen ‘normalen‘ Job machen. Heftiger Widerspruch von The Hunna.
    Ryan: "Tatsächlich? Das finde ich merkwürdig."
    Daniel: "Das ist eine wirklich schlechte Einstellung."
    Jack: "Also wir hatten früher normale Jobs."
    Daniel: "Wenn du keine Träume hast, dann erreichst du auch nichts. Mit dieser Einstellung kommst du nirgends hin, im Leben."
    Jack: "Außerdem: Wenn es nicht in deinem Bewusstsein ist, dann konzentrierst du dich auch nicht auf das, was du erreichen willst."
    Daniel: "Ich frage mich: Würde Mick Jagger so etwas sagen?"
    Ryan: "Für uns gibt es keinen Plan B. Wenn das hier zu Ende geht... Also ich wüsste nicht, was ich tue! Aber ich bin mir total sicher, dass es nicht zu Ende geht. Wir haben so viel zu sagen, daran denke ich gar nicht."
    Fehlender Optimismus ist eindeutig kein Problem bei The Hunna. Das hat womöglich auch mit ihrer Herkunft zu tun. Musiker aus den USA und Großbritannien haben es als englische Muttersprachler ökonomisch leichter als andere. Ihnen steht, zumindest potentiell, immer der musikalische Weltmarkt offen. Trotzdem: Ganz so einfach ist es auch für The Hunna noch nicht.
    Ryan: "Es ist bestimmt nicht einfach. Aber das Leben ist generell nicht einfach. Du musst einfach weitermachen. Und wenn du es wirklich willst, dann klappt es auch. Du musst dich nur ein bisschen anstrengen. Wir schaffen das, Jungs!"
    Jack: "Ja, ich meine: Wir müssen noch richtig ranklotzen und können keine großen Sprünge machen."
    Ryan: "Nicht annähernd!"
    Jack: "Wir wohnen auch alle noch bei unseren Familien, ganz stilecht."
    Ryan: "Wir können in keinster Weise..."
    Jack: "Auf die Kacke hauen!"
    Ryan: "Genau, wir sind längst noch nicht dort, wo wir sein wollen. Aber es wächst und wächst und irgendwann wird auch DAS kommen."
    Daniel: "Wir verdienen schon etwas, es ist eben nur noch nicht sehr viel."
    Jack: "So ist es halt! Ich denke auch: Man muss sich darauf konzentrieren, gute Musik zu machen. Denn die ist zeitlos. Wenn du gute Musik und eine gute Show machst, dann kommen die Leute auch."
    Frühere Musikergenerationen konnten schon alleine von ihren Plattenverkäufen leben, zuweilen sogar recht gut. Doch Tonträger werden heute immer weniger verkauft. Musik-Downloads sind bereits deutlich weniger einträglich und auch ihre Zeit geht gerade zu Ende, zugunsten des Musik-Streamings. Und das heißt: Kaum noch Einnahmen für die Künstler. The Hunna-Gitarrist Daniel Dorney sieht das Phänomen Musik-Streaming trotzdem außerordentlich positiv.
    Daniel: "Mit Streaming verdient man nicht viel. Aber für uns geht es darum, dass wir bekannter werden und dass die Leute unsere Musik anhören. Geld kommt vielleicht später, irgendwo. Aber Streaming ist eine phantastische neue Möglichkeit, damit Musik trotzdem gehört wird, in Zeiten sinkender Verkaufszahlen. Ich finde Streaming super und ich bin überzeugt, dass diese Entwicklung weitergeht. Es ist eine großartige Möglichkeit, neue Hörer für deine Musik zu gewinnen. Es ist genial!"
    Ryan: "Und selbst wenn du es nicht magst: Du hast nicht wirklich die Wahl. Die Welt dreht sich weiter, es gibt ständig Neues. Du machst entweder mit, oder du wirst abgehängt. Musiker verdienen ihr Geld heute hauptsächlich mit Konzerten, Merchandise undsoweiter. Sprich: Wenn du gute Musik machst und eine positive Einstellung dazu hast, dann wirst du immer größere Shows spielen und dann eben so dein Geld verdienen."
    Musik: "We could be"
    Stil
    Ausladende Instrumentalteile und Soli sind ein klassisches Merkmal von Rockmusik. Man könnte es daher auch in der Musik von The Hunna erwarten. Tatsächlich fehlt es aber fast völlig. Auch in diesem Punkt sind The Hunna eher eine moderne Band.
    Ryan: "Wenn du das Instrumentale zu sehr betonst, dann sagen die Leute: Ah, das ist Hexerei..."
    Jack: "Wie im Metal, da sind die Soli meistens viel zu lang."
    Daniel: "Als Leadgitarrist glaube ich viel mehr an melodische Linien, als an Angeberei. Es ist mir viel lieber, wenn jemand nach Hause geht und meine Gitarrenlinie pfeift, als wenn er sagt: ‘Oh, was ist er toll!’ Denn das ist viel nachhaltiger. Schließlich machen wir kommerzielle Musik."
    Jack: "Aber trotzdem gibst du ordentlich Gas. Es ist bei dir immer das Beste aus beiden Welten, Kumpel!"
    Daniel: "Es geht nicht um’s Ego, sondern um die Musik. Es geht nicht darum, wie toll jemand spielen kann, sondern um den Song. Wir wollen, dass jeder einzelne unserer Songs ein GUTER Song ist."
    Ryan: "Und außerdem, wie Daniel sagt, Thin Lizzy oder AC/DC: Da gibt es so viele Gitarrenriffs, die man mitsingen kann! "You shook me all night long", zum Beispiel. Diese Gitarre - das ist kein Solo, da schlägt niemand Purzelbäume, sondern das ist eine wunderschöne melodische Linie, das ist wie wenn jemand singt. Und das ist einfach unser Einfluss. Wenn wir mit Hardcore und zehn Minuten Instrumental-Gefrickel aufgewachsen wären, dann würden wir wahrscheinlich das machen. Aber das sind wir nicht."
    Jack: "Ryans Stimme ist auch einfach so großartig. Da ist es doch ganz klar, dass er im Vordergrund steht und wir anderen versuchen, ihn in Szene zu setzen."
    Es ist eine außergewöhnliche Stimme. Sänger Ryan Potter kann große Melodien singen. Allerdings nicht mit dem Sound der klassischen Rock-"Röhre".
    Ryan: "Nein, ich shoute nicht. Versuche ich, zumindest. Ich shoute, wenn ich betrunken bin und kriege dann immer eins auf den Deckel... Nein, im Ernst, das kam irgendwie ganz natürlich. Ich habe schon als Kind in meinem Zimmer vor mich hin gesungen. Später in der Schule habe ich dann mit Daniel eine Band gegründet und einfach immer weitergemacht. Ich habe viel Queen gehört, aber auch viel Soulmusik, Ray Charles und so. Soul-Sänger sind tatsächlich meine Lieblingssänger, Leute wie Aretha Franklin oder Sadé. Vielleicht macht DAS einen gewissen Unterschied. Denn die meisten Rock-Sänger hören wahrscheinlich eher nicht diese Art Musik. Aber wir alle hören uns sehr viel unterschiedliche Musik an und ich denke das inspiriert uns."
    Musik: "Summer"
    Ryan Potter steht mit seiner Stimme voll und ganz im Zentrum der Musik von The Hunna. Seine extrem melodischen Gesangslinien bleiben im Gedächtnis hängen, das Instrumentale steht dahinter zurück. Die Songs von The Hunna sind meist drei bis vier Minuten lang. Dazu kommt Potter‘s Soul-Einfluss. Alles nicht unbedingt Rock-Standardrepertoire. The Hunna sind Pop-kompatibel.
    Ryan: "Ich mag Pop!"
    Jack: "Pop ist großartig!"
    Ryan: "Die Leute sagen: ‘AC/DC sind eine Metal-Band!’ Nein, sind sie nicht. Sie sind eine Pop-Rock-Band. Alle ihre Songs sind Hits und haben eine Pop-Struktur."
    Daniel: "Genau wie auch bei Bon Jovi!"
    Ryan: "Ja, so ist das. Und innerhalb dieser Pop-Struktur haben sie echte Instrumente, echte Texte und sind generell einfach echt. Und in diesen drei, vier Minuten für’s Radio haben sie Musik gemacht, die zur besten überhaupt gehört. Es kommt darauf an, was du in diese Struktur hineintust. Du hast gesagt: Viele Bands können von ihrer Musik nicht leben. Wenn du eine Band sein möchtest und du willst ins Radio und du willst Stadien ausverkaufen und du willst die größte Band der Welt sein, dann musst du auch offen dafür sein, dass deine Musik in die Pop-Charts kommt. "Pop" bedeutet "Populäre Musik". Und es ist doch phantastisch, wenn deine Musik populär ist. Es heißt, dass viele gut finden, was du machst. Ich verstehe ich nicht, wie man das nicht wollen kann."
    Pop und Rock werden manchmal als Gegensätze verstanden. Das liegt vor allem an der Vielschichtigkeit des Begriffs Pop. Auch für The Hunna sind hier die gewissen feinen Unterschiede wichtig.
    Ryan: "Pop ist in Verruf geraten durch Pseudo-Popmusik, durch Leute, die die Pop-Struktur benutzen, aber sich ihre Songs von anderen schreiben lassen. Und dann glauben sie nicht, was sie singen - weil sie’s ja auch nicht selbst gemacht haben. Früher hatten sogar Leute, wie Whitney Houston echte Bands und echte Geschichten. Das ist Popmusik. Aber es gibt einfach Leute, die Popmusik ausbeuten – ja, ausbeuten! Und dadurch ist Pop verdorben worden und das ist eine Schande, weil junge Musiker sagen: "Uh, ich will nicht in die Pop-Charts" - weil sie denken das ist für Britney Spears und Konsorten. Aber das stimmt nicht."
    Jack: "Britney hat’s echt kaputt gemacht!"
    Musik: "Dare"
    Das neue Album
    Ryan: "The second album is coming, it’s got some angry stuff on it."
    Album Nummer zwei steht an, es erscheint in knapp vier Wochen, mit einigem "wütendem Zeug" darauf. Sänger Ryan Potter meint damit v.a. Songs, wie den gerade gehörten. "Dare" eröffnet das Album und gibt ihm seinen Namen. The Hunna betonen immer wieder: Ihr Ziel ist nichts weniger als die größte Band der Welt zu werden. Auf dem Weg dorthin ist "Dare" eine Art Motto.
    Ryan: "Wir sagen zu den Leuten: Wir möchten euch mit diesem zweiten Album herausfordern. Wir sind verdammt stolz darauf, es war wahnsinnig viel Arbeit und wir halten es für richtig gut. Und wir hoffen, dass es den Leuten zeigen wird, dass wir nicht nur für einen Moment da sind, sondern für immer. Da gibt es Songs, wie "Dare", der heavier ist, als alles auf der ersten Platte. Dann "Summer", der irgendwo dazwischen ist. Oder "Flickin’ your hair", was ganz anders ist. Das Album bringt alles zusammen, was uns ausmacht. Wir wollen eben nicht in nur eine einzige Schublade gesteckt werden."
    The Hunna sind eine phantastische Liveband. Das hat sich schnell rumgesprochen. The Hunna konnten schon eine der größten Hallen Londons füllen. Beim Livespielen schließt sich dann auch der Kreis. Hier sind The Hunna eben doch wieder ganz traditionelle Rockband. Zuspielungen vom Band kommen auf ihrer Bühne nicht in Frage. Das berühmt-berüchtigte Tourleben mögen sie und würden ohne weiteres bis ins Rentenalter damit weitermachen. Ihre Songs drehen sich daher vorwiegend um dieses Leben. Das geht bis hin zum Klischee. Wie im Song "Flickin’ your hair". Der erzählt angeblich eine wahre Geschichte.
    Ryan: "Wir waren eben in der einen oder anderen Bar. Haben das eine oder andere Mädchen getroffen. In alle unseren Songs geht es im Grunde um unsere große Reise. Wir haben einfach verdammt viel getourt, haben viel erlebt, viele Menschen getroffen. Um diese Erfahrungen geht es, in dem Song."
    Christian: "True story?"
    Ryan: "True story!"
    Christian: "I envy you..."
    Ryan: "It’s not easy!"
    Gitarrenmusik hat in der Generation der Twentysomethings keinen leichten Stand. The Hunna und eine Reihe weiterer junger britischer Bands zeigen aber: Es geht durchaus. Schöne Melodien, kompaktes Songformat, eine gewisse Zugänglichkeit. Kombiniert mit der Energie von echtem musikalischem Handwerk. Das überzeugt auch ein Publikum, das eher mit Maschinenmusik sozialisiert worden ist.
    Musik: "Flickin’ your hair"