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Britischer Banken-Stresstest
Untergangsszenario überstanden

Arbeitslosigkeit bei zwölf Prozent, der Immobilienmarkt bricht weg und die Finanzmärkte gehen in die Knie: Mit diesem Untergangsszenario hat die britische Zentralbank die Geldhäuser des Landes konfrontiert. Für die meisten kein Problem - nur eine Bank macht den Aufsehern sorgen.

Von Jochen Spengler | 16.12.2014
    Wahrzeichen Londons: Big Ben
    In London schlägt's 13: Mit einem Untergangsszenario hat die Britische Notenbank die Stabiliät der Geldhäuser getestet. (dpa / Daniel Kalker)
    Die britischen Banken sind insgesamt besser gegen wirtschaftliche Krisen gewappnet als noch im letzten Jahr und weitaus besser als in der Finanzkrise 2008. Es seien keine weiteren generellen staatlichen Eingriffe erforderlich. Zu diesem Ergebnis kommt Mark Carney, der Gouverneur der Bank of England.
    "Wenn die Banken klar und transparent mit Eigenkapital ausgestattet sind, dann unterstützen sie auch die Realwirtschaft mit angemessenen Krediten. Und eine der Botschaften unseres Stress-Tests ist, dass dies im Vereinigten Königreich geschieht. Natürlich ist noch nicht alles gut, es bleibt noch Arbeit zu tun, aber der Systemkern ist sehr viel widerstandsfähiger als noch vor einigen Jahren."
    Die britische Notenbank hat acht Institute einem Planspiel ausgesetzt, in dem sie mit der schlimmsten Krise seit dem Ersten Weltkrieg konfrontiert wurden. Angenommen wurde ein Einbruch der Aktienkurse und der Währung von jeweils 30 und fallende Immobilienpreise von 35 Prozent. Die Arbeitslosigkeit kletterte auf 12 Prozent und die Inflation auf 6,5, während das Bruttosozialprodukt um 3,5 Prozent sank. Insgesamt also eine sehr viel strengere Prüfung als der letzte Stresstest der Europäischen Zentralbank. Dabei hatten die britischen Banken gut abschnitten und konnten einen ausreichenden Kapitalpuffer vorweisen. Und auch das jetzige "Weltuntergangsszenario" der Bank of England meisterten fünf von acht britischen Banken ohne Probleme: HSBC, Barclays, Nationwide, Santander und Standard Chartered.
    Lloyds und RBS noch nicht ausreichend gerüstet
    Noch nicht ausreichend gerüstet gegen einen ernsten Wirtschaftsabschwung sind dagegen Lloyds und RBS, Banken, die in der Finanzkrise mit insgesamt 66 Milliarden Pfund vom Staat gerettet werden mussten und die noch zu erheblichen Anteilen dem Steuerzahler gehören. Beiden Instituten aber bescheinigt Vizegouverneur Andrew Bailey, dass die Richtung stimme und ermutigend sei:
    "Deswegen müssten die Kapitalisierungspläne beider Banken auch nicht korrigiert werden."
    Das aber gilt nicht für die Coop Bank, die schon im letzten Jahr ein Finanzloch von 1,9 Milliarden Pfund stopfen musste. Sie hat als einzige den Stresstest nicht bestanden.
    "Das ist für Coop keine Überraschung, sondern ein hilfreicher Hinweis, was als Nächstes zu geschehen hat. Die Bank plant, die Risiken zu verringern und im Zentrum steht, sich von unsicheren Hypothekendarlehen zu trennen, was auch die Bank verkleinern wird, sodass sie die Präsenz erreicht, die sie für die Zukunft anstrebt."
    Kritiker monieren, dass das Szenario des Stresstests zu wenig die globalen Risiken berücksichtige, die vor allem in dem fallenden Ölpreis, der Lage in Russland und einer Deflation in der Eurozone lägen.
    Gouverneur Mark Carney entgegnete bei den kommenden Stresstests stärker auf die globalen Herausforderungen zu schauen; Russlands Rubel-Krise habe derzeit allerdings nur geringe direkte Folgen für den britischen Bankensektor, allerdings:
    "Es ist natürlich möglich, dass sie die Schwäche der europäischen Wirtschaft und die Risikoscheu der Finanzmärkte verstärkt, aber wir sind in einer weit weniger gefährlichen Situation als zur Zeit der Rubelkrise 1998."