Aus den Feuilletons

"Eine Beleidigung für Schimpansen"

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Ein Bonobo-Männchen schaut sich eine National Geographic-Sendung im Fernsehen an © imago stock&people
Von Klaus Pokatzky · 15.03.2018
"Die Welt" erklärt, warum wir ein modernes Nationalbewusstsein brauchen und wie es aussehen könnte, die Primatenforscherin Jane Goodall mahnt uns in der "Faz" zu etwas weniger Arroganz und der "Tagesspiegel" gratuliert der Mezzosopranistin Christa Ludwig zum 90. Geburtstag.
"Wenn man als Autor älter wird, ist man zwangsläufig mit einer Erfahrung konfrontiert, welche die Schönheit des Schreibens zu beschädigen droht." Das sagt der serbische Schriftsteller David Albahari der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG.
"Denn das Schreiben ist ein Prozess des Entdeckens – des eigenen Selbst, der anderen Menschen, der Gesellschaft und der Welt im Ganzen. Wenn der Entdeckerehrgeiz schwindet, beginnt das Schreiben an Kraft zu verlieren."
Wie schön, dass der Blick in die Feuilletons unentwegt Neues entdecken lässt. "Tellkamp sagt Lesereise ab", teilt uns die Tageszeitung DIE WELT mit: "Tellkamp wird vorgeworfen, Positionen der AfD und der Pegida-Bewegung vertreten zu haben." In Schleswig und Kiel, Lübeck und Hamburg sollte der Schriftsteller Uwe Tellkamp aus seinem Werk "Die Carus-Sachen" lesen, das bei Edition Eichthal erschienen ist.
"Herr Tellkamp sieht eine nicht unerhebliche Gefahr, dass seine Lesungen zweckentfremdet und von Kräften gekapert werden, die mit Literatur wenig oder nichts zu tun haben", zitiert DIE WELT den Verleger der Edition Eichthal, Jens-Uwe Jess. Welche Kräfte das sein könnten, bleibt offen.

Das Nationalgefühl ist eine ideelle Sphäre

"Warum wir ein modernes Nationalbewusstsein brauchen", erklärt uns ein anderer Artikel in der WELT. "Das Nationalgefühl beinhaltet geteilte Erfahrungen und Erinnerungen, das Gelungene wie auch das nicht Gelungene", schreibt Tilman Krause.
"Es drückt sich in Symbolen aus und appelliert damit an etwas Geistiges, das die vielen Einzeldinge übersteigt. Den Zugang zu dieser ideellen Sphäre müssen wir befördern. Über das Klein-Klein der Heimat hinaus."
Das ist eine Absage an Horst Seehofers neues Ministerium, das der selber ja jetzt in einem wunderbaren Freud’schen Versprecher als "Heimatmuseum, ähm Heimatministerium" bezeichnet hatte. Und das ist auch eine Absage an all jene, die Probleme mit Zuwanderern haben, die Tilman Krause nämlich in der "ideellen Sphäre" der Nation willkommen heißt.
"Dann wird die ‚selbstbewusste Nation‘ ihre Strahlkraft auch auf diejenigen übertragen, die jetzt noch nicht dazugehören, aber den lauteren Wunsch verspüren, es eines vielleicht gar nicht so fernen Tages doch zu tun. Weil es eine Verheißung ist, die sie entgelten, indem sie uns dann ihrerseits bereichern."
Tilman Krause sollte mal mit Uwe Tellkamp diskutieren.

Wie man Trump beleidigt, ohne zu beleidigen

"Wir sind nicht die einzigen Wesen mit einem Geist, einer Persönlichkeit und Emotionen. Also sollten wir ein bisschen weniger arrogant sein." Das sagt im Interview mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG die britische Verhaltensforscherin Jane Goodall über die Schimpansen.
Bei ihrer jahrzehntelangen intensiven Beschäftigung mit diesem Zweibeiner, der immer noch von Baum zu Baum hüpft, hat sie herausgefunden, "dass manche männlichen Schimpansen in der Hierarchie aufsteigen, indem sie aggressiv auftreten, angeben, sich größer und stärker machen, als sie sind. Und was ich im vergangenen Jahr sagte, war, dass sie Ähnlichkeiten mit manchen Politikern wie beispielsweise Trump aufweisen. Ich sagte nicht ausdrücklich: Donald Trump ist ein Affe. Das wäre eine Beleidigung für die Schimpansen."

Jede Note gleichermaßen mit Sinnlichkeit erfüllen

Aber Singen können sie noch nicht und "jede Note gleichermaßen mit Sinn und Sinnlichkeit" erfüllen, wie das "die größte noch lebende Sängerin", so die WELT, in ihren 50 Jahren auf der Bühne vermochte. "Sie reüssierte in allen Genres", gratuliert der Berliner TAGESSPIEGEL der Mezzosopranistin Christa Ludwig zum 90. Geburtstag.
Im Interview mit der FRANKFURTER ALLGEMEINEN nennt die Jubilarin ihr Lebensmotto – gelernt bei der Marschallin aus dem "Rosenkavalier": "Leicht muss man sein, mit leichtem Herz und leichten Händen, halten und nehmen, halten und lassen."
Glückwunsch!
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