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Buchbranche
BGH kippt die VG-Wort-Ausschüttung an Verlage

Nach einem BGH-Urteil darf die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort künftig keine Einnahmen aus Urheberrechten an die Verlage ausschütten. Dadurch werden auf den Konten von Romanautoren, Verfassern von Sachbüchern und wissenschaftlichen Werken ein paar Euro mehr landen. Auf den zweiten Blick sei die Entscheidung allerdings ein heftiger Schlag für die gesamte Buchbranche, kommentiert Dirk Fuhrig.

Von Dirk Fuhrig | 21.04.2016
    Können Schriftsteller heute jubeln? Auf den ersten Blick ja, denn die Entscheidung des Bundesgerichtshofs wird vielen Romanautoren, Verfassern von Sachbüchern und wissenschaftlichen Werken ein paar Euro mehr aufs Konto bringen.
    Auf den zweiten Blick ist die Entscheidung des BGH ein heftiger Schlag für die Buchbranche in Deutschland insgesamt. Also nicht nur für die Verlage, sondern mittelfristig auch für viele Autoren.
    Spezialisierte Häuser werden durch das Urteil hart getroffen
    Denn es ist ja nicht so, dass grundsätzlich gierige Verleger ihre Autoren mit Hungerlöhnen abspeisen und sich dann auch noch an den Tantiemen der VG Wort bereichern. Natürlich verdienen manche Verlage glänzend - vor allem die großen Konzerne. Spezialisierte Häuser mit wenigen Mitarbeitern kalkulieren aber nicht selten extrem knapp. Gerade die werden durch das Urteil hart getroffen. Es ist nicht auszuschließen, dass dem einen oder anderen davon die wirtschaftliche Basis wegbricht. Vor allem wenn ein Verleger mit den Rückforderungen für die vergangenen drei Jahre konfrontiert wird, kann es schnell eng werden. Verlags-Insolvenzen hat es in den vergangenen Monaten ohnehin einige gegeben.
    Die BGH-Entscheidung ist gleichzeitig ein Signal an diejenigen, die glauben, Verlage seien heutzutage sowieso überschätzt. Weitgehend unnütz. Denn jeder Autor kann ja seine Texte mittlerweile unkompliziert ins Internet stellen und damit an die Öffentlichkeit bringen. Lektorat? – wer braucht das noch? Werbung? - Macht doch jeder selbst auf seiner Website und über Facebook.
    Lekotorat wichtig
    Aber: Jedes Buch, - wie genial und originell, stilsicher und eloquent der Autor sein mag – muss vor seiner Veröffentlichung mehrfach gelesen, korrigiert und verbessert werden. Viele Autoren mögen zwar geschliffen schreiben, sind aber kaum in der Lage oder willens, Werbung für sich zu machen. Viele brauchen auch Zuspruch und moralische Unterstützung. All das leistet ein Verlag.
    Und gerade die Kleinen. Wenn die durch den Wegfall der Tantiemen in ihrer Existenz getroffen werden – dann ist das eine ganz, ganz schlechte Nachricht auch für viele Autoren. Und ihre Bücher.