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Büffeln ohne Zeitdruck

Bei der Schülerakademie in Torgelow treffen sich 64 hochbegabte Schüler aus Deutschland, Polen, Estland, Litauen und Lettland. Die Jugendlichen beschäftigen sich in Kursen intensiv mit Themen aus den Bereichen Physik, Biologie, Wirtschaft oder Politik.

Von Lenore Lötsch | 13.08.2011
    Es klingt nach Urlaub, doch was den 15-jährigen Sven Vang aus Hessen nach Torgelow geführt hat, das war nicht nur die Aussicht auf ein morgendliches Bad im See. Er ist der jüngste Teilnehmer der Multinationalen Schülerakademie.

    "Ich bin in dem Kurs T1, da geht’s um: Deterministisches Chaos in physikalischen Systemen. Das ist nicht so kompliziert, wie es klingt."

    Zumindest nicht für einen, der im nächsten Jahr mit 16 das Abitur ablegen will und danach Physik studieren möchte. Sie sind besonders begabt, die 64 Schüler aus Deutschland, Polen, Estland, Litauen und Lettland , die sich in Torgelow in Kursen intensiv mit Themen aus den Bereichen Physik, Biologie, Wirtschaft oder Politik beschäftigen.

    ""Ich würd' sagen, so'n Kurs hat viel mehr Freiheit von der inhaltlichen Gestaltung her als normaler Schulunterricht. Weil das läuft ja immer unter Zeitdruck, die Lehrer müssen sich an die Lehrpläne halten. In den Kursen kann man das alles viel freier machen, wenn sich eben die Gruppe dann für ein Thema besonders interessiert dann kann man da mehr drauf eingehen."

    Für Sven Vang sind seine diesjährigen Sommerferien eine Erkundung in Sachen berufliche Zukunft. Und so hängt er an die Schülerakademie auch noch ein zweiwöchiges Praktikum bei einem FrauenhoferInstitut in Berlin an. Da sind die sechs Wochen Sommerferien in Deutschland schon ein bisschen knapp, findet der 17-jährige Vaidotas Norkos.

    "Bei uns ist es anders. In Litauen hat man das drei Monate. Und dann hat man auch mal Lust etwas zu lernen. Und ich habe vor, in Deutschland zu studieren, vielleicht in Köln in der Sporthochschule. Dort würde ich gern Sportmanagement und Ökonomik studieren. Und Ökonomik ist jetzt mein Kurs, ich wollte mal ausprobieren, wie verständlich ist das."

    Deutsch ist die Seminarsprache in den Kursen. Und gerade für die Teilnehmer aus dem Baltikum steht die Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse ganz oben auf der Wunschliste. Abgesehen vom See, vom Wald , vom Tennisplatz und vom Billardtisch gibt es wenig Ablenkungen in Torgelow. Und trotzdem strahlen die beiden Polinnen Isabella und Domenica , die später Medizin studieren möchten. Der Grund für ihre Begeisterung ist tierischen Urspungs.

    "Gestern haben wir ein Gehirn seziert, also das war auch echt cool. Ein Kalbshirn. Ich dachte, dass jemand aus dem Labor rausgeht, aber ist keiner rausgegangen. Alle haben das Gehirn durchgeschnitten, Teile ausgeschnitten. Es hat ein bisschen gestunken, aber es hat Spaß gemacht, echt. Also in der Schule machen wir keine Experimente, gar keine! Und hier können wir mit Gehirn arbeiten!"

    Die Kurse werden von jeweils zwei Teamleitern, jungen Wissenschaftlern unterschiedlicher Universitäten geleitet. Und geben Schülern wie Domenica einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten auf Hochschulniveau.

    "Wir benutzen die Bücher für Medizinstudenten schon, also es gibt auch viel Latein, sehr viel Fachwortschatz, aber wir schaffen das."

    Neben den Kursen gibt es bei jeder Schülerakademie sportliche Angebote, Exkursionen nach Berlin und einen Akademiechor. Für die Akademieleiterin in Torgelow Hermine Wenzlaff sind die 16 Tage multinationale Schülerakademie eine große organisatorische Herausforderung, aber auch ein großes Geschenk.

    "Man sieht wie motiviert die Schüler sind, was es denen für'n Spaß macht auf 'ne Entdeckungsreise zu gehen. Wie 'ne eigene kleine Welt, die man hier so schafft von besten Geistern. Man diskutiert bis in die Nacht - ist einfach n tolles Gefühl dabei zu sein."