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Bürgerentscheid
Frankfurter stimmen über Zukunft der Pferderennbahn ab

Am Sonntag sind rund 500.000 BürgerInnen von Frankfurt am Main zum ersten Bürgerentscheid in der Stadtgeschichte aufgerufen. Es geht um die Frage, ob auf dem 150 Jahre alten Gelände der Galopprennbahn die neue DFB-Zentrale samt Leistungszentrum für die Nationalmannschaften entstehen soll oder nicht. Die Frankfurter Naturschutzbund NABU will das Projekt verhindern.

Von Ludger Fittkau | 19.06.2015
    Rennbahn in Frankfurt am Main: im Vordergrund sieht man die Pferde mit den Jockeys vorbeigaloppieren, im Hintergrund die imposanten Hochhäuser der Stadt.
    Der NABU ist dagegen, dass der Deutsche Fußballbund das Areal für ein 90 Millionen teures Bauprojekt bekommt. (picture alliance / dpa / Sabine Maurer)
    Am Sonntag sind rund 500.000 BürgerInnen von Frankfurt am Main zum ersten Bürgerentscheid in der Stadtgeschichte aufgerufen. Es geht um die Frage, ob auf dem 150 Jahre alten Gelände der Galopprennbahn die neue DFB-Zentrale samt Leistungszentrum für die Nationalmannschaften entstehen soll oder nicht. Die Frankfurter Naturschutzbund NABU will das Projekt verhindern - denn die Rennbahn ist Landschaftsschutzgebiet und gehört zum Grüngürtel der Mainmetropole.
    Der Gesang der Feldlerche. Wenn es nach den 1.700 Mitglieder des Naturschutzbundes NABU in Frankfurt am Main geht, würde er auch künftig im 20 Hektar großen Landschaftsschutzgebiet der Pferderennbahn im Stadtteil Niederrad zu hören sein. Denn der NABU ist dagegen, dass der Deutsche Fußballbund das Areal für ein 90 Millionen teures Bauprojekt bekommt. Volker Bannert, der örtliche Vorsitzende des Naturschutzbundes
    "Der wichtigste Aspekt bleibt für uns und deswegen haben wir uns ja auch zu Wort gemeldet, das wir nicht wollen, dass ein Landschaftsschutzgebiet, das jetzt eben existiert und das zu diesem Grüngürtel gehört, dass das dann im Zuge dieses intransparenten Prozesses jetzt angegriffen wird. Weil wir einfach Angst haben, dass wir dann an jeder Ecke von Frankfurt dann plötzlich große Diskussionen bekommen werden. Man wird dann immer sagen: Die Rennbahn, das haben wir da auch geschafft, das Landschaftsschutzgebiet zu umgehen, dann werden wir das an anderen Ecken auch hinkriegen. Davor haben wir große Angst und deswegen sind wir strikt dagegen, dass dieses Landschaftsschutzgebiet angegriffen wird."
    Die Stadt Frankfurt will dem DFB jedoch die Rennbahn einschließlich des Landschaftsschutzgebietes für den Bau einer neuen Verbandszentrale und einer sogenannten "DFB-Akademie" für die Nationalmannschaften übergeben. Rebekka Unrath von der Bürgerinitiative "Pro Rennbahn" ist vor allem enttäuscht von den Frankfurter Grünen, die gemeinsam mit der CDU die Stadtregierung stellen:
    "Grüne Politik stelle ich mir anders vor. Grüne Politik hat in unseren Augen, aber auch in den Augen der Bürger solche Gebiete zu verteidigen."
    Bürgerpark würde sich verkleinern
    Die schwarz-grüne Stadtregierung wirbt stattdessen mit einer neuen öffentlichen Grünfläche, die auf dem nicht vom DFB bebauten Gelände entstehen könnte. Sportdezernent Markus Franz will das DFB-Projekt mit Fitness-Angeboten für alle koppeln:
    "Und einen großen Bürgerpark dort haben, indem es eben auch weitere, naturnahe Sportangebote gibt."
    Der Naturschutzbund NABU bleibt dennoch skeptisch und ruft seine Mitglieder auf, am Sonntag beim Bürgerentscheid mit "Ja" zu stimmen. Ja zum Erhalt der Rennbahn in der bisherigen Form ohne die DFB-Neubauten. Volker Bannert, der Frankfurter NABU-Vorsitzende:
    "Die Fläche insgesamt wird sich ja verändern, nicht nur durch die Gebäude. Da kommen dann ja auch Sportplätze hin, soweit ich weiß, wird das alles mit Kunstrasen bepflanzt, also auch kein natürlicher Bewuchs. Dann kommen die Parkplätze hinzu, die werden auch einen großen Teil einnehmen. Das sieht natürlich auf diesen Animationen immer sehr schön aus, mit grünen Bäumen. Aber wer große Parkplätze kennt, der weiß, dass das dann natürlich nicht mehr so schön aussieht. Dann bleibt nur noch ein kleiner Teil als der zukünftige Bürgerpark dann übrig."
    Auch für die Goldammer wäre dann wohl kaum noch Platz auf dem Rennbahngelände, befürchtet Volker Bannert. Bliebe die Rennbahn erhalten, hätte man die Chance, zusätzliche Flächen auf dem offenen Gelände so zu gestalten, dass Lebensräume für Vögel entstehen, die im offenen Gelände brüten und auch geschnittene Grünflächen nicht verschmähen:
    "Ich würde schon dafür plädieren, dass man die Rasenflächen freihält, weil wir gerade im Offenland-Bereich besondere Probleme haben mit der Natur. Gerade Vogelarten, die im Offenland-Bereich sind haben einen sehr, sehr starken Rückgang erfahren und ich sage jetzt mal so Allerweltsvögel wie die Goldammer oder die Feldlerche sind sehr stark im Rückgehen befindlich. Von daher wäre auf jeden Fall ein Offenlandbereich zu wünschen."
    Feldlerche und Goldammer bekommen auf der Rennbahn aber wohl nur eine Chance, wenn am Sonntag rund 125.000 Bürgerinnen und Bürger der Stadt Frankfurt am Main für den Erhalt des Areals in der jetzigen Form stimmen. Am Sonntagabend gegen 19.00 Uhr soll das Ergebnis der Abstimmung vorliegen. Der Gesang der Feldlerche wird um diese Uhrzeit schon verstummt sein.