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Bürgerkrieg
Feuerpause soll Jemen Frieden bringen

Seit Mitternacht gilt im Jemen eine Waffenruhe. Schon im Vorfeld gab es Warnungen vor dem Scheitern. Ob die Feuerpause hält oder nicht - die Folgen des Bürgerkriegs sind deutlich spürbar: Jeder zweite Jemenit ist abhängig von Lebensmittelhilfen, jeder fünfte auf der Flucht.

Von Björn Blaschke | 11.04.2016
    Jemenitische Kämpfer aufseiten des Präsident Abed-Rabbo Mansour Hadi stehen neben einem ausgebrannten Panzer in der Region Sirwah in der Provinz Marib.
    Jemenitische Kämpfer aufseiten des Präsident Abed-Rabbo Mansour Hadi stehen neben einem ausgebrannten Panzer. (AFP / Nabil Hassan)
    Die Bilder aus dem Jemen - sie zeugen von der Gewalt der vergangenen Monate: Bomben haben Häuser zertrümmert, Straßen aufgerissen, Autos in Metallklumpen verwandelt. 9.000 Tote gibt es bisher, jeder dritte ein Zivilist. Da ist klar, dass sich die Menschen im Jemen gestern nicht einig waren, ob der Waffenstillstand halten wird.
    "Ich denke nicht, dass er halten wird. Es ist so viel gefoltert und gemordet worden. Familien wurden vertrieben, ihre Häuser zerstört, ihre Kinder getötet, Schulen sind geschlossen. Waffenstillstand? – Wir haben so oft versucht zu verhandeln, aber alles ist gescheitert."
    "Ich bin optimistisch und hoffe, dass alles gut wird. Wenn die ausländischen Kräfte aufhören, sich bei uns einzumischen. Wenn sie uns lassen, können wir unsere Heimat wieder aufbauen."
    Ein Stellvertreterkrieg von Saudi-Arabien und dem Iran
    Die ausländischen Mächte: Der Krieg begann, vereinfacht gesagt, als ein Konflikt zwischen Präsident Abed-Rabbo Mansour Hadi und den so genannten Huthi-Rebellen. Dann jedoch griff im März des vergangenen Jahres eine Koalition von zehn arabischen Staaten ein - unter der Führung von Saudi-Arabien.
    Seinerzeit hieß es während des jährlichen Gipfeltreffens der Arabischen Liga, die Koalition wolle Präsident Hadi unterstützen und Iran Einhalt gebieten. Denn: Teheran unterstützt die Huthi-Rebellen, wohl auch mit Waffen. Der Krieg im Jemen ist also auch ein Stellvertreterkrieg, in dem die Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran gegeneinander angetreten sind.
    Die Folgen sind fürchterlich: Bereits vor dem Krieg war der Jemen das ärmste arabische Land. Jetzt ist jeder zweite Mensch im Land abhängig von Lebensmittelhilfen; jeder Fünfte ist auf der Flucht. Profiteur ist "Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel": Im Süden kontrolliert die Terrororganisation eine Art Ministaat, zu dem der drittgrößte Hafen des Landes gehört und ein 600 Kilometer langer Küstenstreifen.
    Eine desaströse Bilanz für die Militär-Koalition
    Für die von Saudi-Arabien geführte Koalition ist das dreizehn Monate nach ihrer Intervention im Jemen eine desaströse Bilanz, weshalb sie sich wohl nun aus dem Krieg zurückziehen will: Saudi-Arabiens Außenminister bestätigte am Wochenende, dass gerade eine Delegation der Huthis zu Gesprächen in Riad war. In diesem Zusammenhang erklärte Mohammed Ali al-Houthi, der Vorsitzende des Jemenitischen Revolutionären Komitees:
    "Wir wissen, dass Saudi-Arabien versteht, dass das, was gerade passiert, nicht den Jemeniten dient und auch nicht den Interessen anderer Völker der Region."
    In einer Woche sollen nun in Kuwait Friedensverhandlungen beginnen – zwischen einer Delegationen der Huthis und einer von Präsident Hadi. Ein Bewohner der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sagte dazu:
    "Ich denke, die Friedensgespräche werden erfolgreich sein. Der Krieg ist so dumm und sinnlos geworden. Wenn er weitergeht, wird die ganze Region im Sumpf aus Kriegen und Konflikten untergehen."