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Bund der Energieverbraucher
"Gasversorger stecken sich das Geld lieber selbst in die Tasche"

Der Bund der Energieverbraucher wirft den Gasversorgern vor, zu hohe Preise von den Verbrauchern zu verlangen. Gasversorger würden im Durchschnitt 200 Euro pro Jahr am Kunden verdienen, sagte der Vereinsvorsitzende Aribert Peters im DLF. Die Kunden müssten den Anbieter viel häufiger wechseln.

Aribert Peters im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 28.12.2015
    Zwei Flammen eines Gasherdes brennen in einem Privathaushalt in Frankfurt am Main.
    Flammen eines Gasherdes brennen. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, sagte: "Die Gasversorger stecken sich das Geld lieber selbst in die Tasche." Verbraucher hätten aber auch eine Teilschuld, da sie zu selten den Anbieter wechselten. 80 Prozent der Verbraucher würden noch vom Grundversorger beliefert. Dabei könnten Kunden in allen Regionen sparen.

    Das komplette Interview zum Nachlesen:
    Susanne Kuhlmann: 1,3 Milliarden Euro Extraeinnahmen für die Gasversorger und mehr als 1,5 Milliarden Extrakosten für die Gaskunden – diese Rechnung macht der Energieinformationsdienst "EnergyComment" auf. Im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion hat er eine Studie zur Frage angefertigt, warum die jahrelang gesunkenen Gaspreise nicht bei den Kunden ankommen. Ein Durchschnittshaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr kostet das elf Euro pro Monat. Am Telefon ist Dr. Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Hallo, Herr Peters!
    Aribert Peters: Ich grüße Sie, Frau Kuhlmann!
    Kuhlmann: Rund 20 Millionen Wohnungen in Deutschland werden mit Gas beheizt, fast jede zweite – warum kommt bei den meisten, die dort leben, der günstigere Gaspreis nicht an?
    Peters: Weil die Gasversorger sich das Geld lieber selber in die Tasche stecken. Allerdings haben die Verbraucher ja auch eine Schuld, weil sie könnten den Gasanbieter wechseln und dadurch viel Geld sparen und tun es zu 80 Prozent nicht. 80 Prozent der Gaskunden werden noch von ihrem Grundversorger versorgt.
    Kuhlmann: Auf das Wechseln kommen wir gleich noch mal. Es gibt ja auch unterschiedliche Preise seitens der Gasversorger je nach Region. Welche Regionen sind momentan die günstigsten für die Gaskunden?
    Peters: Jetzt bin ich überfragt. Am meisten können sie sparen in Baden-Württemberg, in Berlin am wenigsten. Das ist jetzt das Ergebnis der Studie. Aber ich denke, man kann überall in allen Regionen doch sparen, indem man wechselt.
    Kuhlmann: Sie hatten es gerade schon angesprochen: Die Bundesnetzagentur sagt, ein Viertel der Gaskunden sei noch in der Grundversorgung. Und das sind die teuersten Verträge. Die Hälfte hat sich um einen günstigeren Vertrag beim örtlichen Versorger bemüht. Und weniger als ein Fünftel ist zu einem Billiganbieter gewechselt. Für wen lohnt sich ein solcher Wechsel denn jetzt?
    Peters: Für 80 Prozent der Kunden, also für alle diejenigen, die noch von ihrem örtlichen Versorger versorgt werden, entweder in der Grundversorgung oder in einem Sondervertrag, die könnten zu einem anderen Anbieter wechseln und dadurch deutlich sparen. Die Gasversorger verdienen pro Kunde etwa 200 Euro im Jahr. Und das ist einfach zu viel. Und es liegt bei ihnen, bei Ihren Hörern, als Kunden, dass sie das ändern, indem sie den Anbieter wechseln.
    Kuhlmann: Obwohl eine Reihe von Versorgern ja jetzt ankündigt, im neuen Jahr die Gaspreise senken zu wollen? Die Kunden könnten ja auch einfach abwarten.
    Peters: Richtig, einer unserer Mitglieder schreibt zum Beispiel, was reden Sie von deren Gaspreis von 6,7 Cent, ich zahle nur 4,9 Cent, Ihre Zahlen sind falsch. Nein, unsere Zahlen sind nicht falsch. Dies ist zwar ein cleverer Kunde, der tatsächlich gewechselt hat und dadurch einen deutlich günstigeren Gaspreis bekommt.
    Kuhlmann: Wer wechseln will, lässt sich von günstigen Preisen, wie Sie es gerade gesagt haben, für das erste Vertragsjahr überzeugen, 30 bis sogar 50 Prozent soll man sparen können. Was ist danach, geht dann die Suche nach dem günstigsten Anbieter wieder von vorne los?
    Peters: Wer also diesen Neukundenbonus in Anspruch nimmt, der ist relativ häufig ganz fett für das erste Jahr, der muss natürlich im zweiten Jahr dann wieder wechseln, weil er sonst im zweiten Jahr draufzahlt. Da muss man also aufpassen. Und wir warnen auch vor unter Umständen unseriösen Anbietern und haben dafür extra ein Internetportal, www.energieanbieterinformation.de, wo man unseriöse Anbieter auch identifizieren kann. Nicht jeder Anbieter, der einen günstigen Gaspreis anbietet, ist empfehlenswert. Es gibt durchaus auch schwarze Schafe am Markt.
    Kuhlmann: Welches sind denn die Kriterien, auf die man achten sollte beim Aussuchen?
    Peters: Man sollte gucken, was für AGB-Bedingungen zum Beispiel da sind, welche Erfahrung ...
    Kuhlmann: Also die allgemeinen Geschäftsbedingungen.
    Peters: Das Kleingedruckte, dass die nicht unseriös sind. Man sollte auch gucken, was für Erfahrungen andere Anbieter, andere Verbraucher schon gemacht haben, die zu diesen Anbietern gewechselt sind.
    Kuhlmann: Und wie macht man das Wechseln ganz konkret?
    Peters: Man geht in ein Internetportal, schaut sich an, wer für einen jetzt passt. Und dann bitte noch mal checken in www.energieanbieterinformation.de ist dieser Anbieter wirklich seriös, denn das sagen einem die Wechselportale nicht. Und dann einfach Unterschrift, und dann ist der Wechsel schon vollzogen.
    Kuhlmann: Der Gaspreis sinkt zwar seit Jahren, aber bei den Kunden kommt nur wenig davon an. Wie Sie das ändern können, das beschrieb Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Ihnen vielen Dank dafür!
    Peters: Vielen Dank und schönen Tag Ihren Hörern!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.