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Kricket
Spielmanipulation mit Klebestreifen

Ein kleiner gelber Klebestreifen kann den Unterschied machen - zum eigenen Vorteil. Das dachten sich auch die Spieler des australischen Kricket-Nationalteams und versuchten, beim Testspiel in Kapstadt gegen Südafrika den Ball zu manipulieren.

Von Leonie von Hammerstein | 26.03.2018
    Der australische Schlagman Cameron Bancroft wird beim Testspiel gegen Südafrika in Kapstadt von Schiedsrichtern befragt.
    Der australische Kricket-Schlagman Cameron Bancroft wird beim Testspiel gegen Südafrika in Kapstadt von Schiedsrichtern befragt. (AFP - GIANLUIGI GUERCIA)
    Rund 20 Kameras erwischten Schlagmann Cameron Bancroft dabei, wie er einen kleinen gelben Streifen Klebeband aus der Hosentasche holte und damit über den Ball strich. Aber nicht nur das:
    "Und als ich mich dann auf den Bildschirmen gesehen habe, habe ich Panik bekommen und das führte dann dazu, dass ich es in meine Hose geschoben habe",
    gestand der 25-Jährige auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Mit dem Klebestreifen wollte er am Rande des Spielfelds grobe Steinchen aufnehmen und den Ball daran reiben, um ihn griffiger zu machen und die Flugbahn zu verändern. Die Bearbeitung des traditionell dunkelroten Balls aus Leder mit einem Kern aus Kork ist vom Regelwerk streng untersagt, vor allem wenn künstliche Materialien im Spiel sind.
    Verantwortung für den Vorfall hat Australiens Kapitän Steve Smith übernommen: Die Anführer der Mannschaft seien beim Mittagessen auf die Idee gekommen, den Ball auf diese Art und Weise zu manipulieren, sagte er auf der Pressekonferenz.
    "Ich bin nicht stolz auf das, was passiert ist. Es widerspricht dem Geist des Spiels. Meine Integrität, die Integrität des Teams, die Integrität der Führung sind zu Recht in Frage gestellt worden."
    Kapitän und Stellvertreter lassen ihre Posten ruhen
    Reue wird dem Kapitän nicht viel bringen. Er und sein Stellvertreter David Warner sind vorübergehend von ihren Posten zurückgetreten. Nachdem das dritte Spiel beim Stand von 245:9 für Südafrika abgebrochen wurde, ist Smith nun für das letzte Testspiel der Serie vom International Cricket Council (ICC) gesperrt worden. Aber nicht nur das, auch für seine Saison beim Indischen Erstligisten Rajasthan Royals hat der Vorfall Konsequenzen: Smith musste auch dort als Kapitän zurücktreten.
    Der Vorfall löste weltweite Empörung aus, nicht zuletzt da es in der Vergangenheit oft die Australier gewesen waren, die anderen Teams unsaubere Methoden vorwarfen. Sogar der australische Regierungschef Malcolm Turnbull meldete sich im Fernsehsender 9News zu Wort:
    "Das ist eine schockierende Enttäuschung. Und es ist falsch. Ich freue mich darauf, dass der Australische Kricket-Verband entschlossen dagegen vorgehen wird."
    Zwei hohe Funktionäre des australischen Kricket-Verbandes sind nach Südafrika geflogen. Sie wollen jetzt versuchen, der Ballmanipulation auf den Grund zu gehen. Wie und ob es für Steve Smith in der australischen Nationalmannschaft weitergeht, wird momentan hitzig diskutiert.