Freitag, 29. März 2024

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Bundesärztekammer zur Corona-Entwicklung
"Man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen"

Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt schätzt die Corona-Entwicklung in Deutschland weniger ernst ein als die Bundeskanzlerin. Man dürfe zwar keine Entwarnung geben, sagte Reinhardt im Dlf, Angst zu verbreiten und die Bewegungsfreiheit einzuschränken, sei aber nicht angebracht.

Klaus Reinhardt im Gespräch mit Silvia Engels | 19.10.2020
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, steht am 18.07.2020 vor einer Glastür mit dem Logo der Bundesärztekammer
"Wir müssen lernen, mit einer Zunahme der Infektionszahlen umzugehen und zu leben“, so der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt (dpa / picture alliance / Kumm)
Am Samstag (17.10.2020) hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem Appell zur Eindämmung der Corona-Pandemie an die Bevölkerung gewandt. In ihrem wöchentlichen "Video-Podcast" rief sie die Bundesbürger auf, sich mit deutlich weniger Menschen zu treffen, zuhause und auch außerhalb der eigenen Wohnung. Merkel bat die Menschen außerdem, auf nicht zwingend notwendige Reisen und Feiern zu verzichten. Das sei im Einzelfall ein schwerer Verzicht. Dieser werde aber für die eigene Gesundheit und die jener geleistet, denen man eine Erkrankung ersparen könne, betonte Merkel.
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Ganz so ernst wie die Kanzlerin sehe er die Lage nicht, sagte der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt im Dlf. Mit steigenden Infektionszahlen sei zu rechnen gewesen. "Ich glaube, dass diese Vorstellung, dass man dieses Virus ganz vertreiben kann, eine irrige ist. Wir müssen lernen, mit einer Zunahme der Infektionszahlen umzugehen und zu leben", so Reinhardt weiter. Momentan gebe es aber noch einen großen Überhang an Intensivkapazitäten.
"Das ist ein natürlicher Verlauf im Rahmen der Pandemie"
Auch die Anzahl an schweren Verläufen sei überschaubar. Durch gestiegene Infektionszahlen werde es aber mit gewisser zeitlicher Verzögerung zu einer zunehmenden Belastung des Gesundheitssystems kommen. Ein schwerer Verlauf von COVID-19 zeichne sich erst 10 bis 14 Tage später ab.
Man dürfe keine Entwarnung geben, sagte Reinhardt, "aber man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen". Er befürchte einen Abstumpfungsprozess, sodass einige Menschen Warnungen nicht mehr ernst nehmen könnten.
"Das digitale Tool der App besser bewerben"
Die Bewegungsfreiheit einzuschränken, hält Reinhardt für nicht angebracht. Wichtig sei stattdessen, auf die Einhaltung der bestehenden AHA-Regeln zu achten, die Menschen vom Feiern abzuhalten und Menschen mit hohem Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs zu schützen. Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen seien dafür eine praktikable und pragmatische Lösung. Zudem könne die Corona-Warn-App noch besser eingesetzt werden. Dieses Tool sei sehr sinnvoll, es sei in den vergangenen Wochen aber vernachlässigt worden. Die App müsse noch besser beworben werden.
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In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts innerhalb eines Tages am Montag (19.10) insgesamt 4.325 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Rein rechnerisch gibt es derzeit 61.710 aktive Fälle in Deutschland. Laut dem derzeitigen RKI-Lagebericht werden 769 Corona-Infizierte intensivmedizinisch behandelt, 354 von ihnen werden beatmet.

Silvia Engels: Sie haben die Warnung der Kanzlerin und die Bitte um freiwillige Kontaktbeschränkungen gerade auch noch mal gehört – ist die Lage so ernst?
Klaus Reinhardt: Ganz so ernst kann ich die Lage aktuell nicht nachvollziehen, wenn ich ehrlich bin. Wir mussten mit steigenden Infektionszahlen rechnen, das ist ein, glaube ich, im Rahmen der Pandemie durchaus natürlicher Verlauf. Ich glaube, dass diese Vorstellung, dass man dieses Virus ganz vertreiben kann, eine irrige ist, und dass wir lernen müssen, auch mit einer Zunahme der Durchseuchung der Bevölkerung, das heißt der Zunahme der Infektionszahlen, umzugehen und zu leben. Wenn wir uns anschauen, wie die Situation aktuell ist, dann muss man sagen, natürlich haben wir steigende Infektionszahlen, wir haben aber nach wie vor einen großen Überhang an Intensivkapazitäten. Wir erleben, dass die Zahl der schweren Verläufe, zum jetzigen Zeitpunkt zumindest, glücklicherweise nicht so zahlreich ist, wie es das im Frühjahr war. Das hat damit zu tun, wie auch die Altersverteilung der Infizierten ist, vielleicht auch damit, dass die Erkrankung ein wenig mitigiert, ein wenig schwächer verläuft. Das weiß man nicht, das sind alles Vermutungen.
Ich will auch keine Entwarnung oder keine fälschliche übertriebene Gelassenheit in dem Zusammenhang verbreiten, aber ich finde, man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen. Ich glaube, dass auch eine gewisse Art von Abstumpfung entsteht, und ich habe den Eindruck, dass ein Teil der Bevölkerung diese Warnungen dann auch anfängt nicht mehr ernst zu nehmen.
Coronavirus
Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
Aktuell noch 8.800 freie Intensivbetten
Engels: Am Wochenende hatte allerdings auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bei uns im Programm vor weiter steigenden Infektionszahlen gewarnt, denn dann seien zunehmend auch wieder Ältere betroffen, das sei zum Teil auch jetzt zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit für mehr schwere Krankheitsverläufe sei im Moment noch nicht da, aber das werde in den nächsten Wochen steigen. Welche Fallzahlen kann das Gesundheitssystem denn verkraften?
Reinhardt: Na, das wollen wir lieber nicht ausprobieren, wie viel es dann tatsächlich verkraften kann. Herr Lauterbach hat nicht völlig unrecht, natürlich ist das mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu betrachten. Die jetzt Infizierten oder neu infiziert Gemeldeten erkrankten ja unter Umständen erst nach einigen Tagen, und der schwere Verlauf zeichnet sich erst nach 10 bis 14 Tagen unter Umständen ab. Insofern muss man jetzt natürlich befürchten, dass mit dem, was jetzt an Neuinfektionen da ist, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auch eine zunehmende Belastung im Gesundheitswesen auftaucht. Nichtsdestotrotz sind die aktuellen Zahlen so, dass wir etwa 700 Patienten deutschlandweit auf Intensivstationen behandeln und davon circa die Hälfte intensivmedizinisch beatmen. Wir haben circa 8.800 aktuell freie Intensivbetten, die im Notfall auch noch ein wenig aufzustocken wären. Das sind die Verhältnisse, die wir haben. Angesichts dieser Verhältnisse, Menschen dafür zu werben, dass die Menschen Abstand halten, Hygieneregeln einhalten und tatsächlich vielleicht auch versuchen zu vermeiden, in zu großen Ansammlungen zu feiern oder zusammenzukommen, halte ich für angemessen und völlig in Ordnung. Aber weitere Maßnahmen, die darauf hinauslaufen sollten, die Bewegungsfreiheit der Menschen noch weiter einzuschränken, halte ich zu diesem Zeitpunkt definitiv für nicht angebracht.
Engels: Sie haben die gute Ausstattung mit Intensivbetten angesprochen, jetzt verweisen aber einige Kliniken, auch einige Universitätskliniken darauf, dass der begrenzende Faktor hier in der Tat nicht die Bettenanzahl ist, sondern die Anzahl der Pflegerinnen und Pfleger. Wie ist denn Ihr Kenntnisstand, wird es breitflächig knapp mit Personal?
Reinhardt: Breitflächig knapp im Personal, das kann man absolut nicht sagen. Wenn wir die Intensivbetten, von denen ich eben gesprochen habe, alle morgen früh belegen müssten – und das ist Konjunktiv –, dann müssten wir sicherlich Personal umschichten und müssten Menschen von anderen Stationen mitverpflichten oder bitten und einsetzen, dann in den Intensivstationen zu arbeiten. Aber davon sind wir ganz weit entfernt. Insofern glaube ich, ist die Strategie – die Frage ist ja auch, was ist unsere Strategie, was ist das, was wir anstreben.
Wir können doch zum jetzigen Zeitpunkt nur sagen, wir müssen dafür sorgen, dass erstens die Dynamik der Neuinfektionen so gering wie eben möglich stattfindet, und dazu ist der Appell, sich vernünftig zu verhalten ein richtiger. Das Zweite ist, dass wir dafür sorgen müssen, dass die Menschen, von denen wir wissen, dass sie schwer erkranken, möglichst geschützt sind und möglichst vermieden werden kann, dass sie erkranken. Das sind die Menschen, die in Altenwohnheimen leben, in Betreuungseinrichtungen leben, und da braucht es vernünftige Konzepte, dass man die besuchen kann, dass die ein soziales Leben haben können und dass man dennoch Vorkehrungen trifft, dass dort keine Infektionen auftauchen.
Ich glaube, zur Vermeidung der Neuinfektionen oder zur Unterbrechung der Infektionsketten kommt jetzt ein Aspekt oder ein Tool zum Tragen, was wir so ein bisschen in den letzten Wochen und Monaten vergessen haben, das ist nämlich die App. Ich glaube, dass wir mit der händischen Nachverfolgung in den Gesundheitsämtern – Sie haben eben davon gesprochen, dass in Köln schon sozusagen Alarm geschlagen wird, wir schaffen das nicht mehr –, dass wir da an Grenzen stoßen jetzt und dass wir insofern, glaube ich, das Tool der App, die wir entwickelt haben, endlich zum Einsatz bringen müssen, den Menschen klarmachen müssen, dass es etwas sehr Sinnvolles und etwas sehr gut Handelbares ist. Wenn jemand darüber informiert wird, dass er mit anderen Kontakt hatte, die infiziert waren, kann er sich selbst schützen, kann sich in Quarantäne begeben, kann sich testen lassen, kann seine Vorkehrungen treffen. Wir müssen die Menschen doch auch selbst in die Lage versetzen, sozusagen ihre Maßnahmen treffen zu können.
Schnelltests: vernünftig, praktikabel und pragmatisch
Engels: Nach wie vor, das sagen auch viele Experten, wird aber die Corona-App, auch wenn sie verbreitet ist, nach wie vor oftmals nicht dazu verwendet, selbst hier den eigenen Infektionsstatus, wenn man infiziert ist, auch tatsächlich anzugeben. Hier gibt es also noch Probleme, aber bleiben wir gerade noch mal beim Stichwort der Alten- und Pflegeheime: Hier gibt es ja durchaus Rufe, hier den Strategiewechsel vorzunehmen, gezielter die Risikogruppen zu schützen. Hier sollen vor allen Dingen jetzt Schnelltests helfen, die eben auch gerade in Alten- und Pflegeheimen verstärkt ausgegeben werden, um mögliche Besucher eben direkt zu testen. Aber sind diese Tests sicher genug, um sicherzustellen, dass das Virus doch nicht wieder flächendeckend in diese Heime gelangt?
Eine Frau lässt sich testen
Coronatest: Wie man sich freiwillig testen lassen kann
Reisen, private Feiern, Besuche im Altenheim – es gibt viele Gründe, sich freiwillig und ohne Symptome oder Verdacht auf eine Corona-Erkrankung testen zu lassen. Welche Tests sind auf dem Markt, was kosten sie und wo kann man sich testen lassen? Ein Überblick.
Reinhardt: Sie sind sehr sicher, sie sind nicht so sicher wie die PCR, aber auch die ist nicht hundertprozentig sicher – es gibt keine hundertprozentige Sicherheit in diesem Kontext –, aber sie sind ausreichend sicher, um eine solche Strategie zu fahren. Ich halte die für sehr vernünftig, praktikabel und pragmatisch, denn wir müssen ja abwägen: Auf der einen Seite möchten wir nicht, dass die Menschen total isoliert werden, und auf der anderen Seite möchten wir aber auch das Risiko so weit minimieren, wie es eben geht, und dazu sind die Schnelltests ein sehr geeignetes Instrument.
"Ich setzte auf die Hausärzte"
Engels: Wie steht es denn eigentlich um die Hausarztpraxen, wenn wir mal jenseits der Kliniken schauen, wächst für sie nicht das Ansteckungsrisiko angesichts deutlicher Infektionszahlen und auch manchen Gesundheitsämtern wie eben dem in Neukölln, die sagen, dass sie bei der Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten nicht mehr hinterherkommen. Wächst nicht hier die Gefahr, dass auch die niedergelassenen Ärzte, vorneweg die Hausarztpraxen, jetzt doch möglicherweise stark von der Pandemie betroffen werden?
Reinhardt: Durchaus, das ist nicht von der Hand zu weisen, nichtsdestotrotz war das auch im Frühjahr so, und dennoch haben die Hausärzte die Menschen behandelt und haben sie untersucht und haben auch die Tests durchgeführt, in großem Stil. Das war übrigens ja auch bei uns anders als in manchem anderen europäischen Land vielleicht einer der Gründe dafür, dass wir im Frühjahr eine relativ gute Strategie gehabt haben und ein relativ gutes Ergebnis im Umgang mit der Pandemie gehabt haben. Insofern würde ich immer dafür werben, dass es auch so bleibt. Man wird sich schützen müssen, man wird Infektionssprechstunden einrichten müssen, was ja auch geschieht. Insofern glaube ich, ist man insgesamt organisatorisch und auch was Schutzausrüstung und Maskenversorgung angeht natürlich deutlich besser gerüstet. Das ist eine Herausforderung, ohne Frage, aber ich setze auf die deutschen Hausärzte, ich bin selber Hausarzt und habe den Eindruck, dass sie das bewältigen.
Engels: Sie haben zu Beginn unseres Gesprächs gesagt, Herr Reinhardt, dass Sie die teilweisen Kontaktbeschränkungen, die Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen, Abstand halten für geeignete Maßnahmen halten und vor einer Panikmache gewarnt. Wie sehen Sie denn die Gedankenspiele, dass als nächster Schritt bei weiter steigenden Neuinfektionszahlen vielleicht lokale Lockdowns oder Abriegelung von Orten oder Städten ein sinnvoller Schritt sein könnten, wie das ja RKI-Chef Wieler in Aussicht gestellt hat?
App weiter intensiv bewerben
Reinhardt: Auch das finde ich problematisch. Wenn Sie sich jetzt angucken, wie das mit dem Beherbergungsverboten gelaufen ist, die zu unterschiedlichen Zeiten ausgesprochen wurden, dann auch unterschiedlich lange galten und dann zum Teil von Gerichten und dann auch wieder freiwillig abgeschafft wurden, dass Menschen innerhalb Deutschlands – dass die Berliner nicht wussten, können sie jetzt noch nach Niedersachsen fahren oder nach Schleswig-Holstein, und kommen sie zurück und was für Maßnahmen müssen sie treffen.
Portraitfoto von Gerd Landsberg, Geschäftsführendem Präsidialmitglied des Deutschen Städte- und Gemeindebundes DStGB.
Städte- und Gemeindebund fordert Nachbesserungen bei Corona-Warn-App
Bei steigenden Coronazahlen werde die Kontaktverfolgung schwieriger, sagte Gerd Landsberg. Mit einer technischen Schärfung der Corona-Warn-App wären gezieltere Warnungen möglich.
Ich glaube, dass das eine schwierige Tatsache ist. Dass man dort, wo ein Ausbruchsgeschehen unter Umständen im Rahmen einer privaten Feier stattgefunden hat, die eingrenzt, und dass man den Menschen, die dort gefeiert haben, sagt, ihr müsst jetzt fünf oder sieben oder acht Tage in Quarantäne verbringen und müsst euch dann testen lassen am Ende, das kann ich nachvollziehen. Aber lokale Lockdowns – wie sollen diese Grenzen gezogen werden, wer will das kontrollieren? Wenn ich hier in Bielefeld lebend in Bielefeld mich im Lockdown befinde und fahre nach Gütersloh, steht an der Grenze ein Polizeiposten, der dann aufpasst, woher ich komme? Ich glaube, wir müssen ein bisschen die Kirche im Dorf lassen an der Stelle. Und ich plädiere noch einmal dafür, dass man für die Mitarbeit der Menschen wirbt, indem man tatsächlich das digitale Tool der App bewirbt und noch mal klarmacht in einer großen Infokampagne, welche Vorteile es hat. 60 Prozent der Menschen, die positiv getestet worden sind, geben ihren Test in das System ein. Warum die anderen 40 es nicht tun, das sollte uns beschäftigen. Wir sollten versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, das zu tun, dass sie keine Nachteile haben, dass sie aber das System als solches gangbar halten und eine sinnvolle, vernünftige Maßnahme treffen, um Infektionsketten zu unterbrechen.
"Möglichst einheitliche und stringente Regeln anwenden"
Engels: Information und auch Transparenz der Maßnahmen könnten hier sicher hilfreich sein. Sie haben eben das Beherbergungsverbot kritisiert, das läuft ja nun offenbar, wenn auch die Ferien zu Ende gehen, langsam aus. Sehen Sie denn Notwendigkeit für weitere bundeseinheitliche Maßnahmen?
Reinhardt: Auf jeden Fall. Wenn ich mir angucke, dass die Regelungen, die jetzt getroffen werden, von Bundesland zu Bundesland immer noch wieder unterschiedlich sind, wie viel Menschen dürfen also in einer privaten Feier zusammenkommen, wie viel Menschen dürfen im öffentlichen Raum – das sind einmal 10, dann sind es 20, beim einen dürfen 50 in einer privaten Feier mit Hygienekonzept zusammenkommen, dann 100. Es gibt doch überhaupt gar keine Evidenz dafür, dass die Zahl 50 oder 100 richtig wäre, sondern man muss sich auf eine Zahl einigen, und das bleibt dann ein Einigungsprozess. Den sollte man doch, wenn es eben geht, grundsätzlich gleichmäßig durchhalten, weil ich glaube, dass inzwischen darüber eine extreme Verwirrung existiert, was man darf und nicht darf, auch weil es sich ständig ändert. Wenn man möchte, dass Menschen das verstehen und dass sie es mitmachen können, dann muss man da möglichst einheitliche und stringente Regeln anwenden.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.