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Studie der Bundesbank
Vermögen in Deutschland weiterhin ungleich verteilt

Die Bundesbank hat zum zweiten Mal die Vermögen der Deutschen angesehen. Die Studie "Private Haushalte und ihre Finanzen" hat gezeigt, dass die Vermögenssituation zwar stabil ist, aber weiterhin ungleich verteilt. Die meisten Haushalte haben einen Notgroschen und legen ihr Geld immer noch bevorzugt konservativ an.

Von Brigitte Scholtes | 21.03.2016
    Symbolbild Hausbau
    Italiener verfügen im Verlgeich über mehr Immobilienvermögen als Deutsche. (imago/Gerhard Leber)
    Die Vermögen in Deutschland sind immer noch ungleich verteilt. Die Deutsche Bundesbank hat sich zum zweiten Mal nach 2010 die Finanzlage der privaten Haushalte in Deutschland angesehen und dazu im Jahr 2014 knapp 4.500 von ihnen befragt. Danach lag das durchschnittliche Nettovermögen, also nach Abzug der Schulden, bei 214.500 Euro. Aber dieser Wert ist nicht so aussagekräftig. Denn dem oberen Zehntel in Deutschland gehören 60 Prozent des gesamten Vermögens. Diese oberen zehn Prozent beginnen bei einem Vermögen von 468.000 Euro, sie besaßen damit gut 26.000 Euro mehr als 2010. Die übrigen 90 Prozent der Bevölkerung verfügen jedoch nur über ein mittleres Vermögen von 60.400 Euro. Die Vermögenssituation ist damit zwar weitgehend stabil geblieben, erklärt Tobias Schmidt vom Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank, er hat die Studie verfasst:
    "Bis jetzt sehen wir noch keine großen Verschiebungen, was jetzt die Beteiligung an einzelnen Vermögensarten, zum Beispiel an Sparkonten, oder auch an Aktien oder auch an Immobilien betrifft. Die Zusammensetzung der Vermögen und auch der Anteil der Haushalte, die bestimmte Vermögensarten besitzen, hat sich nicht wesentlich verändert."
    Sparkonten werden Aktien vorgezogen
    Finanzvermögen, also einen Notgroschen oder mehr, haben die meisten Haushalte. Aber die meisten legen dieses Geld immer noch sehr konservativ auf Sparkonten an, Aktien interessiert die Mehrzahl der Deutschen immer noch herzlich wenig. Sachvermögen, vor allem Immobilien jedoch schon mehr. Und wer Immobilien sein eigen nennt, der ist deutlich reicher geworden. Die Ungleichheit hat sich deshalb auch gegenüber den anderen Ländern verfestigt, Tobias Schmidt:
    "Einerseits dürfte das daran liegen, dass der Anteil der Haushalte, die Wohneigentum besitzen, in den anderen Ländern höher ist, was tendenziell eher zu einer gleichen Verteilung dann am Ende führt. Und auch die Unterschiede, die sich für Deutschland zum Beispiel ergeben zwischen Ost- und Westdeutschland, wenn Sie sich nur Westdeutschland angucken, dann sind die Nettovermögen höher und auch der Eigentumsanteil höher."
    Nicht jeder hat Eigenkapital zum Immobilienkauf
    Vor vier Jahren hatte für großes Aufsehen gesorgt, dass die Italiener im Schnitt reicher als die Deutschen waren. Das ist weiterhin der Fall, allerdings hat sich der Abstand etwas verringert: Die Italiener haben aber immer noch doppelt so viel Vermögen wie die Deutschen. Ein wesentlicher Grund könnte sein, dass die Italiener mehr Immobilienvermögen besitzen als die Deutschen. Warum das trotz niedriger Zinsen in Deutschland immer noch nicht der Fall ist, erklärt Bundesbank-Volkswirt Schmidt:
    "Nach meiner Einschätzung ist es einfach so, dass nicht jeder jetzt spontan eine Immobilie einfach kaufen kann, was verschiedene Gründe hat: Die Preise sind gestiegen, Haushalte müssen in Deutschland ja auch immer Eigenkapital mit einbringen in die Finanzierung einer Immobilie. Auch das haben nicht alle Haushalte jetzt einfach mal so in dem Umfang zur Verfügung, wie es vielleicht nötig wäre."
    Knapp die Hälfte aller Haushalte in Deutschland war 2014 verschuldet. Das aber sei kein Grund zur Sorge, meint die Bundesbank. Die meisten Haushalte könnten diese Schulden tragen.