Modemetropole Kinshasa

Besser gekleidet als die Berliner

Ein Sapeur in Kinshasa
Kongolesische Mode als Statement gegen die ehemaligen Kolonialherren © AFP / Junior D. Kannah
Dorothee Wenner im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 30.07.2017
Hunger, Armut, Krankheit - das sind die Begriffe, die Europäern typischerweise einfallen, wenn es um Afrika geht. Mit diesem Bild räumt Dorothee Wenners Webserie "Kinshasa Collection" gründlich auf: Es zeigt die Hauptstadt des Kongo als moderne Metropole, als "Paris Afrikas".
"Kinshasa Collection" - so heißt eine Webserie der Regisseurin Dorothee Wenner, die Kongos Hauptstadt Kinshasa einmal ganz anders zeigt: als lebendige Metropole, auf deren Straßen "unheimlich viel los ist" und wo viele neue, urbane Trends entstehen.
"Als ich das erste Mal in Kinshasa war, sind mir die Augen übergegangen, als ich gesehen habe, wie wahnsinnig wichtig das ist, sich schick zu machen im Kongo", sagte Wenner im Deutschlandfunk Kultur.
"Als ich jetzt das letzte Mal zurückgekommen bin, war ich geradezu geschockt davon, wie man hier in Berlin rumläuft - ich nehme mich selbst gar nicht aus."

"Wir sind nicht die armen Afrikaner, für die ihr uns haltet"

Ihr Filmprojekt "Kinshasa Collection" greift das Thema Mode auf, um über unser Verhältnis zu Afrika und unsere Bilder von Afrika zu reflektieren.
Filmemacherin, Autorin, Kuratorin. Im Projekt "Kinshasa Collection” ist Dorothee Wenner künstlerische Leiterin und Regisseurin.
Filmemacherin, Autorin, Kuratorin. Im Projekt "Kinshasa Collection” ist Dorothee Wenner künstlerische Leiterin und Regisseurin. © picture-alliance / dpa / Peer Grimm
"Das Styling spielt eine enorme Rolle, und es ist eben interessant darüber nachzudenken. Weil, einmal ist die Mode eine Form, wie wir uns verbinden. Also, viele Sachen, die im Kongo getragen werden, stammen zum Beispiel von Marken, die aus Europa kommen, die aber dann teilweise in China produziert werden. Sie werden aber so gestylt, dass was Neues, typisch Kongolesisches dabei herauskommt."
Außerdem sei in dem starken Bewusstsein für Mode und das eigene Äußere "immer auch ein Protest enthalten", sagt Wenner. "Wir sind nicht die armen Afrikaner, für die ihr uns gerne haltet."

Die Serie ist im Internet unter www.kinshasa-collection.com zu sehen. Außerdem ist eine Modekollektion aus dem Projekt entstanden, die am 11. August im Berliner Haus der Kulturen der Welt gezeigt wird. Dorothee Wenner befasst sich als Filmemacherin und Kuratorin schon lange mit Afrika. Unter anderem ist sie bei der Berlinale für die Auswahl afrikanischer Filme zuständig. "Kinshasa Collection" ist in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut als I-Doc-(Interactive Documentary) und Live-Event-Projekt entstanden, an dem deutsche, kongolesische und chinesische Akteure der Film- und Modebranche beteiligt sind. Dorothee Wenner ist bei der Berlinale für die Auswahl afrikanischer Filme zu sehen.

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