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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (51)

Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, die buddhistische Nonne Carola Roloff und die Kinderbuchautorin Maja Nielsen kommentieren Luthers 51. These.

28.08.2017
    These 51: "Man muss die Christen lehren: Der Papst wäre, wie er es schuldig ist, bereit, sogar durch den Verkauf der Basilika des Heiligen Petrus, wenn es sein müsste, von seinem Geld denen zu geben, denen gewisse Ablassprediger das Geld entlocken."
    Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker: "Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass Luther den Papst sozusagen auf seine Seite und die Seite des Evangeliums zieht. Er also den Anspruch erhebt, dass der Papst gar nicht anders argumentieren kann, als Luther es tut. Der Papst wird als Nachfolger Christi im Zweifel sein eigenes Eigentum dahingeben, um den Christgläubigen beizustehen und zu helfen."
    Carola Roloff, buddhistische Nonne: "Da Luther den Papst nicht offen kritisieren kann oder nicht offen kritisieren will, unterstellt er, dass dieser sicherlich von alldem - wie das Volk leidet und wie die Ablassprediger diese Leiden noch weiter verstärken - nicht wissen kann, denn sonst würde er das doch sicher verhindern und den Armen helfen, anstatt eine teure Basilika zu bauen. Da lehnt er sich weit aus dem Fenster, aber das finde ich gut so."
    Kaufmann: "Hermeneutisch formuliert: Er versteht den Papst besser, als dieser sich zum damaligen Zeitpunkt selbst verstanden hat."
    Maja Nielsen, Kinderbuchautorin: "Luther hat eine Wunschvorstellung davon, wie sich der Papst verhalten soll. Statt den Ärmsten der Armen Geld aus der Tasche zu ziehen, sollten sie besser welches vom Papst erhalten. Das Wohl von Menschen müsse wichtiger sein, als Bauwerke zu errichten. Wie schwer es solche Forderungen auch in unserer Zeit haben, sieht man am Bau von Ölpipelines durch Naturschutzgebiete. Damit der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt steht, müssen Menschen früher wie heute aufstehen und kämpfen."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern