Donnerstag, 28. März 2024

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Bundespressekonferenz in der Kritik
Satire über Schwimmen für Flüchtlingsbabys polarisiert

Die Bundespressekonferenz hat mit einer Satire über Schwimmkurse für Flüchtlinge einen Sturm der Entrüstung verursacht. In dem Satiremagazin "Almanach" ist unter anderem von einer angeblichen "Bundesbade-Agentur" die Rede, die "Baby-Flüchtlingsschwimmen" anbietet. Andere Journalisten finden das geschmacklos und menschenverachtend.

Von Fabian Wahl | 30.11.2016
    Das Foto vom 30.11.2016 in Berlin zeigt eine Seite aus dem "Almanach" zum diesjährigen Bundespresseball.
    Flüchtlings-Satire zu Bundespresseball (pa/dpa/Nietfeld)
    Das Satiremagazin "Almanach" wird jedes Jahr anlässlich des Bundespresseballs von der Bundespressekonferenz herausgegeben. So wurde die Ausgabe auch beim diesjährigen Ball von Hauptstadtjournalisten mit Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung am vergangenen Wochenende im Hotel Adlon verteilt.
    "Festhalten an Treibgut"
    Darin bietet eine angebliche "Bundesbade-Agentur" unter anderem ein "Vorschul-Flüchtlingsschwimmen (ab 3 Jahre)" an, "mit Festhalten an Treibgut, Tauchen bei hohem Wellengang, Springen vom Schlauchbootrand und Atemtechniken bei Nacht und Kälte". Eine Karte zeigt das Mittelmeer als Schwimmschule. Auch von einem Baby-Flüchtlingsschwimmen ist die Rede.
    Viele Journalisten verurteilten die Satire. Manche nennen die Aktion menschenverachtend, andere geschmacklos. Die Kolumnistin Silke Burmester sieht darin gar einen Fall für den Presserat.
    Kritik kam auch aus der Politik. Die Grünen-Bundesvorsitzende Simone Peter schrieb dazu: "So viel Zynismus und Menschenfeindlichkeit macht fassungslos."
    Simone Peter bei einer Rede
    Grünen-Vorsitzende Simone Peter. (dpa / picture-alliance / Bernd von Jutrczenka)
    Podcaster Tilo Jung ("Jung & Naiv") verteidigte hingegen die Aktion: "Satire ist Geschmackssache." Auch der Chefredakteur des "Focus", Ulrich Reitz, kann die Aufregung nicht verstehen. Die Satire sei "überhaupt nicht menschenverachtend, im Gegenteil: es macht in krasser Weise auf die menschenverachtenden Zustände im Mittelmeer aufmerksam", schrieb er auf seinem Blog.
    Die Bundespressekonferenz nahm am Mittwochnachmittag Stellung zu den Vorwürfen und bat um Entschuldigung. "Der Vorstand der Bundespressekonferenz bedauert, dass mit diesem Beitrag Gefühle und Wertvorstellungen verletzt worden sind", schreibt der Verein. Man habe in überspitzender Form auf die Katastrophe im Mittelmmer aufmerksam machen wollen. Der Beitrag sei innerhalb der Redaktion kontrovers diskutiert worden. Die Mehrheit der Redatkion habe sich für den Abdruck entschieden.
    Unterschiedliche Meinungen in der "Almanach"-Redaktion
    Wie zerstritten die Redaktion darüber tatsächlich war, zeigt das Statement von Mitglied Jens Peter Paul. "Tatsächlich ist das Stück ganz bitter und böse. Es ist anstößig. Es war Gegenstand mehrerer intensiver Diskussionen. Es gefällt mir selbst absolut nicht. Und lustig ist es erst recht nicht. Aber - Überraschung - das soll es auch nicht."