Zum Tod der Schauspielerin Jeanne Moreau

"Sie war von Anfang an eine Dame"

Volker Schlöndorff als Regieassistent mit Jeanne Moreau bei den Dreharbeiten in Mexiko zu "Viva Maria!" (1965).
Volker Schlöndorff als Regieassistent mit Jeanne Moreau bei den Dreharbeiten in Mexiko zu "Viva Maria!" (1965). © Deutsches Filminstitut, Frankfurt am Main / Sammlung Volker Schlöndorff
Regisseur Volker Schlöndorff im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese · 31.07.2017
Das Timbre eines Violoncellos, der Gang dem Gleiten eines Segelschiffes gleich: Wenn Regisseur Volker Schlöndorff von der Schauspielerin Jeanne Moreau spricht, gerät er ins Schwärmen. Nun ist die französische Filmlegende im Alter von 89 Jahren gestorben.
Orson Welles bezeichnete sie einst als "beste Schauspielerin der Welt". Regisseur Louis Malle soll ihre Stimme mit dem Klang eines Violoncellos verglichen haben. Kaum ein Regisseur konnte sich ihrer Persönlichkeit entziehen. Berühmt wurde Jeanne Moreau mit Filmen wie "Fahrstuhl zum Schafott" von Louis Malle und "Jules und Jim" von François Truffaut. Nun ist die Ikone der Nouvelle Vague mit 89 Jahren verstorben.
Jeanne Moreau und Jean-Marc Bory in einer Szene des Film "Les Amants" (Die Liebenden) von Louis Malle.
Jeanne Moreau und Jean-Marc Bory in einer Szene des Film "Les Amants" (Die Liebenden/1958) von Louis Malle.© picture alliance / dpa
"Das ist eine angekündigte, erwartete Nachricht gewesen", sagt Regisseur Volker Schlöndorff, der Moreau in jungen Jahren als Regie-Assistent bei Louis Malle kennengelernt hat. Damals stand Jeanne Moreau gemeinsam mit Brigitte Bardot vor der Kamera.
"Sie war nicht mehr ganz jung, sie war Mitte 30 und Brigitte Bardot war blühende Ende 20. Und man hat dann immer versucht, eine Rivalität zwischen den beiden zu konstruieren, auf die Jeanne klugerweise nie eingegangen ist", erzählt Schlöndorff. "Das war fantastisch, mit welcher Grandezza die Jeanne Moreau das getragen hat."
Moreau wurde am 23. Januar 1928 in Paris als Tochter eines Gastronomen und einer britischen Tänzerin geboren. Als 19-Jährige gab sie ihr Debüt im ehrwürdigen Pariser Theater Comédie-Française und spielte bald auch in Filmen mit, allerdings nur in kleinen Rollen.
Regisseur Volker Schlöndorff beim Berlinale Film Festival
Regisseur Volker Schlöndorff © Imago
"Sie hat ihre Karriere ziemlich spät, mit 30 wirklich begonnen", sagt Schlöndorff. "Aber sie war von Anfang an gleich eine Dame. Das Gegenteil von dem leichten Mädchen mit dem großen Herzen, war sie eher die große Dame, die durchaus nicht unberührbar war."

Sie hat "nie über ihre Affären gesprochen"

"Natürlich hat sie Rollen gespielt. Aber sie hat die Rollen mehr genährt mit ihrer eigenen Lebenserfahrung und was ihr zugestoßen war", so Schlöndorff. "Das war ja sehr viel. Sie hatte ein bewegtes Leben. Und das hat sie in ihre Rollen eingebracht. Das war vielleicht auch das einzige Mal, dass sie indiskret war, denn im Leben hat sie nie über ihre Affären gesprochen, hat immer diesen wundervollen Satz geprägt: Ich vergleiche meine Liebhaber nicht miteinander, im Gegensatz zu dem, was Männer tun."
Insgesamt spielte Moreau in mehr als 130 Filmen mit - unter Regisseuren wie Orson Welles, François Truffaut, Jean-Luc Godard, Luis Buñuel, Michelangelo Antonioni, Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder . (lk)
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