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Finanzmarkt
Ausländer profitieren vom deutschen Dividendensegen

Viel zu wenig Deutsche nutzen die Aktie als Sparform, bemängelt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in ihrer aktuellen Dividendenstudie. Dagegen kommen fast zwei Drittel der Anleger aus dem Ausland. Diese Dividenden gehen auch der heimischen Wirtschaft verloren.

Von Michael Braun | 06.04.2016
    Die große Anzeigetafel zeigt im Handelssaal der Börse in Frankfurt am Main den bis dahin erreichten Kursverlauf, während ein Händler davor auf seinem Platz sitzt.
    Nur Mut - Deutsche sollten ihr Geld in Aktien anlegen, empfiehlt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. (picture alliance / dpa / Christoph Schmidt)
    Daimler ist der neue Dividendenkönig der Saison. Und wenn VW nicht gänzlich patzt, also vielleicht doch mindestens 50 Cent Dividende ausschüttet, dürfte in der laufenden Saison ein neuer Rekord von mehr als 40 Milliarden Euro an ausgekehrten Unternehmensgewinnen herauskommen. Was gut klingt, erfüllt dennoch nicht die Faustregel, die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz aufgestellt hat: 50 Prozent der Gewinne an die Aktionäre auszuschütten. Diese Forderung werde nicht erfüllt, weiß Christian Röhl vom Institute for Strategic Finance, der für die Aktionärsvereinigung die Dividendenstrategie der börsennotierten Unternehmen untersucht hat.
    "Es sind in diesem Jahr in den Nebenwerten leicht an die 50 Prozent, in den großen Werten gehen wir eher in Richtung 45. Aber die Streubreite ist doch sehr groß. Jedes zehnte Unternehmen schüttet aus der Substanz aus. Das ist natürlich negativ."
    Aktionäre verlangen steigende Gewinne
    Dividenden aus der Substanz zu zahlen, kommt in der Regel nicht gut an. Es sei denn, die mauen Geschäfte und sinkenden Gewinne werden als vorübergehende Delle eingeschätzt. Dann verlangen Anteilseigner gleichwohl eine steigende Ausschüttung:
    "Ein Beispiel dafür ist dieses Jahr BASF. Da ist insbesondere durch die Rohstoffmärkte das letzte Ergebnis rückläufig gewesen. Trotzdem erhöht BASF die Dividende. Das ist natürlich auch, gerade bei einer großen Publikumsgesellschaft, die vielfach von institutionellen Anlegern aus dem Ausland gehalten wird, auf die Investoren zurückzuführen."
    BASF kommt derzeit auf eine Dividendenrendite von 4,4 Prozent. Und dass in einem Umfeld, wo Spareinlagen kaum noch Zins bringen. Auch hier gilt: Was sich gut anhört, kann ein Risiko verdecken. So, als die Aktien von RWE voriges Jahr noch mit einer Dividendenrendite von acht Prozent gehandelt wurden. Der Kurs war so niedrig, dass die gezahlte Dividende eine Verzinsung von acht Prozent ergab. Das aber war gefährlich hoch, sei eher ein schlechtes Zeichen gewesen, erklärt Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der Aktionärsvereinigung, den Umgang mit dem Beurteilungskriterium Dividendenrendite:
    Zwei Drittel der Ausschüttungen wandern ins Ausland
    "Je höher die Dividendenrendite, umso eher muss man die Frage stellen: Ist das Geschäftsmodell eigentlich noch intakt oder hat die Börse im Kurs schon längst erkannt, dass eventuell bald dort die Lichter ausgehen."
    Dennoch ist die DSW natürlich weit entfernt davon, von der Aktie als einer Sparform abzuraten. Viel zu wenig Deutsche nutzten dieses Instrument und bekämen deshalb auch nichts vom aktuellen Dividendensegen ab, einfach, weil die Eigentümer mehrheitlich Ausländer seien:
    "Wir sehen auch, dass ungefähr zwei Drittel nicht im Inland bleiben, nicht in den Portemonnaies der deutschen Anleger, sondern ins Ausland wandern. Das ist erst mal kein Problem. Aber warum erkennen die deutschen Anleger nicht den Mehrwert, den sie schaffen. Und warum investieren sie nicht in ihre heimische Wirtschaft. Das ist für uns ein Rätsel."
    Natürlich gibt es keinen einklagbaren Anspruch auf Dividende. Insofern, so die DSW, sei die Dividende nicht der neue Zins. Sie könne auch ausfallen. Aber auch Unternehmensanleihen, wie zuletzt vor allem die aus dem Mittelstand, oder – wie bei Griechenland gesehen – Staatsanleihen könnten kippen.