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Bundestagssportausschuss
Wenig Erhellendes in Sachen DFB-Affäre

Wolfgang Niersbach war eingeladen im Bundestagssportausschuss zur DFB-Affäre Rede und Antwort zu stehen. Er sagte aber ab, die Teilnahme ist freiwillig. Dennoch tagte der Ausschuss - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So konnte er keine Antworten auf die drängendsten Fragen in der Affäre geben.

Von Robert Kempe | 04.11.2015
    2006 war Theo Zwanziger (l.) noch Präsident des Deutschen Fußball-Bundes und Wolfgang Niersbach Generalsekretär
    2006 war Theo Zwanziger (l.) noch Präsident des Deutschen Fußball-Bundes und Wolfgang Niersbach Generalsekretär (picture alliance/dpa/Fredrik von Erichsen)
    Selbst wenn es um das sogenannte Sommermärchen 2006 geht, dem auch von der Politik so oft bemühten identitätsstiftendem Ereignis, will der Sportausschuss die Öffentlichkeit nicht dabei haben. Türen zu, hieß es bei der Sitzung, bei der man eigentlich Antworten wollte. Doch einzig das Bundesinnenministerium blieb als Auskunftsgeber übrig, nach der Absage von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
    Ein hoher DFB-Funktionär nahm dennoch an der Sitzung teil. CDU-Politiker Reinhard Grindel, stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses und zugleich Schatzmeister im Deutschen Fußball-Bund. Nicht nur die Opposition fragte sich, wessen Interessen Grindel eigentlich heute vertrat. Der Linkenpolitiker André Hahn: "Er hat Zugang zu den Unterlagen. Er könnte uns also auch berichten, wenn er es denn will. Er hat sich ja bis jetzt sehr auffällig zurückgehalten in dieser Sache. Möglicherweise wegen eigener Ambitionen auf die Nachfolge von Herrn Niersbach, da wird ja viel spekuliert."
    Mit den Medien wollte Grindel nicht sprechen. Im Ausschuss löste er aber Irritation aus - er behauptete zum Beispiel, dass sich die Beteiligten des DFB-Skandals derzeit nicht äußern würden, weil eine externe Untersuchung laufe und die Abstimmung von Aussagen vermieden werden solle. Das verwunderte - denn etwa Theo Zwanziger, Franz Beckenbauer, Horst R. Schmidt haben sich längst zur Sache erklärt. Diese drei wurden aber vom Ausschuss nicht eingeladen. Dafür die Grüne Claudia Roth. Erst seit 2007 im DFB engagiert, war sie über ihre Einladung sichtlich verärgert. Zur Sache selbst könne sie wenig beitragen: "Ich würde mir schon wünschen, dass man eine sachgerechte Einladungspraxis wählt. Wenn dann bitte alle. Otto Schily ist eingeladen worden, Otto Schily hat zugesagt. Er wird wohl kommen in einer der nächsten Sitzungen. Das ist gut. Otto Schily hatte einen Nachfolger 2005 - der heißt Wolfgang Schäuble. Also macht es natürlich Sinn, Wolfgang Schäuble einzuladen."
    Zehntausend Seiten Akten auswerten
    Der aktuelle Bundesfinanzminister löste 2005 Otto Schily als Innenminister und damit auch als Mitglied im Aufsichtsrat des WM-Organisationskomitees ab. Noch über zehntausend Seiten Akten müsse man dazu auswerten, teilte BMI-Staatssekretär Ole Schröder im Ausschuss mit. Nach derzeitigem Kenntnisstand seien im Zusammenhang mit der ominösen 6,7 Millionen Zahlung aber keine öffentlichen Gelder geflossen.
    Noch sparsamer mit Auskünften ist derzeit der DFB - selbst gegenüber seinen Vorstandsmitgliedern. Das kritisierte Ingo Wellenreuther, CDU-Ausschussmitglied, Präsident des Karlsruher SC und außerdem im DFB-Vorstand: "Also unmittelbar wurden wir nicht förmlich informiert, vieles entnehmen wir auch der Presse beziehungsweise den Verlautbarungen jetzt der Staatsanwaltschaft. Momentan hat es noch keine Sondersitzung des DFB-Vorstands gegeben. Ich würde das begrüßen. Die nächste Sitzung ist am 3.Dezember, aber es wäre, glaube ich, hilfreich, wenn wir vorher zusammenkommen würden. Das muss das DFB-Präsidium machen." Doch wichtiger sind Antworten für die Öffentlichkeit. Der Sportausschuss konnte dazu nicht viel beitragen.