Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Bundestagswahl 2017
Für Volker Beck wird es eng

Volker Beck sitzt seit 1994 für die Grünen im Bundestag. Dort will er trotz mehrerer Skandale auch bleiben. Doch der Rückhalt in seiner Partei schwindet.

Von Moritz Küpper | 02.12.2016
    Volker Beck, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, spricht am 13.11.2016 beim Bundesparteitag in Münster (Nordrhein-Westfalen).
    Innerhalb der eigenen Partei wird der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Volker Beck, zunehmend kritisch gesehen. (dpa/ picture alliance / Bernd Thissen)
    Sei es Gewerkschaftsboss Frank Bsirske:
    "Volker Beck ist eine Persönlichkeit, die den Grünen über viele Jahre Profil gegeben hat."
    Die Schauspielerin Hella von Sinnen, der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff oder der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster:
    "Volker Beck setzt sich seit Jahrzehnten für die Belange der jüdischen Gemeinschaft ein."
    Engagierter Einsatz für Minderheiten
    Seit Monaten trommeln prominente Köpfe dafür, dass Beck – der Dienstälteste der Grünen NRW-Bundestagsabgeordneten – erneut einen sicheren Listenplatz bekommen soll. Das Hauptargument dabei: Sein Engagement gegen Diskriminierung und für die Rechte von Flüchtlingen, Migranten und Minderheiten:
    "Volker Beck hat sich seit vielen Jahren um die historische Aufarbeitung der NS-Verbrechen an Sinti und Roma und um die gesellschaftliche Gleichstellung gemacht."
    Sagt auch deren Zentralratsvorsitzende Romani Oskar Rose:
    "Ich bitte seine Partei, seine Erfahrung auch zukünftig im deutschen Parlament für unsere Minderheit zu nutzen."
    Doch: Danach sieht es aktuell nicht aus – und hat den NRW-Grünen vor ihrem Treffen an diesem Wochenende in Oberhausen so eine ungewöhnliche wie öffentlichkeitswirksame Konstellation beschert:
    "Ich fahre nach Oberhausen, um dort der Partei ein Angebot zu machen. Ich denke eine gute Liste, eine gute Bundestagsfraktion besteht aus Erfahrung und Erneuerung."
    Sagt Beck selbst. Doch diesmal sieht es eher nach letzterem aus: Halten die Grünen ihr letztes Wahlergebnis, gelten die ersten 14 Listenplätze als aussichtsreich. Die Hälfte davon steht jedoch weiblichen Bewerbern zu und auf den sechs bis sieben aussichtsreichen Männerplätzen drängeln sich viele Bewerber, darunter ein paar jüngere Kandidaten ohne Altlasten wie der NRW-Parteichef Sven Lehmann.
    Viel Kritik aus der eigenen Partei
    "Es ist bei uns Grünen ein demokratischer Akt, wo die Delegierten darüber entscheiden, welche Frau und welcher Mann jeweils auf einen Einzelplatz kommt."
    Äußert sich Mona Neubaur, der zweite Kopf der NRW-Grünen, diplomatisch. Doch innerhalb der Partei wird Beck zunehmend kritisch gesehen: Sein öffentlichkeitswirksamer Wahlkampf um den Listenplatz bestätigt viele in der Haltung, Beck sähe erst sich – und dann die Partei. Trotz eines Dementis:
    "Niemand ist unersetzlich, trotzdem glaube ich, dass ich was einzubringen habe."
    Dass er im Frühjahr mit einer "betäubungsmittelsuspekten Substanz", wohl Crystal Meth, erwischt wurde, spielt da weniger eine Rolle: Vielmehr stören sich viele Grüne an seinem Verhalten im letzten Bundestagswahlkampf 2013. Damals machte ein Buchbeitrag Becks aus den 80er-Jahren Schlagzeilen, in dem eine Forderung nach Entkriminalisierung von Pädosexualität erhoben wurde. Der Text sei verfälscht worden, behauptete Beck – und wurde widerlegt. Er sei ein Risiko für die Partei, sagen manche – und raten zu einem Abschied in Würde. Davon will Beck nichts wissen:
    "Ich bin der Typ, ich kämpfe für ein Ziel. Und bis ich für das Ziel kämpfe, mache ich mir keinen Plan B. Und wenn es dann anders kommt, dann muss man neu schauen. Da bin ich ganz gelassen."
    Es wird erwartet, dass Beck heute Abend bei den zweitstelligen Listenplätzen in eine Kampfkandidatur geht. Ausgang offen, Grünen-Parteitreffen haben eine eigene Dynamik. Eines steht aber bereits vor diesem Abend fest: Die Personalie Beck wird dieses Wochenende der NRW-Grünen überstrahlen – so oder so.