Zum Tod von Eduard Uspenski

Geschichten kindlicher Rebellion vom Schöpfer einer Kultfigur

Die von Eduard Uspenski erfundene Figur Tscheburaschka zu Gast in einem Studio des Deutschlandfunks Kultur in Berlin
Die von Eduard Uspenski erfundene Figur Tscheburaschka zu Gast in einem Studio des Deutschlandfunks Kultur in Berlin © Vladimir Balzer
Wladimir Velminski im Gespräch mit Vladimir Balzer · 15.08.2018
1966 schuf der Kinderbuchautor Eduard Uspenski das Fantasiewesen "Tscheburaschka". Seitdem ist die Figur fester Bestandteil russischer Populärkultur. Nun ist Uspenski gestorben. Kulturwissenschaftler Wladimir Velminski analysiert die Rolle von Schöpfer und Geschöpf.
Was für ein Wesen oder Tier Tscheburaschka eigentlich ist, sei bis heute nicht geklärt, sagte Kulturwissenschaftler Wladimir Velminski im Deutschlandfunk Kultur. Passend dazu seien die Geschichten, in denen Tscheburaschka immer wieder versuche, sich an den sowjetischen Alltag anzupassen, daran aber scheitere. Dazu trage nicht unwesentlich bei, dass dieses Nicht-Gelingen schon im Namen stecke. Der sei nämlich eine Wortkonstruktion, in der das Hinunterfallen, Hinunterplumpsen oder etwas fallen lassen enthalten sei.
Dass die Figur bis heute so populär in Russland sei, liege nur vordergründig an ihrer Niedlichkeit, so Velminski. Uspenski habe es geschafft, durch die Art und Weise, seine Geschichten zu verpacken, einerseits Kinderautor zu bleiben, andererseits aber durch die Darstellung von Alltäglichkeit auch Erwachsene anzusprechen.

Große Popularität auch in Japan

Nach dem Ende der Sowjetunion wurden zwar noch Tscheburaschka-Zeichentrickfilme produziert. Sie konnten aber nie an den Kultstatus der frühen Produktionen heranreichen. "Tscheburaschka ist aber über die Sowjetunion hinaus in Japan sehr bekannt geworden. Die Japaner begeistern sich sehr für diese Figur. Und es sind ja auch tolle Geschichten. Es macht immer wieder Spaß sie zu lesen."
Bildnummer: 50309049 Datum: 11.10.2003 Copyright: imago/Sergienko Schriftsteller Eduard Uspenskij (RUS) auf der Frankfurter Buchmesse, Personen; 2003, Frankfurt am Main, Buchmessen, Messe, Messen, Uspenski, Uspensky; , hoch, Kbdig, Einzelbild, close, Deutschland, Randbild, People / Literatur, Kunst
Schriftsteller Eduard Uspenski auf der Frankfurter Buchmesse 2003© imago/Sergienko
"Uspenski war ein sehr gelassener und charismatischer Mann", erklärte Velminski, der ein Seminar bei Uspenski besucht hat. "Er sprach sehr leise, aber zog gerade dadurch eine große Aufmerksamkeit auf sich. Im Seminar war es unglaublich still, weil alle versuchten, seinen Erzählungen zu lauschen. Und er war ein toller Erzähler. Das war sehr eindrücklich."
Seine Geschichten, auch die anderer von ihm geschaffener Figuren, erzählten immer eine kleine Rebellion, so Velminski weiter. "Es ist auch immer eine Art kindlicher Rebellion, der er in seinen Geschichten Platz gibt. Das ist natürlich ein sehr dankbarer Stoff für Animationsfiguren und damit hat er Millionen begeistert."
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