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Bundeswehr im Ebola-Gebiet
Hilfseinsatz oder unkalkulierbares Wagnis?

Die ersten Helfer der Bundeswehr sind ins Ebola-Gebiet nach Liberia aufgebrochen. Nach einer nervenaufreibenden Vorbereitung in den letzten Wochen wird es nun ernst. Denn dort müssen sie sich nicht nur vor der Krankheit in Acht nehmen, sondern auch vor Angriffen aus der Bevölkerung.

Von Mirko Smiljanic | 14.11.2014
    In Schutzanzügen nehmen freiwillige Helfer der Bundeswehr am 23.10.2014 in der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen (Schleswig-Holstein) an einer Ausbildung zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika teil. Während des fünftägigen Intensivkurses werden die Teilnehmer sowohl theoretisch, als auch praktisch auf ihre Aufgabe in Westafrika vorbereitet.
    In Schutzanzügen bereiten sich Helfer der Bundeswehr in Appen in Schleswig-Holstein auf ihren Einsatz im Ebola-Gebiet in Liberia vor. (picture alliance / dpa / Bodo Marks)
    Monrovia, Pan-African Beach, Anfang Oktober 2014. Die Band Sharebro Son hat zum "Ebola Awareness Freestyle Festival" geladen: "Neo Electric African Diasporic Music" – eine Mischung aus Rasta, Rap und Hip-Hop.
    "Ebola ist nicht cool, Ebola ist eine Krankheit" singt Frontmann Chief Boima und rappt auf einer improvisierten Bühne vor Holzhütten, im Hintergrund wiegen sich mächtige Palmen im heißen Wind des Atlantik. Aufklärung mit Mitteln der Musik, Aufklärung über eine Epidemie, wie sie die Welt schon lange nicht mehr erlebt hat.
    Westafrika stehe derzeit vor dem größten und komplexesten Ausbruch des Ebolafiebers, sagt Sarah Ann Cumberland, Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation WHO, und vor den Vereinten Nationen schickt Generalsekretär Ban Ki Moon in dramatischen Worten an die Staatengemeinschaft: der Kampf gegen Ebola sei eine globale Aufgabe! Wirklich viel ist seit dem 25. registrierten Ausbruch der Epidemie im April 2014 allerdings nicht geschehen. Das muss auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier eingestehen:
    "Ich verstehe jeden, der sagt, die internationale Staatengemeinschaft tut nicht genug. Und wahrscheinlich ist der Vorwurf auch richtig, dass wir auf die Größenordnung der Epidemie nicht wirklich vorbereitet waren."
    Erst seit wirklich jedem klar geworden ist, wie schnell Reisende Ebola-Viren per Flugzeug über den Globus verteilen können, reagieren die reichen Nationen. Die Vereinigten Staaten und die Europäische Union stellen mittlerweile Hilfsgelder in Höhe von mehreren Milliarden Euro zur Verfügung. Leider nur lässt sich das Ebola-Fieber alleine mit Geld nicht bekämpfen: Es fehlt in Westafrika vor allem an geschultem Personal! Ärzte und Helfer, Handwerker und Logistiker. Diese Lücke versuchen derzeit in einer gemeinsamen Aktion das Deutsche Rote Kreuz und die Bundeswehr zumindest für Liberia teilweise zu schließen.
    "Ich werde heute einen Aufruf innerhalb der Bundeswehr starten, dass diejenigen, die können und wollen, sich melden. Die müssen dann wissen, dass sie genaue Informationen bekommen, ausgebildet werden und vor allem den Schutz haben, dass wenn etwas passiert vor Ort, sie dann auch zurückgeführt werden nach Deutschland."
    Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 22. September 2014. Einige Hundert Bundeswehrangehörige bewarben sich daraufhin, in die engere Auswahl kamen am Ende rund 200 Männer und Frauen. Eine erste Gruppe ist heute vom Flughafen Berlin-Tegel aus nach Monrovia zu ihrem Einsatz gestartet, auf den sie vor wenigen Wochen intensiv vorbereitet wurde.
    Kunststoffschicht als Lebensversicherung
    20. Oktober 2014, 11 Uhr vormittags. Kühl scheint die Herbstsonne von einem strahlend blauen Himmel auf das weitläufige Gelände der Marseille-Kaserne Appen bei Hamburg. Mächtige Kastanienbäume mit gold-gelben Blättern säumen die Straßen der Unteroffiziersschule, kaum Autos, Ruhe. Nur am hinteren Ende einer Wiese, wo mehrere Straßen zu einer großen Halle führen, herrscht reger Betrieb.
    "Major Simon ist hier der Ausbildungsleiter vor Ort, und wir gehen jetzt gleich hier durch diese Tür rein. Auf der rechten Seite von Ihnen aus gesehen werden Sie dann Bilder sehen von Auszubildenden, die das Anziehen dieser Schutzausrüstung üben, und von Ihnen aus auf der linken Seite werden Sie die beiden Module sehen, wo dekontaminiert wird, anschließend Ausziehen dieser Ausstattung."
    In dieser Halle der Marseille-Kaserne werden alle Bundeswehrsoldaten und -soldatinnen für die Ebola-Hilfsmission in Westafrika vorbereitet. Fünf Tage intensives Training, das Antworten auf fünf Fragen vermittelt: Was ist Ebola? Wie werden Ebola-Patienten behandelt und gepflegt? Wie schützen sich Helfer vor infektiösen Patienten? Welche kulturellen und psychologischen Bedingungen herrschen während des Einsatzes? Und wie sieht der sichere Umgang mit der Schutzausrüstung aus?
    "Sie haben einmal den Schutzanzug, der aus dem entsprechenden Material, was virendicht sein muss, gefertigt ist, ..."
    ... erläutert dieser Soldat und entfaltet vorsichtig einen der gelben Anzüge.
    "... Sie haben eine Schutzhaube mit einer banalen Operationsmaske, die Sie aber tragen mit einer Feinpartikelmaske, einer FFP3-Maske. Und Sie haben eine Gummischutzschürze, ähnlich wie so eine Metzgerschürze. Und das reicht eigentlich aus in einer Kombination mit einer skiähnlichen Brille und dicken Handschuhen, mehrfach dicken Handschuhen, damit sind Sie gut geschützt."
    Alles ist wichtig auf dem fünftägigen Lehrgang in Appen. Der Umgang mit der polyethylenbeschichteten Schutzkleidung – dem "Personal Protective Equipment", wie es bei der Bundeswehr heißt – ist aber der mit Abstand wichtigste Programmpunkt! Die nur wenige Zehntel Millimeter dünne Kunststoffschicht ist die Lebensversicherung der Soldaten und Soldatinnen, sie ist die einzige Barriere zwischen den tödlichen Viren und dem eigenen Körper.
    "In dem Moment, wo Sie nichts mehr sehen oder irgendetwas verrutscht ist, bedeutet das für Sie, wir brechen jetzt den Einsatz hier ab. Weil, jede Fehlhandlung hat schwerwiegende Folgen, deswegen werden Sie das nicht durchführen. Und das ist ganz wichtig, dass die Lehrgangsteilnehmer auch hier erkennen, wo sind meine persönlichen Grenzen."
    Und die sind schnell erreicht! Im Schutzanzug ist es heiß und stickig, das Atmen fällt schwer, sprechen ist kaum möglich, schildert diese Soldatin.
    "Das ist wirklich schwierig mit der Kommunikation, das ist aber auch schwierig in Deutschland mit den Schutzanzügen, die wir hier haben. Man braucht entweder ein Funksystem, oder man muss sich wirklich tüchtig anschreien - durch die Haube durch. Was man halt auf den Ohren hat, das ist eine Schallbarriere, da kommt nicht mehr viel an, das ist hier ähnlich, weil ja die Haube die Ohren bedeckt, und man hat vor dem Mund noch eine Maske, man muss sich anschreien und nach Möglichkeit mit Zeichensprache verständigen.
    Stunde um Stunde trainieren die zukünftigen Helfer das Anziehen des Schutzanzuges, vor allem aber das Ausziehen. Denn dieser Moment ist besonders kritisch: Die Helfer sind nach 90 Minuten – länger hält den Einsatz bei Außentemperaturen von über 40 Grad Celsius niemand aus – durchgeschwitzt und erschöpft, müssen aber in diesem Zustand eine bis ins kleinste Detail vorgeschriebene Prozedur durchlaufen, die mit einer äußeren Desinfektion beginnt.
    "Der Kollege ist jetzt gerade in die Dekontaminationsschleuse eingetreten, das heißt, er verlässt jetzt den Hochrisikobereich, in dem er die infektiösen Patienten versorgt hat, und wird jetzt von einem Kameraden mit Chlor abgesprüht, um eben ihn von Viruspartikeln zu reinigen."
    Unbedachte Bewegungen können gefährlich sein
    Der nächste Schritt – das Ausziehen des Anzuges – ist riskant, weil bei unbedachten Bewegungen die äußere Schicht des Schutzanzuges mit der Haut in Kontakt kommen kann.
    In Freetown, Sierra Leone, wird ein Ebola-Toter begraben.
    In Freetown, Sierra Leone, wird ein Ebola-Toter begraben. (AFP / Florian Plaucheur)
    "Wo immer der Mensch gefordert ist, ein System am Laufen zu halten, ist natürlich eine gewisse Fehlerquelle gegeben, und das ist beim Ablegen dieses Anzuges auch so. Das heißt, unsere Aufgabe ist es ja hier, die Teilnehmer zu trainieren, dass sie auch unter Belastung oder nach der Belastung – man schleust sich, nachdem man die Patienten versorgt hat, aus – in der Lage sind, sicher, ruhig und korrekt den Anzug abzulegen. Denn da muss man sich absolut konzentrieren, es darf einfach kein Fehler unterlaufen."
    Was die Soldatin fordert, ist schon deshalb nicht leicht umzusetzen, weil Ärzte und Helfer der Bundeswehr in Monrovia ein sehr spezielles Arbeitsumfeld vorfinden. Da sind zunächst einmal die klimatischen Bedingungen.
    "Wir haben zurzeit Regenzeit in Westafrika, das wird noch bis Ende November so gehen."
    Werner Strahl, Kinderarzt und Vorsitzender der Hilfsorganisation "Cap Anamur – Deutsche Notärzte e.V.", war erst kürzlich für einen Hilfseinsatz im Ebolagebiet:
    "Wo neben hohen Temperaturen riesige Regengüsse jeden Tag niedergehen. Wenn man jetzt richtige feste, richtige Häuser bauen würde, dann wäre das einmal sehr aufwendig, dauert sehr lange und hat klimatisch nicht die Vorteile, die wir mit ganz einfacher Bauweise erreichen können. Wir haben über unseren Lagern ein Wellblechdach, und unter dem Dach muss die Luft auch vorbeistreichen können, damit es halbwegs aushaltbar ist. Es ist eine feste Bodenplatte aus Beton, darauf sind Holzständer gebaut, diese Holzständer werden mit Plastikwänden umzogen sozusagen, die auch noch Luft durchstreichen lassen, damit es noch kühler wird."
    300 Ärzte und Pfleger betreuen 100 Patienten. 90 Prozent des Personals stammt aus Liberia, den Rest stellen Angehörige der Bundeswehr und des Deutschen Roten Kreuzes. Ohne einheimische Mitarbeiter geht gar nichts! Sie schaffen Akzeptanz und Vertrauen, vor allem aber kennen sie die lokalen Traditionen. Nur wer die westafrikanische Kultur versteht, kann Ebola erfolgreich bekämpfen, so Werner Strahl.
    "Westafrika hat eine ungeheuer freundliche Bevölkerung, und da gehört die Berührung des Nachbarn, des Freundes dazu, man schlägt sich auf die Schulter, man umarmt sich gerne, man geht eng zusammen, und man hat besondere Sitten zum Beispiel in der Beerdigung von Verstorbenen. Dazu gehört es, dass sich die ganze Familie von dem Toten verabschiedet durch Berührung, durch Küssen des Toten auf die Stirn zum Beispiel, der Tote muss von den Familienangehörigen gewaschen werden. Das Ganze wird getan auch, damit die Ahnen von oben zugucken können, dass es tatsächlich erfolgt ist, dieser gute, schöne Ritus."
    Der aber leider die meisten Neuinfektionen verursacht und deshalb vorsichtig, aber konsequent geändert werden muss.
    Nun haben die Helfer der Bundeswehr keine Außeneinsätze, kommen mit der Not der Familien nur am Rande in Berührung. Aber auch so ist die psychische Belastung enorm. Warum melden sich die Helfer für diesen Job?
    "Die Motivation ist hier, etwas Sinnvolles zu tun für mich, in erster Linie. Natürlich auch ein Stück weit die Herausforderung, das wäre jetzt mein vierter Einsatz. In erster Linie bleibt hier aber, endlich mal etwas Sinnvolles zu tun und das Deutsche Rote Kreuz zu unterstützen, die Seuche dort unten in Liberia, Monrovia, einzudämmen."
    Unterschiedlichste Motivation für den Einsatz
    Für diesen Soldaten mag das Motivation genug sein, aber wie sagt er es seiner Familie?
    Mikroskop-Aufnahme des Ebola-Virus
    Mikroskop-Aufnahme des Ebola-Virus (picture alliance / dpa / Foto: Frederick A. Murpy / Cdc Handout)
    "Ich habe zwei Kinder, die Tochter ist dreizehn, der Sohn ist sieben. Und der Tochter habe ich das vermittelt und dem Sohn erkläre ich das halt anders."
    Was bei den Kindern trotzdem Ängste erzeugte, aber es seien – sagen viele Soldaten – "normale" Ängste, die immer auftauchen, wenn Vater oder Mutter in Auslandseinsätze gehen. Und die Soldaten selbst? Haben sie Angst vor dem Einsatz in Monrovia?
    "Angst ist das falsche Wort. Ich bin jetzt gut ausgebildet worden, um den Umgang zu meistern. Natürlich schwingt immer ein bisschen Sorge mit, aber nicht nur, was passiert, wenn ich mich anstecke, was passiert auch in diesen Wochen, während ich weg bin, zu Hause, was ist mit meiner Familie. Aber Angst ist ein absolut falsches Wort dafür."
    Angst vor dem Ebola-Virus hat niemand, aber gehörigen Respekt. Vielleicht zielt die Angst unterschwellig auch auf etwas anderes: Die Helfer werden während ihres Einsatzes mit Sterbenden in Kontakt kommen, und zwar täglich.
    "Das wird eine große psychische Belastung werden, und ich kann noch nicht sagen, wie wir damit umgehen, das müssen wir erst einmal auf uns einwirken lassen. Der erste Schritt ist, sich zumindest schon mal darauf einzustellen, dass wir sehr viele sterbende Menschen betreuen und begleiten werden. Und dann muss jeder für sich sehen, wie kommt er damit klar, und dann wird es auch Nachsorgesysteme nach der Rückkehr geben, und wie es gerade geplant ist, auch schon im Einsatzland durch Truppenpsychologen, die uns auch dann begleiten."
    Und viel Arbeit haben werden. Die psychische Belastung eines solchen Einsatzes ist groß, das weiß auch Werner Strahl von "Cap Anamur" aus Erfahrung:
    "Wenn man viel Elend gesehen hat in der Dritten Welt, dann muss man sich etwas zurückziehen. Man muss sagen, das ist jetzt hier meine Pflicht und Aufgabe. Aber man wird immer wieder erleben, dass besondere Situationen einen sehr am Herzen treffen, wenn Eltern versterben, die kleinen Kinder übrig bleiben, und was geschieht mit den Kindern? Aber auch umgekehrt, wenn jemand Ebola überstanden hat, eigentlich fröhlich nach Hause gehen will und von der Familie nicht mehr akzeptiert wird, weil er ja vielleicht von der Familie verdächtigt wird, er könnte ja noch etwas haben."
    Die freiwilligen Helfer der Bundeswehr verlassen sich auf die Qualität der Ausbildung und auf das Versprechen ihrer Ministerin, Ursula von der Leyen, dass im Notfall jeder, der sich trotz aller Vorsichtsmaßnamen mit dem Ebola-Virus infizieren sollte, nach Deutschland ausgeflogen wird.
    "Wir haben versichert, dass wir alles tun, dass sie, sollte ihnen etwas geschehen, auch zurückgebracht werden. Diese Versicherung steht! Wir haben verschiedene Optionen, nämlich einerseits die Möglichkeit den Rückgriff auf Transportflugzeuge, die auch von den Amerikanern genommen werden für einen Fall, der heute noch nicht eintreten kann, weil noch keine Freiwilligen da sind. Zweitens, wir sind dabei, Luftfahrzeuge umzurüsten, in diesen Tagen ist das erste dann auch soweit."
    Kaum hatte die Ministerin diese Versicherung gegeben, widersprachen ihr hochrangige Vertreter des Bundesverteidigungsministeriums. Weil man keine ebola-tauglichen Flugzeuge habe, würden infizierte Soldaten in Liberia bleiben und nach dem Grundsatz "Stay and Play" behandelt. Diese Probleme, versichert Brigadegeneral Michel Traut vom Kommando Streitkräftebasis Bonn, seien mittlerweile aber ausgeräumt.
    Kein Auftreten als Soldaten
    "Wenn der Einsatz von Freiwilligen der Bundeswehr beginnt, wird die Rettungskette sicher stehen. Wir werden sowohl fliegende Plattformen haben, die Kontaktpersonen nach Hause bringen können, als auch die entsprechenden Patienten-Transporteinheiten, die ja schon vorgestellt worden sind."
    Eine junge Frau betet in der Nähe von Monrovia für ein Ende der Ebola-Epidemie.
    Eine Ausgangssperre gilt zwar weiterhin, aber der Notstand in Liberia wird aufgehoben. (picture alliance / dpa / Ahmed Jallanzo)
    Die freiwilligen Helfer der Bundeswehr treten nicht als Soldaten auf: kein Gewehr, keine Uniformen. Die Bundeswehr unterstützt das Deutsche Rote Kreuz – mehr nicht! Das ist auch aus psychologischen Gründen wichtig, denn die Lage in Liberia ist aufgrund der Epidemie angespannt, immer wieder werden Helfer attackiert. Auch auf solche Situationen werden die Freiwilligen bei ihrem Training in Appen bei Hamburg vorbereitet.
    "Das Problem ist, wenn die Angehörigen mitkriegen, dass ihre eigenen Patienten dort nicht gut versorgt werden, und dann wird gesagt, okay, ich muss die da rausholen, weil sie zu Hause vielleicht besser versorgt werden. Deswegen muss man dort unten ein gutes Management machen, dass dort die Patienten bestmöglich versorgt werden, und dann denke ich, werden wir auch keine Probleme mit der Bevölkerung kriegen."
    Und was geschieht mit den Soldaten nach ihrem Einsatz in Monrovia? Kehren sie womöglich mit dem Stigma zurück, doch – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen – Viren eingeschleppt zu haben?
    "Nein, um das Stigma mache ich mir wirklich keine Sorgen! Ich muss sagen, ich habe keine Angst! Aber es ist nicht so, dass ich nach Hause komme, und es ist alles easy going, das ist nicht richtig, aber vor Stigmata habe ich keine Angst, das wäre auch ganz traurig, wenn das so wäre. Also wenn wir in unserer aufgeklärten westlichen Welt mit Stigmata leben müssten, dann wäre ich sehr traurig."
    Trotzdem ist Vorsicht geboten, die zum Beispiel dazu geführt hat, dass die Namen der Helfer nicht genannt werden sollen. Der Ebola-Einsatz in Liberia ist eben doch nicht vergleichbar mit den üblichen Bundeswehrmissionen.
    "Ich mach mich darauf gefasst, dass ich im Gegensatz zu anderen Einsätzen – ich bin vom Flughafen gekommen, nach Hause zur Familie, das war alles wunderbar – hier ist die Situation eine andere, dass ich erst einmal drei Wochen eine Zwangspause nehmen muss, bevor ich tatsächlich nach Hause gehen darf, oder mich meine Familie wieder nach Hause lässt in Anführungszeichen gesetzt. Weil, ich mache das, damit sich meine Familie und meine Frau wohlfühlen."
    Monrovia, Pan-African Beach, Anfang Oktober 2014. Das "Ebola Awareness Freestyle Festival" war ein voller Erfolg. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Chief Boima medizinische Aufklärung mit Mitteln der Musik macht. Ob je ein Bundeswehrhelfer diese mitreißende Mischung aus Rasta, Rap und Hip-Hop am Strand von Monrovia erleben kann, ist aber zweifelhaft. Etwa vier Wochen arbeiten sie fast täglich im Behandlungscenter der Bundeswehr. Freie Zeit bleibt da nicht.