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Bundeswehr
Luftwaffe plant Nachfolger für Tornado

Die Luftwaffe der Bundeswehr regt die Entwicklung eines neues Waffensystems an. Nach Informationen des Deutschlandfunks soll das Rüstungsprojekt in rund 20 Jahren den Kampfjet Tornado ablösen, der dann wahrscheinlich nicht mehr wirtschaftlich eingesetzt werden kann.

Von Rolf Clement | 14.09.2016
    Ein Kampfflugzeug vom Typ «Tornado» des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 «Immelmann» der Luftwaffe der Bundeswehr setzt am 02.12.2015 in Jagel (Schleswig-Holstein) zur Landung auf dem Fliegerhorst an.
    Ein Kampfflugzeug vom Typ "Tornado": Nachfolger bis Mitte der 2030er-Jahre erforderlich (picture-alliance / dpa / Carsten Rehder)
    Wenn die Kampfflugzeuge der Bundeswehr, der Tornado und der Eurofighter, in die Jahre gekommen sein werden, will die Luftwaffe sie durch ein Luftkampfsystem der Zukunft, wie es in den internen Papieren heißt, ablösen. Nach Informationen des Deutschlandfunks soll dieses Luftkampfsystem aus einer hochtechnologisch ausgerüsteten bemannten fliegenden Systemplattform und einem möglicherweise unbemannten Kampfjet bestehen. Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner: "Zunächst einmal denken wir an ein bemanntes Luftfahrzeug, das die Aufgaben des Tornados übernehmen kann. Und das in der Lage ist, so ein Combat Air System zu führen. Dieses Luftfahrzeug wird sicherlich nicht in allzu großer Stückzahl verfügbar sein. Ergänzend deswegen unbemannte Luftfahrzeuge, die einfacher gebaut sind, deswegen kostengünstiger zu haben sind und sich gegenseitig im Team dann ergänzen."
    Hintergrund der Überlegungen ist, dass die technologische Entwicklung reine Kampfflugzeuge schwer handhabbar und in der nötigen Stückzahl kaum noch finanzierbar macht. Vor allem bei Einsätzen in Risikolagen, also in Kampfeinsätzen, bei denen der Gegner auch über eine aktive Luftwaffe verfügt, ist die Gefahr, Einsatzsoldaten und teure Plattformen zu verlieren, besonders groß. Die Plattformen sind Flugzeuge, die zu einem Kommandostand ausgebaut werden, in denen also Informationen gesammelt werden, die für eine Operation gebraucht werden, aus denen heraus dann auch Soldaten den Waffengebrauch entscheiden und überwachen. Die Entscheidung über das Ob und das Wie eines Waffeneinsatzes bleibt also bei Soldaten. Auch bei den sich schnell wandelnden Einsatzszenarien sieht die Luftwaffe immer noch traditionelle Aufgaben, die sie mit fliegenden Systemen erfüllen muss. General Müllner: "Ich denke ganz allgemein, im Bereich Land, See und Luft, wird man auch noch die klassischen und konventionellen Bedrohungen auch in der Zukunft noch haben."
    Internationale Partner gesucht
    Das sind Aufklärung, das sogenannte Airpolicing, das Erringen und Halten von Lufthoheit, sowie den Luft-Boden-Kampf. Auch für Szenarien, in denen Luft-Luft-Operationen nötig werden, will die Luftwaffe sich vorbereitet haben. Das sind Aufgaben, die auch in Zeiten des Cyber-Krieges noch in der klassischen Form wahrgenommen werden sollen. Für dieses Projekt sucht die Luftwaffe internationale Partner. General Müllner: "Dass wir mit den Amerikanern, Briten und Franzosen vor allem konzeptionell in der Abstimmung sind und sich unsere Vorstellungen decken – das ist im Wesentlichen der Fall."
    Wenn es dann zu einer Entwicklung kommt, sind weitere Partner denkbar. Aber auch eine Kauflösung schließt Müllner nicht aus. Ein solches Projekt habe auch industriepolitische Bedeutung, aber, "wir denken darüber nach, was wir militärisch für sinnvoll und notwendig erachten, stimmen das mit Partnern ab und versuchen dann zu überzeugen, dass unser vorgeschlagener Weg auch der richtige ist".
    Bis zu 20 Milliarden Euro
    Wenn Mitte der 2030er-Jahre vor allem der Tornado nicht mehr zu vertretbaren Kosten eingesetzt werden kann, wird das neue System benötigt. Das wird zurzeit untersucht. Müllner glaubt, "wenn wir dann 2018 wissen, wie das mit dem Tornado in den nächsten Jahren noch weitergeht, dann können wir deutlicher sehen, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Aber ich denke mal, irgendwo zwischen 2020, 2030 und 2035 wird dann ein neues Kampfflugzeug benötigt werden."
    Bei einer Entwicklungs- und Planungszeit von rund 20 Jahren drängt nun die Entscheidung, weswegen die Luftwaffe die Diskussion mit der interessierten Öffentlichkeit und dem Parlament aufgreifen will. Je nach Konzeption des neuen Systems rechnen Insider mit einem Kostenrahmen von bis zu 20 Milliarden Euro bis Mitte der 2030er-Jahre. Im Haushalt 2017, der zur Zeit vom Bundestag beraten wird, sind noch keine Mittel für dieses System eingestellt. Die Entscheidung darüber, ob das System geplant wird, fällt nicht mehr vor der Bundestagswahl in einem Jahr.